Ich habe die Luft angehalten und wusste nicht mehr,
ob ich zuletzt ein- oder aus geatmet habe.
Dann habe ich in die falsche Richtung geatmet.
Reflexartiger Instinktsverlust schwindelt mich an!

Ich habe so lange Inne gehalten und wusste nicht mehr,
wieso ich in mich kehrte.
Man könnte davon ausgehen, dass jemand der so lange in sich fegt,
aufgeräumt genug ist um sich zu überschauen.
Ich stehe wie ein Bademeister am Rande des Wahnsinns.

Seit achtzehn Jahren auf der Suche und immer noch nicht
"zurecht" gefunden.
Ich liebe die Nächte mit all ihren Geschichten:

Blasse Gesichter, zitterndes Licht. Große Augenblicke, strahlende Menschen.
Bahnen ziehen auf der Tanzfläche, das Festmahl.
Das Festmahl fest halten, locker lassen.
Gesichter schweben herrenlos durch die Luft.
Köpfe rund durch Seifenblasen, rauchen, lachen, platzen.

Biete Geld gegen Raum, die Phantasie liegt bei mir.
Biete Geld gegen Substanzen.
Namen tauschen und vertauschen.
Gesichter mit der gleichenGültigkeit wie meines.

Hinunter stampfen in meine eigene kleine Welt,
Ausdruckstanz.
Ich vergesse alles was ich gelernt habe,
nehme Bonbons und rede mit Fremden.

Seit dem ich 'denken' kann, bin ich unzufrieden.
Entweder ist das die Grundlage, oder der Ursprung.
Im Abgrund tobt mein zweites Leben,
ich lege Verstand beiseite, schicke Probleme ins Weite.
Das Problem findet statt,
ich bin Grenzen & Zügel los, wohlig & satt.

Wir sind was wir können und machen was wir sind.
Grade erwachsen und am Sonntag ein Greis.
Mein Gesicht blasser, meine Stirn nasser, mein Blick abgestumpft vom Abenteuer.
Die ganze Nacht so viel gesehen, hab sie grade noch so im Stehen verbracht.

Ein Stehaufmännchen taumelt auch bevor es sich fängt.

Heute hier, diese Nacht, ist sie es was uns ausmacht?
Ist morgen da, der Tag, der über uns zu urteilen mag?
Das Ungewisse vergewissern, die Realität betrügen und umgehen?

Wo sind die Leute? da sind doch noch Laute!
Ich drehe mich nach rechts, ich drehe mich nach links.
Erhebe meinen Oberkörper und lasse ihn fallen.
Schließe die Augen - keine Leute, keine Laute.

Das waren wieder zwei schöne Tage, was habe ich nochmal gemacht?
Fühlt sich so an als hätte ich viel gelacht, vielleicht zu viel?
Weil mir heute nichts mehr Freude macht.


© LicentiaHomosapie


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Kommentare zu "Nachtgeschichte"

Re: Nachtgeschichte

Autor: Ralf Risse   Datum: 18.08.2013 14:16 Uhr

Kommentar: Was für ein ausdrucksstarkes und reflektierendes Wortgewitter,alle Achtung! Gruß Ralf

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