Tunnel Sci-Fi Trilogie
1) Das Königreich der Tausend
2) Halbwelt
3) Die letzte Krise

1) Das Königreich der Tausend (XII) Unterricht
Patchara und Henley verbringen die meiste Zeit zusammen.
Immer schön unauffällig in Reihe zwei. Bei den Multi-Fächern
ist ab jetzt auch jedes Mal Svinenysh mit von der Partie.
Im Fache Interregionskommunikation steht für jeden Schüler
ein Referat auf dem Programm. Eine kurze Vorstellung der
Heimat und deren Gebräuche.
Die meisten werden dies auch mit einem kurzen Vortrag an
der Tafel abhandeln, alle bis auf Svinenysh. Dieser will die
Ruba-Musik vorstellen und auch dazu tanzen. Es kommt sogar
noch schlimmer: Jetzt sucht er einen Background-Tänzer,
damit der Auftritt gewichtiger wird. Mit riesiger Schnute und
gewaltiger Trauermiene schleicht er gerade an Henley und
Patchara in der Kantine vorbei.
„Was ist denn mit Dir los?“ fragt der junge Prinz den
zerstreuten Ruba. „Ah, ohjemineh, fragen ich alle, keiner
tanzen mit mir. Dabei einfach ists ganz schön.“ Sofort fängt er
an einen Ruba-Dance aufzuführen. Das sieht zum kichern aus.
Mehr oder weniger alle Gliedmaßen werden gleichzeitig
geschüttelt, die Beine stottern durch die Gegend, seine
Schultern zucken wild.
Patchara muss einfach lachen. Dies ist ein schwerwiegender
Fehler. Sofort blinzelt Sie Svinenysh hoffnungsfroh an. Er
scheint alles Glück der Welt gefunden zu haben. „Gefällt das
dir? Helfst du wollen mir?“ Sagt er mit glühenden Augen und
breitester Strahlemiene.
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„Nooja,“ beginnt Sie, doch Svino platzt freudig los: „Ganz
einfach, toll einfach ganz. Zeigen ich, du dabei, Juhuuh!“
Patchara schaut vorsichtig rüber zu Henley doch dieser hebt
nur die Schultern an und dreht die Handflächen nach außen.
„Hoho, Krass, Trallala“ singt Svinenysh „Patschala macht
mihihit“ und fängt wieder an zu zucken.
„Aber Svino, du bist doch viel schneller als ich…“ sagt Sie
hilflos denn Sie weiß bereits, das es zu spät war. Den Schuh
hat Sie nun an. „Du tanzen background und ich Spot. Ich dir
gleich schick Lied auf Comm!“
Er tippelt und blinzelt mit seinem Ruba-Comm, welches etwas
klobiger als sein menschliches Gegenstück war, wegen den
runden Fingerspitzen.
Kurz darauf surrt schon Patcharas Telco, sie drückt einen
Knopf, dann geht das Gedudel auch schon los. Mann, ist das
schnell. Zum Schwindlig werden. Patchara sieht sofort Henley
hilflos an, doch diesmal ist keine Unterstützung zu erwarten.
Er zieht eine freudig-gespannte Grimasse.
Bestens gelaunt auch Svinenysh. Dieser macht sich tänzelnd
und zuckend von dannen. Er mutiert sozusagen rüber zu
einem Artgenossen. Dann verschwindet er denn er hat ein
single-species Fach genau wie Henley .
Tatsächlich ist nun Schluss mit Lustig beim jungen Prinz. Die
erste Stunde Militärgeschichte fängt in zwanzig Minuten an.
Das ist schon schlimm genug, schlimmer aber ist das seine
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gute Freundin Patchara nun eine Freistunde hat. Neben wen
soll er sich bloß setzen? Herold?
„Also dann“ sagt er traurig „ich mach mich mal vom Acker.“
„Ach, wird bestimmt ganz gut“ antwortet Sie „wirst sehen.
Aber erzähl mir dann alles!“
„Ok“ antwortet Henley ohne Begeisterung und schlurft rüber
zur Schlachtbank, ins Militärgebäude.
