Sex mit einem Delphin

Die heimliche Flucht aus der Station war gelungen.
 
Ich war jetzt weit draußen im Meer. Während ich schwamm, schaute ich ein paar Mal zurück, dorthin, wo hinter mir in der Ferne ein goldgelber Strand schwach leuchtete, und den ich rechtzeitig vor Beginn des kommenden Sonnenunterganges verlassen hatte.
 
Nur der weiß gestrichene Betonturm, der direkt am Meeresufer liegenden Delphin-Anlage, war noch zu sehen – sonst nichts. Er ragte wie ein riesiger, ausgestreckter Zeigefinger steil nach oben in den dunkelblauen Himmel.
 
Ich näherte mich jetzt einer kleiner Insel, wo sie auf mich wartete und bestimmt schon Ausschau nach mir hielt.
 
Fluten von Poesie durchströmten mich. Es war wie ein Wunder. Ich geriet in Verzückung, wenn ich nur an sie dachte. Der Augenblick war gekommen, um ihr zu sagen, dass ich sie liebe, und dass sie für mich ein äußerst begehrenswertes Lebewesen war, trotz aller Unterschiede.
 
Dann sah ich sie.
 
Mit kraftvollen Flossenschlägen ruderte ich ihr schnell wie ein Pfeil entgegen. Meine Worte glichen pfeifenden Lauten, aber der Translator übersetzte alles in die menschliche Sprache.
 
„Ich liebe dich! Ich liebe dich und will mit dir zusammen sein!“ rief ich ihr entgegen.
 
„Oh, Shakai! Was sagst du da?” stöhnte Elisabeth leise, die unbekleidet im seichten Wasser schwamm und jetzt ihren weiblichen Schoß für mich öffnete, dem ich fasziniert entgegen strebte.
 
Ihr nackter Körper war wunderschön.
 
Zusammen glitten wir unter die Oberfläche des Meeres. Ich schlang meine kräftigen Flossen um sie, wie ich es den Menschen in der Station abgeschaut hatte und hielt sie fest. Hier, in der Lagune, wollte ich sie verführen. Und sie ließ es gewähren, weil sie mich wollte.
 
Dann tauchte ich mit ihr wieder auf. Sie war eine menschliche Frau, die unter Wasser nicht lange die Luft anhalten konnte.
 
„Sei nicht so stürmisch, Shakai! Du könntest mich ertränken“, sagte sie und spreizte die Beine noch weiter auseinander.
 
„Ich habe mich von meiner Leidenschaft hinreißen lassen. Ich werde sanfter zu dir sein. Ich verspreche es dir!“ antwortete ich mit leiser Stimme und umarmte sie wieder. Der Translator übersetzte alles.
 
Wir vergnügten uns hemmungslos, und ich vollführte mit ihr den Paarungstanz der Delphine. Die menschliche Frau Elisabeth lächelte, als ich mit ihr zusammen aus dem Wasser sprang, mit meiner kräftigen Schwanzflosse dabei die Wellen hoch peitschte, wie schwerelos dahin schwebte, mich dabei drehte und sie immer wieder ohne Unterlass liebkoste.
 
Die Zeit stand für uns beide still.
 
Schließlich brachte ich sie erschöpft ans sichere Ufer zurück. Sie streichelte mich ein letztes Mal, nahm den Translator von meinem Rücken und ging fort. Es schien, als hätte ich sie verwandelt.
 
Dann drehte sie sich noch einmal herum und winkte mir zu. Die Sonne versank gerade langsam am goldgelben Horizont.
 
Voller Sehnsucht schaute ich ihr hinterher, bis sie hinter einer hohen Sanddüne verschwunden war.
 
Ich hatte mit einem Weibchen einer anderen Gattung intimen Kontakt. Es war eine einzigartige und erregende Erfahrung. Pfeifend schwamm ich jetzt aus der Lagune hinaus aufs offene Meer und dachte noch lange an Elisabeth, die in der Station meine Betreuerin gewesen war. Sie gab mir die Freiheit zurück, nach der ich mich immer so sehr gesehnt hatte. Fünf lange Jahre musste ich im Meerwasseraquarium darauf warten, bis Elisabeth kam.
 
Ich frage mich aber im Stillen, ob ich sie jemals wiedersehen werde?
 
 
ENDE

(c)Heiwahoe


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