Ins Herz

Es geschah wohl damals im 17. Jahrhundert, als ich, wie der Zufall so wollte zu Besuch bei meiner Cousine Christina war. Ich war ein stattlicher junger Mann von 20 Jahren und außerdem einer der begehrtesten Junggesellen Schottlands meiner Zeit, was wohl eher an meiner Zurückhaltung, als an der der Frauen lag. Da ich ein äußerst guten Draht nach London zu meiner Cousine und ihrem Ehegatten hatte, war es ihnen ein dringendes anliegen, meinen Familienstand zu ändern und auch ich sah in diesem Vorhaben deutliche Vorzüge, da ich fest davon überzeugt war, dass es für jeden Menschen einen tadellosen Lebensbegleiter gäbe. Und das Schicksal wollte mich nicht enttäuschen.

Das Königspaar veranstaltete einen rauschenden Ball, und da ich selber ein Baron war, war ich natürlich auch geladen, obwohl ich mich der Königsfamilie bis zu diesem Abend noch gar nicht selbst bekannt gemacht hatte. Wie schon so oft, ging ich ohne Begleitung, da ich nicht eine willkürliche Dame zu einer solchen Veranstaltung mitnehmen wollte, was wiederum vielen Missfiel, da sich das nicht gehörte, doch ich hatte noch nie viel Wert auf die Meinung anderer gelegt, so auch an diesem Abend.
Christina hatte mir gerade befohlen eine wirklich hübsche Dame zum Tanz aufzufordern, doch als wir gerade tanzten entdeckte ich durch Zufall eine andere Dame, die mich sofort in ihren Bann zog. Sie war die schönste Frau, die meine Augen je erfasst hatten. Meine Faszination nahm kein Ende, also ging ich nach dem Tanz zu ihr, um ihr meine Aufwartung zu machen. Und vielleicht hatte ich es mir nur eingebildet, doch als sie mich erblickte war da ein Funkeln in ihren Augen und ich wusste sofort, dass sie von mir genauso fasziniert sein würde, wie ich von ihr. Alles um uns herum schien nicht mehr stattzufinden. Als wir gemeinsam tanzten war es, als wäre der Saal leer und nur Margaret und ich würden in seiner Mitte tanzen. Doch jeder Tanz geht ein Mal vorbei .
Als das Orchester aufhörte zu spielen kam ein wütender junger Mann vor uns zum stehen, der , so wie sich herausstellte, der zukünftige Ehemann von Margaret war. Doch darauf legte ich keinen großen Wert, denn ich wollte noch nie etwas so sehr, wie mit dieser Frau eine gemeinsame Zukunft aufzubauen und ich wusste, dass sie genauso fühlte. Also sahen wir uns kurze Zeit später im Schloss Garten wieder, so wie wir es vereinbart hatten. Mit jedem Mal wo ich sie erblickte wurden meine Gefühle immer stärker, ich wusste, dass es falsch war etwas für eine versprochene Frau zu empfinden, doch dagegen anzukämpfen wäre zwecklos gewesen, denn das Herz gewinnt immer. Das Schicksal war jedoch nicht auf unserer Seite, denn als Margaret und ich uns gerade näher kamen erblickte uns ihr zukünftiger Gemahl, der uns keine Zeit für eine Erklärung ließ, sondern wutentbrannt nach den Wachen rief und auf mich losging.

Wie mir erst später bewusst wurde, war Margaret keinem geringeren wie dem Prinzen Englands versprochen. Weshalb wohl von Beginn an hätte klar sein müssen, dass unsere Liebe keine Zukunft gehabt hätte. Amors Pfeil hatte mich noch nie zu vor im Leben getroffen und vielleicht war es auch Amors Pfeil gewesen, der es letztendlich beendete.


© Nein


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Beschreibung des Autors zu "Ins Herz"

Kurzgeschichte über die Liebe im Stil des 17. Jahrhunderts




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