Dort angekommen spürt er zum ersten Mal wie wenige er in
den vergangenen zwei Wochen eigentlich kennengelernt hat.
Er ist so ausgefüllt mit Patchara und Svinenysh das für
sonstige Leute nur ein Bla übrigbeibt.
Herold inklusive Buhlschaft ist, wen wundert’s, auch da doch
Henley interessiert das erst mal weniger.
Ein Junge mit wilden blonden Haaren fällt Ihm mehr auf. Was
ist da los? Der ist kleiner, mindestens ein Jahr jünger. Aber er
scheint ihm vernünftig, also geht er hin.
„Hallo, ich bin Henley. Bist du schon die ganze Zeit in Stufe
eins?“ fragt er. Der wild aussehende Junge nimmt seine
Augen vom Comm. „Hi, ich bin Mikkel. Nein, nein. Ich bin erst
gestern angekommen. Normalerweise würde ich eh erst
nächstes Jahr eingeschult werden, aber Sie haben bei mir
eine Ausnahme gemacht…“
„Aha“ meint Henley kurz. Er verwendet einen alten Trick aus
dem wahren Leben: wenn man aufhört zu fragen fangen Sie
an zu erzählen.
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„Ich bin Mikkel Silva“ beginnt der neue Klassenkamerad:
„Mein Onkel Nef leitet das Vex-Grave. Hast du davon schon
mal was gehört?“ fragt er.
„Ja klar“ sagt Henley „ auch wenn ich drüben vom Indi bin.“
„Vom Indi? Tatsächlich? Sieh mal an. Dann bist du ja
sozusagen High-Society. Ich dachte die steht da drüben.“
Er dreht seinen Kopf rüber zu Herold. Henley grinst: „Ball
flach halten! Verglichen mit Dem bin ich allerhöchstens CPromi.“
„Hast du das Fach wenigstens freiwillig gewählt?“ fragt der
neue Kategorie C Star. „Häh?“ antwortete Mikkel „aha, so ist
das also, lol. Ja ich zieh mir das mal zwanglos rein obwohl mir
Robo-Technik lieber ist. Nächstes Jahr startet mein Kybernetik
Praktikum oben auf dem Vex. Deshalb haben Sie meine
Einschulung um ein Jahr vorgezogen.“
„Ruhe hier!“ knurrt jemand barsch im vorrübergehen. Es war
Liubomir Iliev, der Lehrer. Böse schaut er beide, Henley im
Besonderen, an.
Dann geht er vor zu Herold und seine Körpersprache schlägt
sofort um. Er macht einladende, anerkennende Gesten. Er
zieht ihn und seine Traube quasi hinter sich in das
Klassenzimmer rein. „Das kann ja heiter werden“ sagt Henley
zu Mikkel, dann setzen auch Sie sich in Bewegung.
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Das Begrüßungskomitee in Form von Iliev steht schon parat:
„Erst schwätzen und dann als letzte eintrudeln. Hier, vorne in
der ersten Reihe ist noch Platz!“
Einige Drohnen kichern. Henley denkt sich nur „oh nein“, aber
was soll er machen? Also nehmen beide vorne außen Platz.
Mikkel schert dies wenig. Weder das Gelächter, noch die
Traube. Solche Lehrer-Aktionen schaffen was
Außergewöhnliches: Freundschaft.
Ja, eines muss man auch Ihm, Herold, zugutehalten. Diese
Szene eben war Ihm egal. Sein Status ist konkurrenzlos. Er
weiß: Er ist die Nummer eins. Klar bringt so ein Abwatschen in
der ersten Stunde bei manchen Schleimern beste Laune.
Besonders aus den Reihen seiner Traube. Herold jedoch nahm
davon keine Notiz. Die Stupser seiner Gefolgschaft ignoriert
er jovial.
Der junge Prinz Herold von Westarp… was ist er für ein
Mensch? Auch wenn er sich mit seinen Jungs unterhält so hat
man doch den Eindruck dass er wenig von sich preisgibt. Wie
schaut es in Ihm aus? Belanglose Gespräche bringen da wenig
Antwort. Er behält sich was im Hintergrund. Nun ja, streng
genommen ist dies zulässig. Wer schon will Ihm da einen
Strick draus drehen?
