Es ist meinen Augen eine wunderbare Freude Dich anzusehen;
ob Du Dich bewegst oder ruhst, strömt mir Deine lichte
Gestalt immerdar die kostbare Speise Deiner Anmut entgegen.

Dein Wesen verwandelt die einfachen Dinge im Raum zu bunten
Farben im Gemälde, dessen nie versiegender Mittelpunkt
Du bist. Ebenso wie der blonde Wasserfall von Deinem Haupt

und die stille Melancholie Deines Lächelns, kleiden Dich
die Kindlein die Du pflegst, die Blumen und ein keckes
Aepfelchen, dem die Reihe Deiner Zähne den Garaus macht.

Deine stete Gegenwart genügt mir vollkommen. Eine köstliche
Friedensspenderin bist Du, der gute Engel meiner Sanftmut und
die Taube, deren Flügel von der Farbe der Reinheit strahlen.

Wenn ich von Dir weggehe, verfällt meine Seele in dieselbe
wortlose Melancholie, deren Du fähig bist. Aber das Leben
gewährt uns die Gnade des Vergessens. Der trauernde Sinn wird

von vielen Dingen abgelenkt und kommt er zurück, so hat die
Zeit die grünen Blätter der Schwermut reif gemacht.
Ihr broncener Schimmer ist nicht mehr Verzagen und Schmerz

aber das geadelte Sinnbild unseres heimlichsten Empfindens.
Das Leben bleibt gut. In den vorsorgenden Armen des
Schicksals sind wir wohlgeborgen. Wie von Blumenkelchen nimmt

uns jede neue Sonne den Tau der Nacht aus dem Gesicht und
da es ledig ist vom reinen Glanz der Perlen blüht auf ihm
wie helle, junge Frühlingsboten nach dem Schnee: das Lächeln.


© Ludwig Weibel


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