Mit dem Siegen verhält es sich so: Bis du es einmal zu einem Sieg schaffst, bist du oft niemand. Der Weg hin zum ersten Sieg ist schwer, meistens jedenfalls. Es gibt natürlich auch Glückspilze und echte Könner. Denen fällt die Sache mit den Siegen leichter. Aber für Leute wie dich und mich, vorausgesetzt du zählst dich nicht zu der Gruppe von Glückspilzen oder Naturtalenten, für uns sind Siege etwas Besonderes. Wir bekommen sie nicht geschenkt oder sind es gewohnt zu gewinnen. Nein, wir haben hart dafür gearbeitet, einen weiten Weg hinter uns.
So war es bei mir. Seit ich denken kann habe ich mit der Aussicht trainiert, irgendwann einmal vielleicht ganz oben stehen zu können. Es hat sich ausgezahlt. Ich wurde besser, ich arbeitete mich nach vorne. Ganz aus eigener Kraft stehe ich heute hier, wo ich bin. Es gab Rückschläge, Tage an denen nichts zusammen lief, an denen ich am liebsten einen Rückzug gemacht hätte. Aber ich habe nicht aufgegeben. Niemals, ich kämpfte.
Verbesserungen, dann wieder Niederlagen, es ging weiter nach vorne aber niemals ganz nach oben. Niemand kannte mich, applaudierte mir, meinen Ergebnissen wurde keine Achtung gezollt.
Ich schaffte es mich in der Weltspitze festzubeißen. Das war ein erster großer Schritt. Mein Name wurde öfter in den Mund genommen und niedergeschrieben. Und dann war es endlich so weit. Der große Tag kam, mein bis dato größter Tag.
Ich kam, kämpfte und siegte. Ich will nicht lügen, es war nicht so, dass ich schon beim Aufstehen spürte, der Tag würde fantastisch werden. Es deutete sich im laufe des Tages jedoch an. Und im entscheidenden Augenblick war ich da, voll und ganz fokussiert. Da zahlte sich das jahrelange harte Training aus. Ich wurde gefeiert, endlich! Und in Zukunft sollte ich auch beachtet werden. Ich stand auf den Listen der potentiellen Sieger und ich wusste, ich war so weit.
Etabliert an der Spitze, fester Bestandteil der besten der Welt, ein Hochgefühl. Von kurzer Dauer aber. Ich merkte schnell, dass mir das nicht mehr genügte, ein Sieg war nicht mehr genug.
Warum? Nun ja, über das Siegen sollte außerdem gesagt sein, dass es süchtig macht. Hat man einmal das Gefühl erlebt, wie es ist ganz oben zu stehen, dann will man es immer und immer wieder auskosten. Und wenn es nicht gelingt, man einen schlechten Tag erwischt, dann gibt es keine Ausreden für den verpassten Sieg. Man erwartet ja selbst am meisten von sich.
Ja, es ist kein Leichtes und auf keinen Fall wird es einfacher, wenn man den ersten Sieg in der Tasche hat. Das ist die Erfahrung die ich gemacht habe.
Man kämpft, gewinnt und verliert. Das ist der Lauf der Dinge. Aber die Niederlagen kann man nicht mehr akzeptieren. Denn das Siegen macht abhängig und nimmt von da an all deine Kraft in Anspruch.
So ist das mit dem Siegen nun einmal.


© GirlLulu


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Kommentare zu "Über's Siegen"

Re: Über's Siegen

Autor: noé   Datum: 17.01.2014 18:30 Uhr

Kommentar: Schön geschrieben - aber ein hartes Leben fürderhin.
noé

Re: Über's Siegen

Autor: GirlLulu   Datum: 17.01.2014 18:52 Uhr

Kommentar: Dankeschön :)

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