Leihst du mir denn jetzt das Geld?
Erst reden? - Wie es dir gefällt.
Worüber?
Ach, darüber.
WAS DU SCHREIBST,
GEFÄLLT MIR GUT.
ABER DEINE BEINE
GEFALLEN MIR BESSER.
Habe ich das gesagt?
Ja, mag sein.
Nun, äh, versteh das nicht falsch.
Nichts soll den Frieden stören.
Ich kann das sofort erklären.
Auch wenn es jetzt so scheint:
Es war nicht so gemeint.
Man sagt das so dahin -
ganz ohne Sinn.
Ich meine es nicht so wie es klingt.
Ich rede halt etwas zu geschwind.
Bei mir schwingt vieles mit.
Vergiss das nit.
Also noch einmal im Klartext:
Mir gefallen deine Reime.
Besser aber noch deine Beine.
Nein - falsch!
Besser ALS deine Beine.
Jetzt hast du mich verstört.
Aber du hast es gehört,
wie ich was meine.
Ich will nicht nur das Eine.
Für mich ist alles,
was du sagst, richtig.
Auch dein Schweigen ist mir wichtig.
Noch wichtiger als das Gesprochene.
Nein, das ist schon wieder falsch.
Krieg das nicht in den falschen Hals.
Nun reg dich doch wieder ab.
Ich erkläre es knapp.
Dein Schweigen ist reines Gold.
Dein Reden ist nicht aus - Stahl?
Ach, das wäre doch zu banal.
Nein, versteh mich nicht verkehrt.
Ich meine es umgekehrt.
Dein Reden ist NICHT banal,
nur wirkt es fast trivial.
Zumindest nicht ganz optimal.
Auch ist es für mich keine Qual.
Aber das ist ein zu starkes Bild.
Ich sehe schon: Es macht dich wild.
Versteh mich doch bitte genau:
Ich bin ein Mann und du bist Frau -
Ich habe eine andere Sicht.
Begreifst du das nicht?
Ich sage nicht: Du redest Blech.
Das wäre doch zu frech.
Wir schweifen jetzt ab.
Wir sinken hinab
ins Ungenierte
und Kleinkarierte.
Man sollte das nicht analysieren
und alles weiter komplizieren.
Wir reden hier nur über das Eine -
nämlich über deine guten Reime.
Die sind besser als deine Beine.
Halt, versteh das nicht falsch.
Ich meine das anders als es klingt.
Ich meine:
Nichts gegen deine Beine.
Aber deine schönen Reime
haben doch mehr Qualität -
intellektuell - ja, das geht.
Dabei will ich nichts gegen
deine Beine sagen.
Das würde ich nie wagen.
Du sollst nicht jedes Wort
auf die Goldwaage legen.
Manchmal bin ich selbst verdutzt,
was meiner Zunge entrutscht.
Ich will DAZU nicht mehr viel sagen.
Ich red mich sonst um Kopf und Kragen.
Du sollst das Gesagte gleich vergessen
und ihm keine Bedeutung beimessen.
Unsere Meinungsverschiedenheit
bringt uns nicht weit.
Diese Bagatelle
kläre ich auf der Stelle.
Nun ja, äh, hmmm ...
Du gehörst doch zu mir.
Deshalb wohn ich bei dir.
Ich - ich mag dein Gesicht.
Ich mag dein Gedicht.
Ich mag deine Reime.
Ich mag auch deine Beine.
Das ergibt sich unwillkürlich.
Das ist sogar natürlich.
Ich möchte, dass du das verstehst
und nicht vorschnell von mir gehst.
Versteh doch: Ich liebe dich –
und zwar GANZHEITLICH:
Nach dem Wort hab ich gesucht.
Das war verdammt schwer – verflucht.
Endlich ist DAS Problem aus der Welt.
Reden wir jetzt über das Geld?


© Erhard Schümmelfeder


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Beschreibung des Autors zu "KLARSTELLUNGEN"

Schräge Geschichten wie diese von Erhard Schümmelfeder finden sich im Handel in folgenden Werken: "Brain", "Kess", "Argumente der Anklage", "Seltener Besuch", "Ende der Bedenkzeit", "Komische Leute", "Die goldene Münze", "Der Treppenwolf" und ... und ... und




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