Ich laufe durch einen großen Raum. Scheinbar in einem alten Herrenhaus. In einer Ecke führt eine schmale Treppe nach oben. Sie ist an beiden Seiten von einer Wand umgeben. Die Decke ist schlicht. Nicht Schmucklos, aber ich habe schon weit Pompöseres gesehen.
Langsam gehe ich auf eine Tür zu, dessen Fensterglas eine Blume darstellt. Ich fahre kurz mit meinem Finger das Blei entlang, welches die Glasmosaike festhält und gehe in den kleinen Flur. Ohne zu schauen greife ich nach rechts. Ich streife mir einen Wollmantel über. Als ich die Haustür aufstieß, blies mir ein kühler Wind entgegen. Es ist Herbst. Blätter fliegen in den verschiedensten Braun-Tönen an mir vorbei. Die Treppe ist mit kleinen Steinsäulen begrenzt. Auf der Straße ist kein Mensch zu sehen. Nur die Herrenhäuser in verschiedenen Größen und Ausführungen stehen aneinandergereiht da.
Ich spaziere umher und sehe im Park eine junge Dame. Sie steht an einer kleinen Wildwiese und pflückt einen kleinen Blumenstrauß. Äußerst hübsch anzusehen dieses Bild. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor. Ihre zarte Gestalt weckt Gefühle in mir, welche ich jedoch mit keiner Erinnerung füllen kann.
Ich setzte mich auf eine Parkbank. Mit einem Stöckchen in der Hand beobachte ich sie. Absolut konzentriert sucht sie sich eine Blume aus, pflückt sie und steckt sie sorgsam in ihren Strauß. Das hellblaue Kleid schwingt im Wind hin und her. Die Blätter tanzen um sie herum, als wollen sie mit ihr spielen.
Hin und wieder reibt sie sich mit der freien Hand die andere. Es ist wirklich sehr kühl. Eigentlich kein Wetter um draußen herum zu spazieren, geschweige denn, einen Strauß Blumen zu pflücken.
Sie scheint mich noch nicht bemerkt zu haben, so unbekümmert ist sie. Ich merke wie sich der Wind dreht und Lausche.
Sie singt. Erst jetzt kann man es hören. Sie singt.
Ihre Stimme ist so melodisch und rein, dass sie sich gleich in mein Herz singt. Ich schließe meine Augen und genieße den Klang ihrer Stimme. Auch diese kenne ich. Mit geschlossenen Augen versuche ich ein Bild dazu zu finden.
In einem kleinen Fetzten Erinnerung sehe ich sie. Sie tanzt ausgelassen und allein auf einem Feld mit Gerste, während ich sie beobachte. Wir scheinen uns gut zu verstehen.
Ich öffne meine Augen wieder um sie mir anzuschauen. Ob es unhöflich ist sich bemerkbar zu machen? Schließlich will ich sie nicht stören.
Mit etwas Mut stehe ich auf. Schritt für Schritt gehe ich in ihre Richtung. Mit jedem Schritt den ich mache, scheint mein Herz immer schneller zu schlagen. Kurz bevor ich den Weg verlassen muss um zu ihr zu gelangen, stülpt eine Windböe ihre Kapuze nach oben. Sie dreht sich um und streift sich die Kapuze wieder ab. Jetzt erst bemerkt sie mich.
Ihre Augen funkeln blau während der Wind die braunen Haare herum wirbelt.
Bei dem Anblick ihres Gesichts kommt abermals ein Fetzen einer Erinnerung hoch.
So fremd sie mir scheint, so kenn ich sie doch. Ich will mehr wissen, mehr von ihr, mehr von uns. Meine Erinnerung gibt nur Bruchstücke wieder. Mal ist sie, nein, sind wir glücklich, dann wiederum schaut sie mich hass erfüllt an.
In mir wächst ein Gefühl heran, was mich auffordert sie anzuschreien. ‚Gib mir mein Leben zurück! Meine Zeit! Meine Seele!’
Der Blick in ihre klaren blauen Augen schnürt mir jedoch die Kehle zu. Kein Wort bring ich heraus.
Sie steht einfach nur da. Sie steht da und schaut mich an. Ausdruckslos. Irgendetwas scheint sie zu quälen denn sie bleibt steif stehen.
Langsam gehe ich auf sie zu, ihr Gesicht dabei immer fest im Blick. Je näher ich komme, desto mehr füllen sich ihre Augen mit Tränen.
Ich greife nach ihren Händen um sie zu beruhigen. Es zerreist mich innerlich, sie weinen zu sehen. Sie klammert sich an ihren Blumenstrauß. Als ich unsere Hände ein Stück nach oben hob, sodass ich sie an meine Brust drücken konnte, schaute sie nach unten. Wir beide Hand in Hand.


© Timere Libertati


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Beschreibung des Autors zu "solummodo, ea - einzig und allein, Sie"

Ama et fac quod vis! - Liebe und tu, was du willst!

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