[…] so z. B. die Geschichte von Thales aus Milet. Es handelt sich bei ihr um einen finanziellen Kunstgriff, den man diesem Manne wegen seiner Weisheit zugeschrieben hat, der aber eine allgemeine Regel ausspricht. Als man ihn nämlich wegen seiner Armut verspottete, als ob die Philosophie zu nichts nütze sei, so soll er, der auf Grund seiner astronomischen Kenntnisse und Beobachtungen eine ergiebige Olivenernte voraussah, noch im Winter, mit dem wenigen Gelde, das ihm zu Gebote stand, als Handgeld, sämtliche Ölpressen in Milet und Chios für einen geringen Preis gepachtet haben, da niemand ihn überbot. Als aber der rechte Zeitpunkt gekommen war und plötzlich und gleichzeitig viele Pressen verlangt wurden, da habe er sie so teuer verpachtet, als es ihm beliebte, und so einen Haufen Geld verdient zum Beweise, daß es für die Philosophen ein Leichtes wäre, reich zu werden, daß das aber nicht das Ziel sei, dem ihre Bestrebungen galten. Auf diese Weise soll also Thales eine Probe seiner Weisheit erbracht haben; es gehört aber, wie gesagt, überhaupt zur Erwerbskunst, daß man sich in solcher Weise den Alleinverkauf eines Artikels zu verschaffen weiß. Deshalb gebrauchen auch manche Staaten dieses Erwerbsmittel, wenn es ihnen an Geld fehlt, und machen den Verkauf von Waren zum Staatsmonopol.


© Aristoteles


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Quelle: Politik I, 11.

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