Anmerkung des Autors: Am Ende des 2. Teils kommt eine erotische Szene vor, also wer so etwas nicht lesen mag, sollte es lieber lassen :-)

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“Charly!”
“Hm!” sie schrak auf, als jemand am Ärmel ihrer Bluse zog.
“Du bist heute gar nicht bei der Sache!” vorwurfsvoll schauten sie zwei große, blaue Kinderaugen an.
“Entschuldige Anna, ich war mit meinen Gedanken woanders. Was sagtest du?” Charly konnte sich heute nicht konzentrieren. Sie gab zweimal in der Woche Gitarrenunterricht und saß heute Nachmittag, wie jeden Montag, im Klassenraum der Primary School, mit 4 Mädchen und 5 Jungen, die sie ungeduldig anschauten.
“Ich habe dich gefragt ob du mir den Griff für das E noch mal zeigen kannst. Meine Finger verknoten sich dabei.” die siebenjährige Anna schaute Charly missbilligend an.
Charly seufzte.
“Natürlich kann ich das.” sagte sie lächelnd, sie stand auf und zeigte Anna noch mal wie man das E griff.
Charly war allerdings so gar nicht bei der Sache. Sie war gestern Abend auf direktem Weg Heim gelaufen. Sie brauchte eine Pause, wollte nichts von Julian hören oder sehen, hatte aber den ganzen Abend auf ihr Telefon gestarrt und irgendwie doch gehofft es würde klingeln, doch es blieb stumm. Irgendwann war sie resigniert schlafen gegangen. Wahrscheinlich war es besser so. Sie würde sich auf keinen Fall auf irgendwelche Spielchen einlassen, die sie hinterher bitter bereuen würde. Charly war so furchtbar enttäuscht, nie hätte sie Julian so eingeschätzt. Er hatte doch eine Familie, einen Abend vorher hatte er ihr noch erzählt wie glücklich er war, also was sollte dieser Kuß bedeuten? Passierte so was denn einfach so? Ihr jedenfalls nicht! Sie fand es wundervoll ihn zu küssen, seine Lippen fühlten sich so weich an. Sie seufzte schon wieder, am liebsten hätte sie laut geschrieen, wie konnte denn etwas, das sich so richtig anfühlte so falsch sein?
“Charly!” wütend schauten die Kinder sie an. “Was ist denn heute los mit dir?”
“Entschuldigt! Jetzt bin ich ganz bei euch!” sie straffte die Schultern. Es brachte nichts darüber nachzudenken, es war passiert und man konnte es nicht rückgängig machen, aber sie konnte dafür sorgen das so etwas nicht noch mal passierte.
“Okay, “ sie blätterte durch die Liederzettel, die auf dem Notenständer lagen, “was möchtet ihr denn jetzt spielen?” fragte sie die Kinder. Jeder wollte natürlich was anderes, doch dann konnten sie sich auf ein lustiges Kinderlied einigen.
Charly musste lächeln, die Kinder machten sich wirklich gut, in einigen Wochen hatten die neun, ihren ersten kleinen Auftritt, bei einem städtischen Musikwettbewerb. Sie waren schon sehr aufgeregt, doch Charly wusste, das ihre Kinder, wie sie sie gern nannte, richtig gut waren und gute Chancen auf einen der vorderen Plätze hatten.
“Pete!” sagte Charly, als der Junge plötzlich mitten im Lied inne hielt und wie gebannt auf die Tür des Klassenzimmers starrte. Er hob die Hand und zeigte mit dem Finger auf das kleine Fenster in der Tür.
“Charly, da starrt die ganze Zeit ein Mann durch das Fenster.” Charly drehte den Kopf, sie sprang erschrocken auf und stieß dabei den Notenständer um.
- Julian… natürlich! - dachte sie verärgert, konnte er sie denn nicht einfach in Ruhe lassen, es war doch schon alles verdorben, wollte er tatsächlich versuchen es noch schlimmer zu machen? Hektisch sammelte Charly die Zettel ein, die über den ganzen Boden verteilt waren.
Vorsichtig öffnete Julian die Tür und steckte den Kopf durch den Spalt.
