Der alte Larsson war so’n richtig toller Seemann,
doch dann verließ ihn plötzlich – wie man sagt – das Glück.
Und man erzählt sich, wie es war, dort auf dem Meer bei Gibraltar,
denn von dort kam Larsson niemals mehr zurück.

Es war ein Tag, den keiner wird so schnell vergessen.
Der Wind sprang um, die Segel hielten kaum noch stand.
Die Wellen schlugen über Bord und rissen manches mit sich fort,
so wie’n Riese mit ner unsichtbaren Hand.

Auf einmal sahn sie in der Nähe einen Segler,
kein Mann am Steuerrad und niemand war an Deck,
nur in der Höh auf Mast und Rah da brannten Feuer sonderbar.
Der alte Larsson war ganz still und stumm vor Schreck.

Dann plötzlich kam ein „Schiff ahoi“ durch Gischt und Branden,
und eine Stimme rief - das war kein Menschenmund:
„Hey Larsson, komm, du alter Mann, dein Lebenswerk ist längst getan.“
Das war am Abend um die siebte Stund.

Der Segler war auf einmal weg. Wie Luft zerflossen.
Und auch der Alte wurde niemals mehr gesehn.
Ein jeder witterte Betrug. War das jetzt Posse oder Spuk?
Wie sie’s auch wendeten, sie konnten’s nicht verstehn.

Und als sie endlich dann zu Haus an Land gestiegen,
da sahn sie oben auf dem Sandweg Larsson’s Frau.
Ganz blass und starr war ihr Gesicht, doch eine Träne sah man nicht,
dass Larsson tot war, wusste sie genau.

Sie hatte Larsson noch gesehn an jenem Abend,
als sie allein zu Haus war um die siebte Stund.
Das Wasser floss ihm sonderbar aus seinem Bart und seinem Haar,
Es kam kein einzges Wort aus seinem Mund.

Der alte Larsson war so’n richtig toller Seemann,
doch dann verließ ihn plötzlich – wie man sagt – das Glück.
Und man erzählt sich, wie es war, dort auf dem Meer bei Gibraltar,
denn von dort kam Larsson niemals mehr zurück.


© Ulrich Kusenberg


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