Auch die weitere Stunde verläuft unangenehm für Henley.
Ständig ist er den Blicken der Maden ausgesetzt.
Liubomir Iliev beschränkt sich zum Glück darauf den Rest der
Stunde damit zu verbringen, das alte Königreich zu
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lobpreisen. Er erzählt dabei wirklich uralten Käse, Ereignisse
die mehrere Tausend Jahre zurücklagen. Jetzt referiert er
gerade über vergessene, traditionelle Nahkampftechniken.
„Wen interessiert’s?“ denkt sich Henley „Mann, wann ist die
Stunde endlich vorbei?“
Nun, als sie dann tatsächlich vorüber war lachen ein paar
Drohnen erst mal in seine Richtung. Unter Ihnen auch ein
klobiges Mädchen mit roten Haaren. So robust wie die gebaut
war geht sie gerade noch als solches durch. Ganz klar, dass so
ein Kaliber Militärgeschichte belegen muss. Auch das Sie im
Dunstkreis Herolds auftaucht ist nur natürlich.
Mikkel verabschiedet sich vom jungen Prinz, er hat irgendwas
Verwaltungstechnisches zu tun. Er murmelt was von
Sekretariat und Hippolyta Schabernack.
Deshalb geht Henley allein rüber zum Gemeinschaftsraum
direkt neben der Kantine. Dort angekommen sieht er
Svinenysh und Patchara beisammen an einem Tisch sitzen.
Der erste rudert mit den Armen und schaut animierend rüber
zur zweiten. Diese sitzt da, die Ellbogen auf den Tisch gestützt
und den Kopf zwischen beiden Händen. Henley weiß sofort
was das zu bedeuten hat.
„Na, beim Training? Fragt er in die Runde. „Gerade zurück
ich“ plappert Svino los „schau, zeigen ich Patschala, wird das
sssuper.“
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Diese sieht Henley hilfesuchend an und entdeckt auch einen
Grund, zumindest kurzfristig, das Thema zu wechseln.
„So jetzt sag mal: Wie war die erste Stunde?“ fragt Sie Ihn.
Henley will gerade antworten, als Ihn eine kräftige weibliche
Stimme übertönt.
„Wuäh, schaut euch diee an! Wie die aussieht!“ Es ist das
stämmige Mädchen von vorhin und sie meint damit Patchara.
Ihr Name ist Margot Rottweil. Der Name lässt es vermuten:
Sie ist die zwölfjährige Tochter des Bruders der persönlichen
Assistentin des Generalmajor Rebelkov.
Sie stichelt weiter: „Ich sag: Alle in einen Sack und zurück zum
Indi!“ Einige Ihrer Begleitpersonen kichern. Eine schleimt
sogar „Wie recht du hast, liebe Margot.“
Patchara zieht die Augen ein bisschen zusammen, sieht aber
weiter zu Henley. In Ihnen ist zu einiges zu lesen: Was ist das
für eine? Was soll das? Aber auch: Wie dumm ist die denn?
Ansonsten ignoriert Sie den Angriff geschickt, genau wie
Svinenysh, obwohl dieser es überhört, weil er zwei Knöpfe im
Ohr hat und sich gerade das neueste Ruba-Medley aus dem
Netz reinzieht.
Henley ist noch immer auf keinerlei Konfrontationskurs.
Leicht hätte er genau das sagen können was Margot definitiv
am wenigsten gern gehört hätte. Oh ja, er könnte Sie ganz
gewiss ärgern, stattdessen sagt er nur: „So viel zum Thema
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Militärgeschichte. Muss ich noch mehr sagen?“ Patchara
schüttelt leicht den Kopf.
Margot macht noch eine abfällige Geste in Ihre Richtung,
dann ist die Meute auch schon vorbeigezogen.