“Charly…” sagte er leise.
“Ich hab jetzt wirklich keine Zeit.” fuhr sie ihn an, ohne ihn anzusehen.
“Nur kurz, ich muss wirklich mit dir reden.” er hörte sich ziemlich unglücklich an und Charly warf ihm einen wütenden Blick zu.
“Nein Julian. Es gibt nichts mehr zu reden.” sie schluckte, es kostete wirklich wahnsinnig viel Kraft so etwas zu sagen, doch es musste sein.
“Charly… bitte!” er betrat den Raum ganz und schloß leise die Tür hinter sich.
“Du siehst doch das ich hier beschäftigt bin, es geht nicht!” mit fahrigen Bewegungen verteilte Charly die Liederzettel wieder auf dem Notenständer, krampfhaft versuchte sie, ihn nicht anzusehen, hätte sie es getan, wäre sie sofort wieder weich geworden.
Plötzlich bemerkte sie das die Kinder sie und Julian aufmerksam beobachteten, auch das noch!
“Ich gehe nicht, bevor du mich nicht angehört hast.”
Charly seufzte, sie sah das die Köpfe der Kinder von Julian zu Charly wechselten.
“Nein!” sagte sie nur.
“Charly!?” sagte Pete, “warum willst du nicht mit dem Mann reden?” neugierig sah der Junge sie an.
“Ja, warum nicht? Er sieht doch ganz nett aus.” stimmte Anna ein. Charly atmete tief ein.
“Weil es zwischen uns nichts zu reden gibt. Es wurde bereits alles gesagt.”
“Wie kann man denn alles gesagt haben?” mischte sich jetzt auch Alice ein, “es gibt doch immer was zu reden.”
Charly sah Julian an und auch sie musste lächeln, als sie sah das er grinste.
“Ok…” gab sie nach, “gegen euch komme ich wohl nicht an…” sie sah das Julian erleichtert aufatmete.
“Aber nicht jetzt, lass uns heute Abend was essen gehen und in Ruhe reden.” schlug sie vor.
“Ok… ich danke dir!” sagte er zu Charly, “und euch.” er zwinkerte den Jungen und Mädchen zu und verließ dann den Raum.
“So, und wir üben jetzt weiter.” mahnte Charly. Grinsend nahmen die Kinder ihre Gitarren wieder in die Hand.

“Charly, ich möchte mich wirklich bei dir entschuldigen. Das gestern hätte niemals passieren dürfen. Es tut mir unendlich leid! Ich weiß das es für so was eigentlich keine Entschuldigung gibt, aber die ganze Situation war so…” er zuckte hilflos mit den Schultern.
Charly hob abwehrend die Hand. Es tat ihm also leid? Der Kuß an sich tat ihr überhaupt nicht leid, sie hätte eigentlich gern noch viel mehr davon, was ihr leid tat, war die ganze Situation, warum konnten sie nicht einfach die Zeit zurückdrehen, dann könnten sie sich küssen soviel sie wollten.
“Ok, ich will eigentlich gar nicht weiter darüber reden. Vergessen wir das Ganze! Es war sowieso nicht der Rede wert.” versuchte sie die Sache herunterzuspielen.
“Es… es war ja nur ein harmloser kleiner Kuß, nichts weiter!” sie schluckte und stocherte in ihrem Salat herum.
- Nur ein harmloser, kleiner Kuß - dachte Julian. Für ihn war es weit mehr, wenn er die Augen schloss konnte er immer noch den leichten Druck ihrer Lippen auf den seinen spüren. Es war ein großer Fehler, das sie sich wieder gesehen hatten, das war ihm spätestens gestern abend bewusst geworden, alle alten Gefühle waren auf einmal wieder da, er merkte das er nie aufgehört hatte sie zu lieben, er hatte nur all die Jahre seine Gefühle für sie unterdrückt und das auch sehr erfolgreich, er hatte alles was ihn an sie erinnerte tief in sich begraben, doch nun kam alles wieder an die Oberfläche und er wusste, er würde scheitern bei dem Versuch Charly wieder zu vergessen, doch was sollte er tun? Es gab keine Zukunft für sie, er hatte seine Familie in Leeds und sie liebte ihre Unabhängigkeit viel zu sehr um sich auf eine feste Bindung einzulassen. Sie hatte einen guten Job, reiste durch das ganze Königreich um Musik zu machen und sie hatte noch die Kinder, die sie unterrichtete, für ihn würde es nie einen Platz in ihrem Leben geben, dessen war er sich bewusst.
