Sich einfach nur in „Gut“ zu retten,
bringt leider gar nichts auf den Punkt –
auf einen schönen Ausgang wetten
kann keinen Hals aus Schlingen ziehen
und vor der Wahrheit ganz zu fliehen
ist auch nicht toll – und wenn man unkt
verliert man jeden Lebenstrost –
darum, ihr Lieben, sag ich „Prost!“

Da wend‘ ich mich ein bisschen ab,
genieß ein Gläschen Wein, der macht
mich fröhlich, holt mich aus dem Trab,
befreit mich aus der (bl)öden Not
im Kampf um’s täglich Prolo-Brot,
macht mein Herz leicht für eine Nacht,
in der ich von mir träumen will.
Mit mir hab ich auch noch Gefühl!

Dann denk ich wieder, wende meine Kraft
für alles auf, was nichts zu bieten hat,
für feine Kunst und Wissenschaft,
die oftmals im Delirium dämmert
(die Menschen sind zumeist behämmert),
bis ich dann wieder schlaff und matt
in meiner Schwierigkeit versinke.
Wer glaubt mir jetzt, daß ich mir stinke?

Den Mittelweg aus dem Dilemma finden,
ist angenehm, doch eben nicht so leicht,
denn da muss der Gedanke zünden,
den man durch Schwachsinn arg vermisst
(weil eine Muse nur freie Denker küsst),
den man durch Ehrlichkeit erreicht,
so man in Angst vor ihr nicht gleich vergeht.
Wie weiß man was „im Buche“ steht?

Das Buch ist nicht ein Buch des Glaubens,
das vielerorts erworben werden kann.
Auch Anleitungen des Beraubens,
wie man „Geschäft“ betreibt, gewinnt,
die taugen nur dem unverschämten Kind.
Die bringen nichts! Auch nicht irgendwann!
Im Reinfall liegt das Gute nicht begraben,
wir sollten schon was Besseres haben!

Das Beste haust sogar im sich Erkennen,
in der Erwähnung wirklich aller Dinge,
indem wir sie korrekt, bewusst benennen,
nicht in der Verschleierung des Wahren,
auch nicht im hehren Stolzgebaren.
Das liefert uns nur an die Schlinge,
die dem gebührt der „brav“ und tugendhaft,
sich gar im Recht glaubt, da er gewissenhaft!

Davon hat man schon viel zu viel gesehen!
Sie taten alle nur erwachsen ihre Pflicht!
Doch, anstatt beizeiten eigene Wege gehen –
das haben sie wohl nie erwogen –
man hat sich was zurecht gelogen,
das nützlich schien, doch man erhörte nicht,
was jedem sein Gewissen sagt,
wenn er ausnahmsweis' mal danach fragt.

Mir sollte das grundsätzlich nicht passieren,
ich stellte mich dem Strom der Zeiten quer,
ich lies mich nicht von der Gewalt rasieren,
die Diener braucht zum Überleben –
ihr wollte ich mich niemals übergeben!
Da blieb doch lieber meine Kasse leer.
Und darum prüfe ich mein Urteil ganz genau,
bevor ich jemand, sei’s ich selber, trau!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Auf der sicheren Seite?"

Re: Auf der sicheren Seite?

Autor: noé   Datum: 15.07.2014 7:39 Uhr

Kommentar: Wie schön, dass Du trotz leerer Kassen überleben konntest...
(Das war Sarkasmus.)
Auch Moralisten müssen essen und von irgendwas den Wein bezahlen, der sie so fröhlich sein lässt.
noé

Re: Auf der sicheren Seite?

Autor: possum   Datum: 15.07.2014 8:36 Uhr

Kommentar: Eigentlich ein schwieriges Thema ...! LG!

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