Ein anderes Militärgeschichte-Problem spukte aber noch in
Henleys Kopf herum: „Wenn ich nur wüsste was dieser Iliev
gegen mich hat…“ sagt er vor sich hin. Patchara macht große
Augen. Sowas behält sie im Gedächtnis.
Am nächsten Tag steht dann fest, das Svinenysh per Los
ausgewählt worden ist als erster seinen Vortrag abzuhalten.
Gleich in der nächsten Stunde Interregionskommunikation ist
er dran.
Das bringt Ihn völlig aus der Bahn! Gerade mal zwei Tage
noch! Ständig surrt Patcharas Comm und die Lieder die er
übermittelt werden immer verrückter. In die höchsten
Oktaven schwingen Sie sich bei geschätzten 200 BPM.
Bei einem davon sagt Patchara „Stopp!“. Es ist das kürzeste
von Ihnen allen. „Galactic“ heißt es und ist gerade mal 2:41
Minuten lang.
Svino sieht sie an: „Aaah, magst du Galactic! Jaaa! Jeder
kennen auf Trymoo, alle Ruba lieben! Wir proben gleich.
Komm, suche ich Raum.“
Es ist eh gerade Schulschluss also zuckelt der junge Ruba los,
Patchara schlurft mit hängendem Kopf hinterher. Henley
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drückt Sie kurz und muntert sie auf. „Sei froh dass es bald
vorbei ist. So ist‘s doch am besten. Wird schon werden!“
Naja, Begeisterung sieht anders aus. Also kriecht sie Ihm noch
immer in gebückter Haltung hinterher. Patchara kann froh
sein das Margot Rottweil keine Interregionskommunikation
belegt. Das wäre ein gefundenes Fressen für Sie.
Freilich waren die anderen Fächer des Alanis auch
interessant. Zeitweise schleicht dann selbst Mikkel Silva mit
um die Kurven, aber größtenteils bleibt er allein. Genau wie
sein Onkel Nef oben in diesem mysteriösen Gefängnis ist auch
er eher ein Einzelgänger.
Er belegt zudem andere, meist Technische Fächer.
Interregionskommunikation interessiert Ihn dagegen recht
wenig. Klar findet einer vom Kaliber Mikkel Silva Anschluss,
auch wenn er der jüngste Schüler des gesamten Alanis
College war. Wahrscheinlich handelt es sich bei Ihm sogar um
den jüngsten überhaupt, obwohl dies reine Vermutung ist.
Regis Vekter wüsste das genauer.
Sagen wir‘s mal so: Aus unserem Triumvirat ist keine
Quadriga geworden obwohl Mikkel sowohl Patchara „Hallo,
schön dich zu treffen“ als auch Svinenysh „Aha! Du bist klein!“
vorgestellt wurde.
Im Gegensatz zu Mikkel ist Interregionskommunikation ein
Riesen-Thema bei letzterem und auch bei Patchara. Nächste
Stunde schon sind sie dran, dann rollen Ihre Köpfe.
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Leider, unerwartet, fällt die Guillotine jedoch noch früher.
Gerade stolziert eine Gruppe flott um die Ecke, in den Flur
unserer drei Helden.
Es ist die Mädchen-Gang um Margot Rottweil, auch ein, zwei
Kerle sind darunter. Margot hat eine zerstörerische,
triumphierende Fratze aufgesetzt. Schon von 15 Meter
Entfernung schreit Sie:
„Aaah, sie mal an, da sind ja die Tänzer!“ Alle aus Ihrer
Gefolgschaft lachen laut, selbst Svino schaut in Ihre Richtung,
er sieht Sie ja nun zum ersten Mal.
„Los, Petch-a-boon, schwing deine Hüften, lol!“ Wackelt Sie
blöd in Ihre Richtung. Patchara selbst bleibt noch ruhig aber
Svinenysh schaut aufmerksam in Ihre Richtung.