Er würde in ein paar Tagen wieder abreisen und versuchen müssen damit zu leben.
“Ja, genau, mehr ist ja gar nicht passiert.” antwortete er ihr und lächelte sie an.
“Ich würde die letzten paar Tage gern noch mit dir verbringen bevor ich wieder abreise und ich möchte nicht das irgendwas zwischen uns steht. Wir sind Freunde, mehr nicht! Was da passiert ist war ein Fehler, der nicht hätte passieren dürfen und ich verspreche dir das so was nicht wieder vorkommt.” er griff nach ihrer Hand, doch Charly zog sie sofort weg.
- Ein Fehler - das war sie also für ihn, nichts weiter als ein Fehler… sie spürte Tränen aufsteigen, schluckte sie jedoch tapfer runter. Sie würde ihm nicht zeigen wie sehr er sie mit diesen Worten verletzte. Sie lächelte zurück und nickte.
“Ok, das hört sich vernünftig an.” es würde sie ihre ganz Kraft kosten, sich nichts anmerken zu lassen, aber sie war entschlossen, das durchzuziehen. Würde sie ihm jetzt sagen, das sie ihn nicht wieder sehen wollte, würde er sofort wissen was mit ihr los war und das wollte sie auf keinen Fall.
Es ging ja nur um ein paar Stunden am Abend, tagsüber arbeitete sie und übermorgen gab sie sogar noch Unterricht, am Donnerstag hatte sie Bandprobe und dann war die Woche schon rum, das würde sie irgendwie hinbekommen.
.
Nun saß sie hier… allein! Julian war fort, für immer! In ihr herrschte ein totales Gefühlschaos. Am liebsten hätte sie ihm gesagt was sie fühlte, hätte ihn am liebsten gebeten das er blieb, doch das wäre sinnlos gewesen, das wusste sie. Morgen würde er schon wieder in den Armen seiner Frau liegen, sie schüttelte den Kopf, das wollte sie sich nun wirklich nicht vorstellen. Die letzten Tage mit ihm waren wunderschön gewesen, sie machten lange Spaziergänge, erzählten von ihren Wünschen und Träumen, davon was sie in all den Jahren verwirklicht hatten. Er war der einzige Mensch der verstand was die Musik wirklich für sie bedeutete und sie liebte es, wie seine Augen leuchteten wenn er von seiner Arbeit erzählte. Sie tranken Rotwein und diskutierten über die neuesten Bücher ihrer Lieblingsschriftsteller, manchmal saßen sie schweigend nebeneinander am Meer und genossen einfach die Gegenwart des anderen. Es war alles so vertraut und doch erfuhren sie immer wieder Neues voneinander. Charly hatte es geschafft zu verdrängen das der Tag des Abschieds immer näher rückte, das er dann wieder gehen würde, doch nun war es soweit, nichts ließ sich mehr verdrängen, die Gefühlen brachen aus ihr heraus. Schluchzend saß sie auf dem Felsen, inzwischen war das letzte bisschen Wärme aus dem Stein gewichen. Die Wellen plätscherten leise ans Ufer, ein leichter Wind war aufgekommen, doch das störte Charly nicht, sie saß einfach da und ließ ihrer Trauer freien lauf.
Sie schrak auf, als sie plötzlich das Geräusch eines Automotors vernahm. Mit dem Handrücken wischte sie sich die tränenverschmierten Augen ab. Selten kam jemand in diese kleine versteckte Bucht, doch manchmal fanden eben doch Touristen, oder verliebte Pärchen den Weg hierher. Charly erhob sich und machte sich auf den Weg.

