Liebe Mama, dies ist ein Brief an dich, den ich nie abschicken werde.
Du würdest es eh nicht verstehen.

Seit ich klein bin hatten wir kaum Geld, ich musste alte Klamotten tragen, und wir hatten nicht viel zum Leben. Trotzdem habe ich mein Leben geliebt.
Früher hatten wir viel Spaß, ich habe dir vertraut, und über alles mit dir geredet.

Heute ist das anders.
Ich habe eine Ausbildung angefangen, und musste dir Geld abgeben.
Du konntest nichts dafür, aber ich hatte kaum etwas für mich, und trotzdem war nie etwas übrig vom Geld. Du hast geraucht und getrunken, und deinen Freund mit durchgefüttert.
Jahrelang habe ich es akzeptiert, und all mein Geld für euch geopfert.
Trotz Streit und Anschuldigungen habe ich dich immer geliebt und war dir nicht böse. Du bist meine Mutter, und jeder macht Fehler.

Dann wollte ich mein Leben selbst in die Hand nehmen, bin ausgezogen.
Du hast es nicht verstanden. Meintest mein Freund wäre es schuld.
Er würde mich beeinflussen und unterdrücken.
Aber auf dich selbst hast du nie geschaut. Immer waren es die Anderen.

Anschuldigungen, dass ihr verhungert wenn ich ausziehe und euch kein Geld gebe waren die tägliche Prozedur.
Doch wenn ich zu Besuch kam habt ihr so viel teure Dinge gehabt.
Nicht so wie früher, wo wir nicht wussten ob wir genug Geld für Brot haben.
Mittlerweile werde ich sogar angelogen, und ihr habt mein Geld weggenommen.

Und dann kommen Beschuldigungen dass ich es selbst schuld bin, wenn ich mein Leben nicht richtig leben kann? Wenn ich jetzt kein Geld hätte und mir nichts aufbauen kann?
Nein Mama, das sehe ich nicht ein.

So viele Jahre habe ich dich unterstützt, dir geholfen, und dir nichts übel genommen. Jetzt, nachdem du mich nur noch beschuldigst will ich nicht mehr.

Mama, sei froh, dass ich dir das hier nie zeigen werde.
Denn ich will dich nicht so verletzen wie du es bei mir getan hast.

Deine dich immer noch liebende Tochter


© Faye


3 Lesern gefällt dieser Text.





Beschreibung des Autors zu "Ein Brief, den ich nie abschicken werde"

Ein Brief an meine Mutter. Abschicken werde ich ihn wohl nie,
aber es tut gut einmal schwarz auf weiß zu haben, was einen belastet.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Ein Brief, den ich nie abschicken werde"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Ein Brief, den ich nie abschicken werde"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.