16.07.2005 16:00 Uhr New York City
Eigentlich war ich nie ein wirklich normales Mädchen gewesen. Ich meine, nicht jeder wird bis zu seinem 16 Geburtstag zu Hause unterrichtet. Ich hatte dieses "Privileg" wie meine Eltern es nannten. Nun ja, wir lebten in New York City, mein Vater ist ein gutverdienender Geschäftsmann und meine Mutter Professorin an einer Uni hier. Ich und meine Schwestern wurden zu Hause unterrichtet, weil meine Mutter meinte, dass das, was man an "normalen" Schulen lernen würde, würden wir später eh nie wieder brauchen. Ich hatte nicht viele Freundinnen, nun ja, streng genommen garkeine. Meine Eltern wollten nicht, dass ich mich mit normalen Durchschnittsmädchen treffe. Die würden mich nur verblöden und dann würde ich das Niveau unserer Familie runterziehen. Einen Vater als Geschäftsmann, eine Mutter als Professorin und eine ältere Schwester als angesehenste Anwältin New Yorks. Unsere Familie war nunmal sehr angesehen und das sollte auch so bleiben.

17.07.2005 15:34 Uhr New York City Flughafen
Scheiße, was ist nur los? Vor ein paar Minuten saß ich noch nichts ahnend in meinem Zimmer und haben für den "Nachmittagsunterricht" gelernt und jetzt sitze ich im Flugzeug auf dem Weg zu irgendeiner geheimen Militärbasis... Auf dem Weg hierher hat Vater alle Hauptstraßen gemieden und am Flughafen war das reinste Chaos. Ich habe keinen Plan, was hier abgeht, aber es scheint nichts Gutes zu sein.

17.07.2005 21:15 Uhr japanisches Meer
Ich weiß zwar immer noch nicht, was los ist, aber mittlerweile sind wir auf einem U-Boot mitten im japanischen Meer angekommen. Vater hat mit dem Kapitän geredet und ziemlich besorgt ausgesehen. Zu meiner Mutter, meiner Schwester und mir meinte er aber, das es keinen Grund zur Sorge gibt. Der Kapitän, Herr Usiu Nara, hat uns erstmal jedem eine Kajüte zugeteilt und gesagt, wir sollen es uns gemütlich machen. So weit ich weiß sind wir hier auf irgendeinem japanischen Militärsuboot. Könnte mir bitte jemand sagen, was hier los ist?????

"Miss Naomi von Manhattan? Würden sie mir bitte die Tür öffnen?" "Natürlich" Ich ging zur Tür und öffnete. Vor der Tür stand ein junger Mann. "Dürfte ich reinkommen?", fragte er mich. Seit ich auf diesem U-Boot bin hat noch keine der Soldaten mit mir geredet, aber irgendwie war hier eh alles etwas anders als zu Hause. Naja, auf jedenfall ließ ich den jungen Mann in mein Zimmer kommen, oder besser in meine Kajüte. "General Usui Nara und ihr Vater möchte mit ihnen reden. Bitte begleiten sie mich in den Generalsraum." "Okay" Ich folgte dem jungen Mann aus meinem Zimmer raus und zu einem großen Konferenzsaal. Dort stand mein Vater mit General Nara über einer Weltkarte, die auf dem Tisch ausgerollt ist. "General, hier ist Miss Naomi." "Gut. Abgetreten." Der Soldat verließ den Raum. "Naomi, komm mal her.", sagte Vater und ich ging zu ihm. Dabei viel mir auf, dass der Konferenzraum mit Bildern von wichtig wirkenden Männern und Frauen geschmückt war. Als ich neben Vater stand, begann er zu erzählen. "Sicher ist dir auf unserem Weg hierher aufgefallen, dass etwas mit New York nicht stimmt. Oder?" "Hat die Purge wieder angefangen?", fragte ich. "Nein, die Purge hat nicht angefangen. Etwas viel schlimmeres hat begonnen und wir in absehbarer Zeit auch bestimmt nicht wieder enden. Wir wissen nich nicht genau, was es ist, aber deine Mutter meinte etwas von einem Virus, den sie auchschon im Labor untersucht hat. Wir werden wahrscheinlich auch nicht wieder nach Hause zurückkehren. Deshalb war General Nara so freundlich und stellt dir Sergeant Lucy Haruno zur Verfügung." General Nara rief Sergeant Haruno herein und eine junge Frau mit kurzen braunen Haaren und einem Militärsoverall betrat den Raum. "Zur Stelle, General!" "Das ist Sergeant Lucy Haruno, sie ist eine unserer besten Soldaten und wird dich hier fit machen für das, was da draußen auf dich wartet." "Guten Tag", sagte Lucy Haruno. "Guten Tag. Ich mit Naomi von Manhattan. Schön sie kennenzulernen.", sagte ich. Das wird sicher nicht der Beginn einer tollen Freundschaft. "General? Ich bräuchte als erstes einen Oberall und eine Grundausrüstung für Fräulein von Manhattan.", sagte Lucy in einem scharfen Ton. "Genehmigt. Ich hoffe doch sehr, dass sie aus Naomi eine gute Soldatin machen werden. Alles Nötige genehmige ich ihnen. Treten sie jetzt ab!" "Zu Befehl, Sir!", sagte Lucy mit lauter Stimme. Ich folgte ihr aus dem Raum. "Also erstens Kleine, ich habe keinen Bock hier deinem Babysitter zu spielen! Ich werde dich auch nicht mit Samthandschuhen anfassen, sondern dich wie einen gewöhnlichen neuen Soldaten behandeln. Ich bin nicht der Typ, der sich gerne mit kleinen Kindern die Zeit vertreibt."

17.08.2005 19:00 Uhr japanisches Meer
Einen Monat ist es jetzt her, dass ich auf diesem Schiff bin. Ich kann nur sagen, mir tut alles weh. Ich hatte doch nie vor, irgendwann mal zum Militär zu gehen und schon garnicht zum Japanischen. Jeden Tag muss ich um 4:30 Uhr aufstehen und erstmal "leichtes" Morgentraining machen: 50 Liegestütze, 100 Kniebeugen und dann noch joggen. Man das ist echt anstrengend. Am Nachmittag sind dann Training im Fitnessstudio, Waffenkunde und Mechaniklehre dran. Die sollen mich hier doch nicht auf den Krieg vorbereiten. So sind die ja nichtmal bei der Purge trainiert worden. Ach die Purge, oder Säuberung, wie sie auch genannt wird...Ich frage mich, wie es wohl den Leuten geht, die am Flughafen keinen Flug mehr bekommen haben. Und überhaupt weiß ich nur was von einem Virus, der ausgebrochen sein soll. Woher wollen die das denn wissen? Die wissen doch garnicht, was da draußen abgeht! Obwohl, ich weiß es auch nicht...


© Dragoneye00


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