“Ach du liebe Güte, Charly! Was ist denn mit dir passiert?” Anne zog Charly zur Tür herein. Charly sank in die Arme ihrer guten Freundin. Anne war die Ehefrau von Marc und Charly wusste einfach nicht wohin sie sonst gehen sollte, es war zwar schon nach Mitternacht, doch sie konnte nicht Heim gehen. Stundenlang war sie durch die Straßen gelaufen, hatte geweint, nachgedacht und manchmal auch geflucht. Nun stand sie vor der Haustür ihres besten Freundes und dessen Frau. Sie schluchzte laut auf.
“Charly… was ist los?” Anne war erschrocken über den späten Besuch von Charly, das war gar nicht ihre Art und dann sah sie auch noch schrecklich aus. Das Gesicht rot und die Augen verquollen vom weinen.
“Marc, komm schnell!” rief Anne hilflos. Marc kam brummend im Morgenmantel über den Flur geschlurft.
“Ach du meine Güte!” Er wusste sofort was los war als er die weinende Charly im Flur stehen sah. Er stemmte die Hände in die Hüften und sah Charly vorwurfsvoll an.
“Ich habs gewusst! Ich hab gewusst das es genauso enden wird! Ist er abgereist?”
Charly nickte nur.
“Marc, ich weiß nicht was ich tun soll.” wimmerte sie leise.
“Herrje Charly!” sagte Marc nur. Er seufzte resigniert und nahm sie liebevoll in seine Arme. Sie war seine beste und längste Freundin und auch wenn er mehr als wütend war, über Charlys Unvernunft sich wieder mit Julian zu treffen, wohl wissend das er längst vergeben war, tat sie ihm unendlich leid. Er hatte sie mehrfach gewarnt, es war abzusehen das das Ganze so enden würde. Charly hatte sich in etwas reingesteigert, sich Hoffnung gemacht wo es keine gab. Anne und Marc schoben Charly ins Wohnzimmer und platzierten sie erstmal auf der großen Couch, Anne legte ihr eine Decke über die Schultern und Marc reichte ihr einen Scotch. Charly leerte das Glas in einem Zug, sie hustete, das Getränk brannte in ihrem Hals, doch es machte sich auch eine wohlige Wärme in ihrem Magen breit.
“Es tut mir leid, das ich hier mitten in der Nacht bei euch aufkreuze, aber ich konnte jetzt einfach nicht alleine sein.” schniefte sie.
“Charly!” Anne sah sie eindringlich an, “du musst endlich mit Julian abschließen. Es hat doch keinen Sinn, ihm immer noch hinterher zu weinen. Du solltest endlich eine Familie gründen, es gibt doch genügend Männer da draußen, die nur auf jemanden wie dich warten…” sie zwinkerte Charly aufmunternd zu und Charly musste ein wenig lachen. Sie wusste ja, das Anne und Marc recht hatten, doch ganz so einfach war es nicht.
“Wenn er wenigstens ein schrecklicher Mensch geworden wäre, arrogant, selbstherrlich… irgendsowas in der Art! Aber er ist immer noch so gut aussehend und charmant und liebevoll und zärtlich… als er mich geküsst hat, da…” Charly hielt inne als sie Marcs Blick sah. Sie biss sich auf die Lippen, eigentlich hatte sie nichts von dem Kuß sagen wollen.
“Er hat was getan?” fragte Marc aufbrausend.
“Es… es war nicht der Rede wert, nur ein ganz kleiner harmloser Kuß… ohne Bedeutung.”
Marc fuhr sich wütend durch die Haare und Anne legte beruhigend eine Hand auf seinen Arm.
“Nun beruhige dich, er konnte ja nicht wissen, wie sehr Charly noch an ihm hängt.” versuchte sie einzulenken.
“Nein, das konnte er nicht wissen, aber er ist schließlich verheiratet.” Marc war wirklich sauer.
“Marc!” fuhr Charly jetzt dazwischen, “hör endlich auf, ständig auf ihm rumzuhacken, du und Julian ward damals so gute Freunde, du bist doch nur immer noch sauer, das er ohne sich von dir zu verabschieden einfach gegangen ist.”
