Das Fleisch liebt sich – und ich bin dabei.
Zungen suchen – undefinierbaren Gründen zufolge – den Weg zueinander und ich rolle mich ein. Ekel unbekannt! Ich ziehe mich zurück. Der Körper hat heute frei. Unbekannt zieht er seine Kreise, verlangt nach einem ihm innewohnenden Recht, das mich im Augenblick verdrängt, in seiner eigenmächtigen Selbständigkeit, und ich liege brach.

Doch die Augen-Blicke gehen wie elektrische Impulse durch mich hindurch, fesseln mich magnetisch und stellen alle meine Absichten, die, aus der Ungewissheit, mich selbst betreffen, außer Frage. Irritierende Töne halten mich zusätzlich fest. Sie sagen mir „Du hast das gut gemacht“. Dabei habe ich mich nur treiben lassen in der Lebensflut. Und auch jetzt treibe ich etwas entgegen, das unbeschreiblich fremd und unbeschreiblich vertraut und unbeschreiblich vertrauenerweckend ist, obwohl von meiner Seite aus äußerste Vorsicht angebracht wäre.

Er stöhnt (mein Körper), als ihm der andere seine Sinne verleibt. Ich weiß, ich werde dieser scheinbaren tiefsten Gemeinsamkeit später die feinsten Gedanken andichten, ihm widmen was sich nur irgendwie ausdrücken lässt. Aber ich weiß nicht, daß das unbeschreiblich-beschreibbare in dieser Form weder akzeptiert noch verstanden werden wird!

Wenigstens weiß ich mich jetzt im Zentrum der Turbulenzen befindend – dort wo ich hinwollte, was ich als mich selbst empfinde: mitten im Leben!
Seltsamerweise ist es der „Mitbesitz“ einer anderen Identität, was ich als Zentrum des Lebens empfinde…deshalb raube ich mir davon so viel ich brauche. Ich dringe ein, ich fühle die wohlige Unruhe des ganz fremden Umfeldes. Ich dringe ein und bestehe darauf „vorgelassen“ zu werden.

Mein Körper tut das für mich. Ich stehe hinter ihm und erblicke alsbald eine gesichtslose Struktur, der ich die Form ihres Umfeldes gebe. Ich finde sie schön! Ihr Passepartout findet sich ungeheuer begehrenswert, und sie selbst flimmert, sie leuchtet in allen Farben und für einen endlosen Moment berühren wir uns. Alles ist spürbar! Unsere Avatare gebärden sich wie kollidierende Spiralnebel im Zeitraffer. Die Strukturen sind in heller Aufregung! Im gegenüberliegenden Leib, der wie ein anderes Universum - am Anbeginn der Zeit - einen Urknall simuliert, hat sich die Summe aller Bewegungen auf ein kleinstes Teil konzentriert und von meiner Seite aus hat sich ein (Mal?)Strom in Gang gesetzt.

Aus meinen entlegensten Körperteilen scheint alles in einer Welle zusammen zu fließen. Die Welle entlädt sich in brandender Gischt aus der sensibelsten Spitze des Fleisches – und alles nur um sich mit der Welle des anderen Da-Seins zu vereinigen. Die Kräfte der Erde bereiten einen Vulkanausbruch vor. Und mitten im Auswurf der Gewalten geben wir uns verwundert die Hand, wir sehen uns an, sind von uns über-zeugt und sinken wieder zurück in die Arme der menschlichen Leiber, den Genuss noch in den irdischen Nerven tragend. Einen Genuss der die Stimmen unserer Geister noch eine Weile durch seine Schwingungen trägt…


© Alf Glocker


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