Du hast den Schlüssel auf den Tisch gelegt, es fiel manch böses Wort.
Du nahmst den Koffer in die Hand und gingst für immer fort.
Hab dir durch’s Fenster noch nachgeschaut, mein Herz war wie ein Stein.
Stand einfach da mit leerem Blick und fühlte mich so klein.

Nachher weiß man’s immer besser, nachher ist man klug.
Doch wenn es drauf ankommt, weiß man nie genug.
Nachher wissen’s alle besser, wissen, wie es geht.
Doch wenn es drauf ankommt, ist es meist zu spät.

Er hat sich nicht so viel aus ihr gemacht, und sie saß jeden Abend da,
hat nur geweint und nachgedacht, auf einmal war’s ihr klar.
Ihr Mann ließ sie so oft allein, doch jetzt war endlich Schluss,
sie nahm das Kind und ging, stieg in den nächsten Bus.

Nachher weiß man’s immer besser, nachher ist man klug.
Doch wenn es drauf ankommt, weiß man nie genug.
Nachher wissen’s alle besser, wissen, wie es geht.
Doch wenn es drauf ankommt, ist es meist zu spät.

Sie hatte ihren Vater schon seit Jahren nicht mehr gesehn
Jetzt, wo er alt war, wollte sie noch einmal zu ihm gehn.
Ganz lang stand sie vor seiner Tür, dann sprach ein Nachbar sie an,
ihren Vater finde sie auf dem Friedhof nebenan.

Nachher weiß man’s immer besser, aus Fehlern wird man klug.
Doch wenn es drauf ankommt, weiß man nie genug.
Nachher wissen’s alle besser, wissen, wie es geht.
Doch wenn es drauf ankommt, ist es meist zu spät.


© Ulrich Kusenberg


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