Einen Buchsbaum (Buxus) zu haben ist sowohl erhebend als auch stets kinderleicht gewesen...bis sich vor ein paar Jahren der Zünsler breitgemacht hat. Dann war entweder Zeit wegzuschauen, oder zu verteidigen was halt gefällt.

Sehr gut gefallen haben mir anfangs die kleinen bläulichen Schmetterlinge. Manche von ihnen haben sich sogar bis in meine Küche verirrt. Sie sahen so zerbrechlich und anmutig aus, daß ich sie hochwillkommen hieß und mich ihrer väterlich annahm. Ich trug sie behutsam ins Freie, setzte sie sogar, verrückt und unwissend wie ich war, auch noch auf meinen wunderbaren, alten Buxus und lächelte versöhnlich in mich hinein...hatte ich doch ein gutes Werk getan.

Dann sperrte ich Augen und Ohren auf, als man mir berichtete wo überall zerfressene Bäumchen und Hecken herumstanden, die der Zünsler vom Leben zum Tode befördert hatte. Ich glitt in einen Schockzustand! Was sollte ich tun?

Man verriet mir es gäbe kein Mittel gegen den Schädling, man müsse ihn einfach nur dulden und dürfe nicht traurig sein, wenn etwas Liebgewordenes zufgrunde geht. Komischerweise bestaunten mich die Leute, als ich aufstand und ankündigte meinen Garten erretten zu wollen. Ich spürte wie sie mich heimlich auslachten, mich für einen Spinner hielten und mir des Unmögliche nicht zutrauten. Sie selbst wandten sich "weise" dem Unvermeidbaren zu...

Ich hingegen frönte meinem ganz persönlichen Wahnsinn: Falscher Pragmatismus, meinte ich, sei es, sich geschlagen zu geben, wenn man ganz persönliche Werte zu verteidigen hatte – und meinen Buchsbaum hatte ich viele Jahre gehegt und gepflegt. Ich wollte ihn einfach nicht verlieren.

Folglich bewaffnete ich mich und setzte mich nächtelang vor das Haus um Zünsler von ihren Untaten abzuhalten! Ich hatte eine Fliegenpatsche und eine Taschenlampe, meinen Mut der Verzweiflung, sowie die Ausdauer, meinen guten Freund, den Baum vor allen Anfechtungen zu beschützen! Ich hieß keinen Zünsler mehr willkomen, ich sah die Schädlingsbrut nicht mehr als anmutig und zerbrechlich an und ich ignorierte, daß sie einfach auch nur (auf meine Kosten) leben wollten...

"Leben ja, aber nicht um mir und meinen Schutzbefohlenen zu schaden!". So lautete meine Überzeugung... Als sie dann antanzten, in Schwärmen, wie die Heuschrecken, da schlug ich zu! Anfangs wollten sie es gar nicht fassen, daß da Widerstand aufkeimte, doch dann sahen sie sich auf einmal vor!

Sie wurden raffiniert, sie lernten schnell dazu: Während sie anfangs ganz offen, heiter gestimmt ihre Schäden anrichteten, so schlugen sie jetzt erstaunlich geschickt Haken, sobald sie den Lichtkegel meiner Taschenlampe erblickten und sie wichen nach allen Regelkn der Kunst, meinen Schlägen mit dem Patscher aus, nur um sich auf meinem Besitz massenhaft fortpflanzen können. Langer Rede kurzer Sinn: Am Morgen hatte ich, allen Widerständen zum Trotz, die Schlacht gewonnen. Mein schöner Baum stand gesund und unbefallen da wie eh und jeh. Aber um mich herum lagen unzählige "unschuldige" Schemtterlinge.

Heute bin ich klüger: Ich habe Maßnahmen ergriffen, daß sie erst gar nicht mehr antanzen können, diese wunderschönen, kleinen Teufelchen im Engelsgewand. Ich streue Gifte, ich verwende eine Art Mehl um sie von der Landung abzuhalten. Dadurch kann ich jetzt auch wieder besser schlafen. Das ist gut!!

Zünsleritis

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Zünsleritis"

Re: Zünsleritis

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 27.06.2023 9:55 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
unbekannte Worte, außergewöhnliche Situationen, neugierig gelesen.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Zünsleritis

Autor: Alf Glocker   Datum: 27.06.2023 11:26 Uhr

Kommentar: danke dir für deine interesse, lieber wolfgang

liebe grüße
alf

Re: Zünsleritis

Autor: Sonja Soller   Datum: 28.06.2023 10:06 Uhr

Kommentar: Gerne gelesen!!

Schön, lieber Alf, dass du Herr der Situation geworden/ geblieben bist, man muss nicht immer mit Gewalt Probleme lösen; da gibt es auch noch die sanfteren Methoden. Der Zünsler sieht das wahrscheinlich anders!!!!

Herzliche Morgengrüße aus dem naturliebenden Norden, Sonja

Re: Zünsleritis

Autor: Alf Glocker   Datum: 28.06.2023 14:32 Uhr

Kommentar: Dnke dir!

Herzl Grü. aus dem natuirliebenden Süden

Alf

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