Freude kaufen

Das kleine Paulchen wandert nach dem Kindergarten mal wieder ziellos durch die Gegend, statt wie er sollte den direkten Heimweg zu nehmen. Paulchen ist erst 4 Jahre alt und seinem Alter entsprechend ein aufgewecktes, lustiges, ja gar neugieriges Kerlchen.
Er schlenderte durch die Straßen und blickte mal hier und mal da in einen Laden. Plötzlich sieht er wie sein Vater aus einem Haus gegenüber kommt. Reflexartig will er sich erstmal verstecken, doch dann siegt die Neugier. Außerdem ist er ja gar nicht so weit vom richtigen Weg nach Hause weg.

"Papa!", ruft das Paulchen, "Hier drüben, Papaaaaa!"
Der Vater zuckt merklich zusammen, als er seinen Sprössling entdeckt. "Aber... aber Paulchen, was machst du denn hier?!"
Paul erwiedert kleinlaut: "Nach Hause laufen, Papa? Und was hast du in dem Haus gemacht? Was ist das für ein Haus?" überfällt er den Vater gleich mit seinen Fragen.
Der Vater bekommt ziemlich rote Bäckchen und beginnt etwas zu zittern. "Was soll ich denn meinem Sohn jetzt sagen, OHGOTTOHGOTTOHGOTT!!!", denkt er. Doch dann fasst er sich und erklärt:
"Das, mein Sohn, ist - nunja - ein Freundenhaus."
Paulchen lässt nicht locker und fragt natürlich gleich nach, was man in so einem Freudenhaus so machen kann.
Ratlos kratzt sich der Vater am Kopf:
"Nunja Paulchen.... da in dem Freudenhaus... da kann man... nunja eben Freude kaufen."
Da Paulchen wohl merkt dass er keine weitere Antwort mehr bekommen wird lässt er locker.

Doch auch die Tage darauf lässt ihm die Frage keine Ruhe. Er muss unbedingt wissen was man denn da für Freude kaufen kann, deshalb schnappt Paulchen sich ganz heimlich sein Sparschweinchen und nimmt sich 50€ raus.
Nach dem Kindergarten begibt er sich dann ausnahmsweiße mal schnurstracks und auf direktem Wege zum Freudenhaus. Paulchen läuft auch rein und an den Tresen. Die Dame dahinter, in der Alltagssprache auch als Puffmutter bezeichnet, schaut den kleinen Jungen geschockt an:
"Ja wer bist denn du? und was willst du denn hier?"
"Ich bin Paulchen, und ich will für 50€ Freude kaufen, mein Papa hat mir nämlich gesagt hier kann man Freude kaufen." Stolz legt Paulchen sein erspartes auf den Tisch.
Die Puffmutter ist etwas überfordert, hat doch so ein kleiner Junge nichts in ihrem Etablissement zu suchen. Als sie jedoch seinen Erwartungsvollen Blick sieht nimmt die Dame das Geld und den kleinen Jungen in die Küche. Dort schmiert sie ihm liebevoll 50 tolle Marmeladenbrote.
Eine Stunde später kommt Paulchen freudig und pappsatt aus dem Freudenhaus herausspaziert. Sein Vater kommt ihm entgegen und erschrickt sich noch mehr:
"PAULCHEN, ja sag mal, was hast du da drin gemacht?"
"Stell dir vor Papi ich hab mir mit 50€ Freude gekauft!"
Der Vater verschluckt sich fast und fragt nur noch mit zittriger Stimme:
"Und...und wie war es?"
Paulchen antwortet träge:
"Erfüllend. Die ersten dreißig hab ich noch im Ganzen genommen, danach konnte ich nichtmehr, deshalb hab ich die letzten zwanzig nur noch geschleckt..."

© Schmusekatze

Gefällt mir!Gefällt mir nicht mehr!

3 Lesern gefällt dieser Text.

axel c. englert
noé
Uwe

Beschreibung des Autors zu "Freude kaufen"

Ja ich weiß, die Idee ist aus einem alten Witz geklaut, aber ich fand ihn so gut, dass ich ihn doch einmal ausformulieren wollte...

Diesen Text als PDF downloaden

Kommentare zu "Freude kaufen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.