Wenn dich dieses Thema streift, weißt du: sterben tun die andern; und das Problem der andern, ist das Problem der andern. Das gibt grünes Licht zum weiter gehen.
Vor allem ist jetzt nicht die Zeit darüber nachzudenken.
Die Bäume blühen, Zeit für Zärtlichkeit; der nächste Orgasmus schickt seine Phantasien voraus.
Diese lichtdurchfluteten Straßen, gefüllt mit Geräuschen. Nachts, Stöhnen, Zirpen, nur keine Stille. Solltest du da an ewige Lautlosigkeit, dein verwesendes Gewebe oder Asche, an ein Jenseits ohne was drin denken?
Tod ist überall, aber immer wo anders, eine absolute Selbstverständlichkeit. Sich über Selbstverständlichkeiten einen Kopf zu machen, ist einfach nur sinnlos. Da gibt´s Wichtigeres.
Du sollst leben bis ganz an den Rand. Dann wirst du schon weggeräumt, in Heimlichkeit entsorgt. Dir macht das nichts mehr aus und die andern werden nicht gestört, aufgewühlt von peinlicher Schönfärberei.
Weg ist weg! Wen interessiert schon die letzte Stunde, wenn dein Blick sucht, die rechte Hand die linke ergreift, streichelt, tröstet?
Jeder macht mal den letzten Atemzug, danach weiß der nicht mehr, dass den keiner mitgekriegt hat.
Solidarität, Identifikation mit dem Leid Lebender ist in Ordnung. Darüber kann man nachdenken. Die Sterbenden sterben doch sowieso.
Sich um andere zu sorgen, ist einfach nicht mehr modisch und „Gutmensch“ klingt immer irgendwie nach Trottel.
Außerdem wird alles professionell abgearbeitet, ohne belastende Gefühle.
Das Leben fordert so viel von dir.
Sterben ist nur Aushalten.
Wir sind auf Leistung geprägt!
Tod sein ist keine Leistung.
Der Tod passt also nicht in unser Leben.


© grauschimmel


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Kommentare zu "Gedanken über den Tod"

Re: Gedanken über den Tod

Autor: possum   Datum: 21.05.2015 1:31 Uhr

Kommentar: Ja eigenartig, obwohl er genauso zum Leben gehört, können wir ihn nicht brauchen, geschweige denn darüber sich Kopfzerbrechen machen ... aber wehe er klopft in eigener Umgebeung an ... in seiner grausigen Vernichtung wo er nur Lücken zurück lässt! LG!

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