Ungeheuerlichkeiten

An dem Tag fiel mir auf, wie klein ich war, wie ich dort auf dem Boden kniete und um mich die großen Regale; und die Erkenntnis traf mich unnötig tief. Dabei sollte ich mit dem Gefühl bekannt sein: War ich nicht – obwohl von hohem Wuchs und aufrechter Haltung – ständig gezwungen, zu anderen aufzusehen? Kannte ich diesen Umstand nicht aus vergangenen Tagen, an denen ich als Mädchen und jüngstes Kind mit den Eltern, mit dem Bruder sprach? Doch erst an diesem Tag – es war ein Montag – fiel mir, kniend, wirklich auf, wie klein ich war. Um mich die großen Regale in diesem großen Haus, darin große Schriften und große Worte großartiger Menschen. Ich verharrte. Ich verharrte; und all das kam mir in den Sinn und beschäftigte mich. Und ganz gleich einem Kind, das in sein Spiel vertieft auf dem Boden sitzt und die Mutter vergisst, die gerufen, so kniete oder kauerte ich am Fuße der Regale. Und hätte jemand, zufällig vorbeigehend, mich beobachtet, er hätte sich wohl gefragt, vor wem ich mich verstecke. Das tat ich aber ganz und gar nicht, obwohl ein Betrachter wohl den Grund gefunden hätte, warteten doch auf dem Wagen neben mir Stapel von Büchern, die alle ihr Ruhebett in den Regalen ringsum durch mich zu finden trachteten. Aber meiner ersten Erkenntnis an jenem Montag folgte auf dem Fuße eine zweite, ungleich ungeheuerlichere; nämlich schien es mir so, als ob die Bücher pünktlich an ihren Platz zu stellen nicht das Wichtigste sein könne und als ob – und bei jenem Gedanken begann ich zu zittern – als ob ich als kleines, kauerndes Wesen immer noch wichtiger wäre als diese Stapel neben mir.

© Stefanie T.

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axel c. englert
noé
possum

Beschreibung des Autors zu "Ungeheuerlichkeiten"

Das ist eigentlich ein Experiment, ob ich in diesem merkwürdigen Stil schreiben kann - siehe, es funktioniert! ;-)
Das Thema verdanke ich einem Spontaneinfall, den Stil den Herren Poe und Huxley.

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Kommentare zu "Ungeheuerlichkeiten"

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