„Können wir anfangen.“ Sasha betrat den Proberaum und steuerte zielstrebig ihre Gitarre an. Andy, Marc und Josh, die sich gerade lachend unterhielten sahen auf.
„Hallo sagt man erstmal… haben wir heute mal wieder besonders gute Laune?“ Marc verdrehte genervt die Augen.
„Hi!“ presste Sasha raus, ohne die drei Männer anzusehen, sie fummelte am Verstärker herum, die Situation war ihr unangenehm, sie hatte keine Ahnung wie sie sich Josh gegenüber verhalten sollte. Was geschehen war, war ihr furchtbar peinlich, obwohl eigentlich Josh das schlechte Gewissen haben müsste, schliesslich hatte er sie geküsst und nicht umgekehrt, er war derjeniege der eine Freundin, oder vielleicht sogar Ehefrau hatte, die er hintergangen hatte.
Sasha war gestern direkt Heim gefahren und hatte den Abend zusammengerollt in ihrem Bett verbracht, ständig musste sie an seine Lippen auf ihrem Mund denken, wie gut sich das angefühlt hatte, der Gedanke an seine Hände auf ihrer nackten Haut jagte ihr jetzt noch eiskalte Schauder über den Rücken.
Sie spürte Joshs Blicke auf sich und sie spürte wie sie rot wurde und sie verfluchte sich dafür.
„Sasha!“ beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. Als sie seine Hand auf ihrer Schulter spürte drehte sie sich abrupt um.
„Was?“ schnauzte sie ihn an.
„Wir müssen reden.“ Sagte er beschwichtigend, sie hatte jedes Recht sauer zu sein.
„zwischen uns gibt es absolut nichts zu bereden!“ sie wandte sich von ihm ab.
„Sasha! Bitte! Ich möchte mich entschuldigen und es dir erklären!“
„Marc!“ sagte Sasha und ignorierte Josh damit gekonnt, „sollen wir loslegen?“
Marc und Andy warfen sich vielsagende Blicke zu, sie spürten genau, dass etwas zwischen Josh und Sasha vorging, sie hofften nur das es keinen Einfluß auf die Proben, oder noch schlimmer, die kommenden Auftritte hatte. Cindy, eine gute Freundin der drei, die sich um Promotion und Gigs
Kümmerte, hatte Andy vorhin gesagt, dass sie für die nächsten Monate komplett ausgebucht wären.
Was bedeutete, dass sie fast jedes Wochenende auf der Bühne stehen würden. Wenn es zwischen Josh und Sasha Probleme gäbe, könnten das harte Wochen für sie alle werden.
Andy seufzte und begann den ersten Song einzuzählen, sie begannen zu spielen und harmonierten sofort miteinander. Sasha setzte sich auf ihren Hocker am anderen Ende des Raumes, als sie ein langsameres Liebeslied spielten und Marc mit seiner vollen, dunklen Stimme zu singen begann, musste sie schlucken, sie spürte Tränen aufsteigen.
Sasha senkte den Blick, sie wusste genau das Josh sie beobachtete, sie wollte nicht das er sah, wie sehr er sie verletzt hatte.
Josh war der erste Mann seit einer unendlichen langen Zeit, der zu ihr durchdrang. Gefühle, die sie eigentlich tief in sich begraben hatte, kamen plötzlich mit voller Wucht an die Oberfläche.
Sie fühlte sich schwach und verletzlich in seiner Nähe.
Sie sagte sich ständig das es nur ein Kuss war, ohne weitere Bedeutung, doch ihr Herz wollte nicht auf ihren Kopf hören.