Obwohl die Ruba fleißig und liebenswert sind und Streit so
gut wie unbekannt unter Ihresgleichen ist, erkennt er doch
die Situation sofort richtig. Er sagt: „Böse bist du! Eine Kuh
dazu.“
Sie lacht „Petch-a-boon braucht jetzt schon einen
Toilettenputzer um sich zu verteidigen.“ Dann wendet Sie sich
dem Ruba zu und faucht: „Halt deinen Riesen Rand du
Trymoo-Null. Rausgeschmissen gehörst du!“
Ihre Attacke gegen den schwächeren Ruba war ein Fehler,
denn nun ist die Zeit gekommen für Henley einzugreifen.
Patchara ist zu schlau sich provozieren zu lassen, aber der
Angriff auf Svinenysh schreit nach Vergeltung.
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Henley geht auf Margot zu und sagt ganz ruhig: „Ich habe
keine Ahnung wer du bist und es ist mir auch völlig egal. Aber
ich habe noch nie eine so eifersüchtige Schachtel wie Dich
gesehen.“ Darauf hat Margot keine Antwort parat.
„So unterbelichtet du auch bist, so sehr weißt du doch, dass
du in jedem Punkt Patchara unterlegen bist. Du platzt
geradezu vor Neid. Deiner Seifenblase um dich rum ist das
auch bekannt.“
Svino verschränkt seine Hände und macht „Oh, oh, oh, ja!“ er
nickt heftig dazu.
Es liegt einzig am stattlichen Prinzen dass seine Worte genau
ins Schwarze treffen. Wäre er irgendjemand dahergelaufener
gewesen so hätten Sie Ihre Wirkung verfehlt. So aber sieht
Ihn die eine oder andere aus der Blase bewundernd an. Auch
Margot bekommt dies mit. Sie schnaubt:
„Na dann viel Spaß mit eurer kindischen Aufführung. Ich
würd‘s mir gern anschauen, aber so ein Fach belegen nur
Versager!“
Sie kocht, dreht sich auf dem Absatz um und stolziert
aufgebracht den Gang zurück durch den sie vor wenigen
Minuten gekommen war.
Die Gang folgt Ihr, einige versuchen sie zu beruhigen, andere
lächeln noch einmal Henley dooflieb an und blinzeln dabei.
Dann sind auch Sie verschwunden.
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„Vielen Dank Henley“ sagt Patchara „Oh ja, böse Sie ist“
Svinenysh. Diese Szene eben bleibt im Übrigen privat, von
den Klassenkameraden unbemerkt. Die drei waren als erste
vor Zimmer E12.
Aha, da schau her, gerade eben schleicht Heexio Palk der
Eemit gemütlich um dieselbe Ecke hinten im Gang. Keine drei
Minuten später schließt der Lehrer die Tür auf.
Drinnen hat Svino, wahrscheinlich gestern, etwas
umdekoriert. Den Lehrerpult hatte er ein bisschen versetzt,
die erste Reihe einen Meter zurückgeschoben. So ergibt sich
eine kleine Tanzfläche.
Hinter Ihr an der Wand hat er eine bunte Lichterkette
aufgehängt. Patchara wird schwindelig, Svinenysh schließt
seinen Comm an die Zimmer-Soundanlage an, mit Ihren in der
Decke versteckten Lautsprechern. Krack!
Dann trudeln auch schon die ersten Mitschüler ein. Der Ruba
rotiert nun komplett! Permanent redet er auf seine Arme
Backgroundtänzerin ein, dazwischen zuckt er in nie
dagewesener Geschwindigkeit.
Fünf Minuten später sitzen alle Schüler in gespannter
Erwartung auf Ihren Plätzen. Heexio Palk ergreift das Wort:
„In unserer Reihe heimatspezifischer Gebräuche und, krrrk,
Kulturen erleben wir heute unser erstes Referat, in diesem
Falle, krrrr, ist es sogar eine Darbietung.“ Svino bläht sich auf,
Patchara zieht sich noch mehr zusammen.
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„Heute also stellt Svinenysh der Ruba, kllck, zusammen mit
seiner Unterstützung Patchara Petch-a-boon die populäre
Musik des grünen, krock, Waldmondes Trymoo in Ton und
Tanz dar.“
„Möchtest du vielleicht etwas, kracc, genaueres dazu sagen,
lieber Svinenysh?“
„Ooh ja, ist es Galactic, sehr bekannt auf Trymoo. Alle Ruba
mögen!“ Tatsächlich sitzen Svino’s Artgenossen mit
glänzenden Augen in Ihren Sitzen, bereit loszutanzen. Einige
zuckeln sogar schon leicht.
