Die Hasenbande
Eigentlich sollte Fine schon im Bett liegen und schlafen, aber sie hat sich auf den Zehenspitzen zur Tür geschlichen und lauscht ihren Eltern. „Also ich weiß nicht“, hört sie ihre Mama sagen. „Unsere Kleine ist in letzter Zeit irgendwie anders als sonst. Sie flitzt in ihr Zimmer, sobald wir nach Hause kommen und kann es am Abend kaum erwarten, dass sie ins Bett gehen kann. Das ist doch nicht normal? Sie wird doch nicht krank werden?“ - „Ach i woh“, hört sie Papa sagen. Die Fine ist bestimmt nur aufgeregt wegen dem ganzen Weihnachtsrummel. Du wirst sehen, wenn Weihnachten vorbei ist, wird sie wieder Abend für Abend quengeln.
Ehe Fine Muttis Antwort lauschen konnte, brummelt Micha unzufrieden. Fine, hör auf zu lauschen. So etwas macht man nicht. Nicht alle Gespräche sind für Deine Kinderohren bestimmt. Und außerdem musst Du aufpassen, dass Deine Ohren nicht immer länger werden. Am Ende siehst Du aus wie……..ähm der Osterhase mit langen Löffeln. Pffff, das sieht bestimmt lustig aus. Loss komm, lass uns Cool-Man besuchen. Zieh Deine Sachen an.
Klar, das war natürlich eine viel bessere Idee. Fine schlüpfte in ihre warmen Sachen und schlich mit Micha ganz leise nach draußen. Sie waren gerade im richtigen Augenblick aufgetaucht, denn Cool-Man war in großer Not. Um ihn herum saß eine ganze Hasenschar, die gierig hungrig auf Coolmans Nase starrte. Im Wechsel hüpften sie nach oben, um die Mohrrübe zu haschen. Hilfe, Hilfe ruft Cool-Man verzweifelt. Fine und Micha klatschen gemeinsam in die Hände, um die Häschen von Cool-Man abzulenken. Erschrocken drehen sich die Hasen um und Fine zählt: „1,2,3,4, 5…..Na Ihr seid mir ja eine lustige Truppe! Ihr könnt doch nicht einfach Cool-Man die Nase stehlen, nur weil sie für Euch ein Leckerbissen ist! Wie würde Cool-Man dann aussehen?“ – „Genau, ohne Nase kein Cool-Man“, sagt der dicke Schneemann noch dazu. „Was bin ich froh, dass Ihr im richtigen Moment gekommen seid!“ Fine überlegt. Eigentlich tun ihr alle leid. Die Häschen haben Hunger, Cool-Man kann aber auch nicht ohne Nase dastehen. Er würde traurig aussehen. „Ich schlage vor, dass ich nochmal ins Haus schleiche und die restlichen Mohrrüben aus der Speisekammer mopse. Dann habt Ihr was zu Futtern und Cool-Man kann seine Nase behalten.“ „Oh ja“, rufen die Hasenkinder durcheinander. Sie freuen sich so sehr, dass sie Purzelbäume schlagen und auch Cool-Man findet die Idee gut, denn sofort beginnt er erleichtert mit seinem Lied. “Ich bin der Cool-Man, der Cool-Man yeah, yeah, yeah“. Alle stimmen ein und tanzen im Abendlicht. Das sah vielleicht lustig aus! Doch da hören sie eine ärgerliche Stimme. Die Hasenkinder waren vor lauter Schreck 1-2-3 verschwunden. Nur hier und da verrät die Spitze ihrer langen Ohren, wo sie sich versteckt haben. Und Fine überlegt grad, dass sie wirklich besser nicht mehr lauschen sollte, damit sie nicht auch so verräterisch lange Ohren bekommt.
„Das fehlte noch, dass meinen Kindern das Essen auf einer Silberplatte serviert wird“, nörgelte die noch unbekannte Stimme, ehe Fine und Micha einen größeren Hasen entdeckten – er muss wohl der Hasenvater sein. „Hat man Dir noch nicht erklärt, dass es gar nicht gut ist, die Tiere in der Wildnis zu füttern – wenn nicht gerade große lange Not durch Frost und Eis herrscht? Wie sollen denn meine Hasenkinder lernen, selbst ihre Nahrung zu suchen, wenn sie diese einfach vorgesetzt bekommen. Ihr Menschlein seid schon komisch. Irgendwann wirst du hier nicht mehr wohnen und dann suchen meine Kinder die Mohrrüben hier vor dem Haus und finden keine mehr. Sie müssen es lernen. Das hat die Natur so eingerichtet. Nur dann, wenn es zu lange kalt und eisig ist und alles gefroren ist – dann kann uns schon mal eine kleine Futterspende helfen. Und das ist nicht nur bei uns Hasen so, auch bei den Rehen, Vögeln, Mäuschen und allen anderen Tieren, die in freier Wildbahn leben“.
„Hmmm“, sagt Micha, „da hast Du wohl recht. Das kann ich verstehen.“ „Hmmm“, sagt auch Cool-Man. „Ich auch, ähm….solange mir keiner die Nase mopst.“ „Okay, dann verstehe ich das auch. Also nur im Notfall füttern, damit die Tiere wissen, wo sie suchen müssen und nicht verhungern, wenn Mama und Papa nicht da sind“, erkennt Fine. „Genau so ist es“, sagt der Hasenvater nickend. Inzwischen sind seine Kinder aus ihren Verstecken gekommen „Nein und auch dem Schneemann wird nicht die Nase gemopst.“ Der Hasenvater schaut seine Kinder streng an. Es sieht lustig aus, wie sie nach und nach mit ihren Köpfchen nicken. Cool-man ist erleichtert. Sofort fängt er wieder an zu tanzen und fröhlich sein Lied zu singen. Alle müssen nun kichern, stimmen mit ein und tanzen gemeinsam singend, bis das Hauslicht plötzlich anging. Und wieder müssen Micha und Fine ganz schnell ins Haus huschen, damit sie nicht entdeckt werden. Fines Papa schaut in den Garten und schüttelt verwundert mit dem Kopf.
„Ich hab wohl zu viel gearbeitet in letzter Zeit, dass ich ständig Geräusche im Garten höre“, denkt er und geht zurück ins Haus.
„Das war lustig mit den anderen, stimmts?“ – „ Ja, und wie lustig die Häschen mit den Ohren im Takt gewackelt haben! Und ich habe gelernt, dass man den Tieren gar keinen Gefallen tut, wenn man ihnen das Essen einfach hinstellt. Hmmmmmmmm, ob ich Mama frage, wo ich mein Essen finden würde? Ob ich das auch lernen muss?“-„Später ja, Fine….die Menschenkinder haben dafür etwas mehr Zeit. Nun sollten wir aber schlafen, damit wir auch morgen für ein neues Abenteuer ausgeruht sind.Gute Nacht Finchen.“ – „Ja, Micha, schlaf Du auch gut. Ich freue mich schon auf Morgen!“


© Martina Büchner


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Beschreibung des Autors zu "Fine und die Hasenbande"

Fine erlebt in der Vorweihnachtszeit die Zeit der Wunder. Gemeinsam mit ihrem Teddy Micha erlebt sie Nacht für Nacht Abenteuer und lernt neue Freunde kennen. "Zeit der Wunder" ist der erste Teil, "Coolman" schließt sich an und nun gesellt sich "Die Hasenbande" dazu. Mit "Fine im Schneekleid" und einem "Abschied" (folgt in den nächsten Tagen) sollen die Geschichten die Adventzeit begleiten.

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