„Wie wäre es mit einer kleinen Pause?“ meinte Andy nach knapp 2 Stunden
„Gute Idee.“ Antwortete Marc, er wandte sich Sasha und Josh zu „Wie wäre es mit nem Kaffee, nebenan bei „Barney´s?“
„Klar, ich bin dabei.“ Grinste Josh. Sasha zuckte zusammen. Auf keinen Fall konnte sie jetzt in die kleine Bar mitgehen, in die sie manchmal alle zusammen nach den Proben gingen um ein Glas Wein oder Bier zu trinken.
„Seid mir nicht böse Jungs, aber ich gehe in den Park und schnappe einen Moment frische Luft.“ Sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen, befürchtete aber, das es ihr gründlich misslang.
„Na gut, in 45 Minuten machen wir weiter, okay?“ nachdenklich schaute Andy sie an. Sasha nickte.
„Okay, bis gleich.“ sie schnappte sich ihre Jacke und verließ den Raum.
Hinter dem Studio, in dem sich auch ihr Proberaum befand, lag ein wunderschöner, großer Park. Sasha kam öfter hier her, wenn sie ihre Ruhe brauchte, nachdenken wollten, oder einfach nur den Kopf
Frei bekommen musste. Es gab einen großen Teich, eine riesige Rasenfläche und wunderschöne Blumenbeete, in denen die schönsten Rosen in ihrer vollen Pracht blühten, doch Sasha hatte heute keinen Blick dafür. Sie setzte sich unter eine große Trauerweide und lehnte den Kopf an den Baumstamm. Sie seufzte tief und schloss die Augen.
„Oh man… wo soll das nur enden?“ sagte sie leise zu sich selber.
„Das weiß ich auch nicht, aber vielleicht magst du darüber reden?“ Andy ließ sich neben ihr auf dem Boden nieder.
„Was ist los Sasha?“ er griff ihre Hand.
Sasha schluckte, Tränen traten in ihre Augen. Andy und Marc kannten sie einfach zu gut, es war klar das sie den Braten rochen und genau merkten das etwas nicht stimmte. Sie senkte den Blick zu Boden.
„Josh…“ sagte sie nur leise.
„Ich hab schon sowas geahnt. Hör zu Sasha, wenn es nicht anders geht muss er wieder gehen, aber ich würd ihn ungern gleich wieder rausschmeissen, er…“
„Nein!“ unterbrach sie ihn, „das wäre ziemlich dumm, er ist ein super Bassist, einen besseren werden wir so schnell nicht finden. Ich pack das schon, mach dir keine Sorgen.“ Sie lächelte ihn vorsichtig an.
„Okay,“ er zog sie an sich und Sasha ließ sich dankbar in seine Arme fallen, „ Du weißt das ich immer für dich da bin oder?“ er gab ihr einen leichten Kuß aufs Haar.
„Ja, das weiß ich, Andy.“
„Es gab Ewigkeiten keinen Mann mehr in deinem Leben, vielleicht solltest du einfach mal wieder ausgehen und etwas Spaß haben, du vergräbst dich in deiner Musik, das tut dir auf Dauer nicht gut.“
Sasha hob den Kopf und sah ihn an, sie musste lachen.
„So, meinst du? Ich bin nicht so wie du Andy.“ Sie zwinkerte ihm zu. Andy war kein Kind von Traurigkeit, er liebte die Partys nach ihren Gigs und genoß die Aufmerksamkeit von den weiblichen Fans. Allerdings blieb er dabei immer fair und ehrlich gegenüber den Mädels.
„Ein Jammer… wir können viel Spaß zusammen haben.“ Er grinste schelmisch.
„Andy!“ Sasha knuffte ihm mit gespielter Empörung in die Seite.
Sie mussten beide lachen. „Was meinst du? Sollen wir zu den anderen gehen?“ aufmunternd sah er sie an. Sasha seufzte, doch sie nickte. „Okay.“ Sagte sie leise. Andy zog sie hoch und in freundschaftlicher Umarmung gingen sie zusammen in die kleine Bar.
Josh und Marc sahen hoch, als die zwei sich zu ihnen an den Tisch setzten. Marc blickte etwas zweifelnd, doch als er Sasha lächeln sah entspannte er sich. Josh lächelte Sasha an, doch sie ignorierte ihn völlig.
Andy besorgte ihnen Kaffee und sie unterhielten sich über die kommenden Auftritte und besprachen die Abfolge der Songs, die sie spielen wollten. Sie mussten sich schon ordentlich ins Zeug legen, in 14 Tagen war ihr erster Gig und Josh war gleich voll mit dabei.
Als sie nach einer Stunde wieder zurückgingen hielt Sasha Josh am Arm fest.
„Josh! Bitte warte einen Moment.“ Sie schluckte. Er blieb stehen und sah sie erwartungsvoll an.
„ Hör zu, ich möchte das wir den Vorfall von gestern nicht mehr erwähnen, ich will das einfach abhaken und vergessen…“
Josh holte Luft und wollte antworten, doch sie unterbrach ihn sofort.
„Ich meine ab sofort! Ich will keine Entschuldigungen und keine Erklärungen… es ist nie passiert, okay?!“
Widerwillig nickte Josh.
„Okay, wenn du es so willst.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte resigniert. Er hätte ihr so gern alles erklärt, es tat ihm unendlich leid was passiert war und er hoffte wirklich das sie wenigstens Freunde sein konnten, auch wenn er jetzt, nach so kurzer Zeit, schon soviel für sie empfand.
„Gut.“ Nickte sie, sie lief weiter und senkte den Blick. Es schnürte ihr die Kehle zu, sie würde sich keine Schwächen mehr erlauben, auch wenn es ihr noch so schwer fiel.


© Kimsophie74


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