„Los also dann!“ ruft Svinenysh und drückt den Knopf. Die
Vorstellung beginnt, das Gejaule trötet los.
Das Bild auf der Bühne ist wie folgt: Vorne Svinenysh. Er
schüttelt alles was er hat, einschließlich Kopf, Gelenke,
Knochen, Finger und Füße.
Ständig dreht er sich im Kreise und zuckt dazu wild. Mit seiner
ausgeprägten Mimik unterstützt er den Song. Dieser schraubt
sich immer höher und wird immer schneller.
Das verehrte Publikum reagiert darauf geteilt: Spezies
Mensch staunt einfach. Kinnlade nach unten, so sitzen
manche da. Den Eemits geht es dagegen viel zu schnell. Sie
sehen zwar hin, einige unter Ihnen werden aber scheint‘s
schwindelig. Manche halten sich die Hand vor Augen. Die
Schnelligkeit der Darbietung übersteigt Ihre Erfassungskraft.
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Anders die Ruba: Sie machen alle nahezu perfekt synchron
mit. Natürlich weniger wild als Svinenysh auf der Tanzfläche.
Er ist der Vortänzer, sozusagen das Maß aller Dinge.
Und Patchara? Wie macht Sie sich? Nun, ganz OK. Sie trifft die
Viertel gut und Tanzt recht unauffällig aber doch akkurat und
gekonnt im Hintergrund mit. Natürlich schauen die wenigsten
auf sie, Henley vielleicht ausgenommen.
Oh lala! Der Höhepunkt der Komposition und damit Svino’s
Darbietung steht an! Er ist nun nur noch in der Luft und
macht die wildesten Verrenkungen, ja sogar Schrauben dabei.
Er stottert jede einzelne sechzehntel Note mit irgendeinem
Körperteil dabei ab.
Dann wird’s ruhiger, kurz darauf sind, Patchara wird’s danken,
die 2:41 Minuten auch schon vorbei.
Was ist das? Tosender Applaus von allen Ecken! Sogar zum
Fenster schauen Sie herein. Auch der Eingang zur Klasse ist
vollgestopft mit Leuten.
Henley öffnet die Scheibe, Mikkel Silva und noch ein paar
andere springen herein. Was ist passiert?
Nun, Svinenysh wollte zwar nur die Klassenanlage an seinen
Comm anschließen aber er muss tatsächlich die Anschlüsse
verwechselt haben. Die ganze Schulsprechanlage hatte er
verkabelt!
Alle stehen Sie nun da und toben ausgelassen, sogar ein
strahlender Regis Vekter ist darunter.
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Wie waren Sie zu finden gewesen? Einfach! Sowas kann nur in
Interregionskommunikation passieren. Der Direktor war
schon beim Krack der Anlage losgelaufen, die anderen hatten
in der Nähe Unterricht oder Frei. Selbst jetzt trudeln immer
noch mehr und mehr ein.
Svino schaut sich um, überwältigt! Er drückt Patchara kurz,
war sie doch, mehr als sie es selbst wusste, am Erfolg
beteiligt. Sekunden später schleicht diese unbeobachtet,
glücklich und so flott wie möglich auf Ihren Platz neben
Henley. Dann jubeln die beiden ihrem gemeinsamen Freund
zu.
Alle stehen Sie nun da, sogar Heexio Palk erhebt sich und
klatscht so schnell es seine Eemit Geometrie zulässt. In
Hundertfünfzig Jahren hatte er noch nie einen solchen
Auftritt gesehen. Auch er zollt dem jungen talentierten Ruba
Respekt.


© Eftos


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Beschreibung des Autors zu "Eftos-Epos S01E12 Unterricht"

Tunnel Sci-Fi Trilogie
1) Das Königreich der Tausend
2) Halbwelt
3) Die letzte Krise

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