Mit dem Megaphon der Eitelkeit

Mit dem Megaphon der Eitelkeit wird manche, an sich gute Tat, in alle Welt hinausgeblasen und verliert so ihren inneren Wert Mir gegenüber allsogleich ob deinem penetranten Tuten. Hast du hingegen je gesehn, dass Ich Mich brüstete ob einer neuen Leistung, so als ob Ich just vor aller Welt ein goldnes Ei gelegt und ausgebrütet hätte. Mach es dir zur Pflicht, ob dem, was dich allein betrifft, dezent zu schweigen und allerhöchstens ob des Freundes Wohltat einen Freudentanz zu inszenieren.
Nur wer bescheiden ist im Grunde seines Wesens, ist Mein Typ und kann aufs Allerschicklichste in seinem Tun befördert werden.
Die Wände haben Ohren, kann auch heissen, dass Ich alles, was geäussert wird, mit wachem Sinn gewahre und Mir so ein Urteil bilden kann über Wert und Unwert aller relevanten Menschentaten.
Alles noch so scheu Verborgene tritt in der Geistwelt alleweil zutage und bewirkt ein gutes oder miserables Echo über dir.
Wenn du ausruhst, bleibe nicht zu lange auf der Chaiselongue liegen, damit du’s nicht verpassest, deinen Mann im rechten Augenblick zu stellen und gewandt in Meinem Sinne vorzugehn. Sei rüstig Meiner Rüstigkeit zu Ehren und begreife, dass ein Werk, wie Meines, viel zu tun gibt in der gottergebenen Arena grandioser Taten. Ich will, dass jeder Meiner Geistespatrioten einem Helden zu vergleichen ist in seiner Wirksamkeit tagein, tagaus, dem nichts zu viel ist, um Galanterie und Schönheit, Menschenwürde und Vertrauen in Mich zu gestalten. Allein die Lebensliebe macht das Herz beständig, lichtvoll und wahrhaftig generös.
Wenn es dir gelingt, mit deiner nonchalanten Weise Mich zu bezirzen auf dem Götterthron, kannst du der Überfülle Meiner Gnadengaben sicher sein, die dich, wie frisch gepresste Taler, überschütten und wie nichts dein Wohl und deinen götterlichten Tatendrang begründen.
All so walte über dir als tapferer Gestalter einer Welt nach deinem, wie nach Meinem Gusto, worin sich lang und glücklich leben lässt gutmütig, gleichberechtigt, gottselig und gediegen.


© Ludwig Weibel


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