Marc schnaubte. Charly hatte recht, Julian und er waren sehr gute Freunde gewesen und es hatte ihn sehr getroffen das er einfach ohne ein Wort nach York gegangen war, das nahm Marc ihm heute noch übel.
“Wisst ihr was?! Ihr habt recht, ich sollte das ganze Wiedersehen mit Julian zum Anlass nehmen endlich mit ihm abzuschließen. Ich durfte ihn noch einmal sehen und mit ihm reden, ich weiß jetzt das es ihm gut geht und er glücklich ist, das ist ja auch sehr viel Wert.” zaghaft lächelte sie. Marc sah sie zweifelnd an.
“Und du meinst das kannst du jetzt plötzlich.. ? Einfach so? Das hat schon die letzten 18 Jahre nicht geklappt” sagte Marc zweifelnd.
“Nicht einfach so, es wird wohl eine Menge Kraft kosten, aber ich weiß jetzt das ich nach vorne sehen muss, es hat keinen Sinn in der Vergangenheit zu leben. Ich möchte eine eigene Familie haben, heiraten und Kinder bekommen. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit dafür… ich muss ihn vergessen. Schluß mit den Tränen und Schluß mit diesem Song, den ich seit 15 Jahren nur seinetwegen singe… ich will das alles nicht mehr!” Charly sah Marc und Anne traurig an. Es würde ein harter Weg werden, doch sie wusste, das es an der Zeit war den ersten Schritt zu tun. Marc umarmte sie.
“Anne und ich sind für dich da, das weißt du doch oder?” Charly ließ ihren Kopf gegen seine Schulter sinken. Anne nahm ihre Hand und drückte sie.
“Ja, das weiß ich und ich bin euch wirklich dankbar dafür.”

Julian saß im Flieger nach York. Er starrte aus dem Fenster, draußen war es noch stockfinster und alles was er in der kleinen Scheibe sah, war sein eigenes Spiegelbild. Er stellte fest das er schrecklich aussah, seine Augen waren gerötet, da er keinen Schlaf gefunden hatte, sein Gesicht war blass und er sah angespannt und müde aus. Er seufzte.
- Charly - er sah ihr Gesicht vor sich, die langen Locken, ihre rehbraunen Augen, in denen man sich verlieren konnte wenn man nicht aufpasste, er hörte immer noch ihr glockenhelles Lachen und roch den blumigen Duft ihres Parfums… er würde diese Erinnerungen bewahren wie einen kostbaren Schatz. Sie waren alles was ihm blieb. Sie war die Liebe seines Lebens, die Eine! Sie hatte sein Herz gebrochen und er fürchtete es würde nie wieder heilen.
Vor einer Woche war sein Leben noch in regelmässigen Bahnen verlaufen, doch nun war alles durcheinandergewirbelt und er hatte keine Ahnung wie er da wieder Ordnung reinbringen sollte, er wusste noch nichtmal ob er das überhaupt wollte.

Charly stand auf der Bühne in York. Zwei Wochen waren vergangen seitdem Julian abgereist war. Zwei Wochen voller Tränen und Verzweiflung, aber auch Hoffnung, Hoffnung das es besser würde, das die Zeit die Wunden heilen würde. Sie öffnete sich langsam wieder, war bereit für eine Zukunft ohne Julian. Sie versuchte nach vorn zu blicken, sich frei zu machen von der Vergangenheit.
Momentan hatte sie die Augen geschlossen, ihre Finger glitten über die Saiten ihrer Gitarre, sie griff Riffs zu einem Song von Linkin Park und war ganz in ihrem Element. Sie fühlte nichts, außer der Musik. Nach diesem Song war es wieder soweit, sie würde ihren Song singen, doch diesmal würde es anders sein. Sie würde dieses Lied zum letzten Mal spielen.
Marc verkniff sich deshalb heute jegliche schnippische Bemerkung, er überließ Charly wortlos das Mikro. Er wusste, das dies heute verdammt schwer für sie war.
Charly holte tief Luft. Sie hatten ein riesiges Publikum heute und sie hatte etwas Angst das sie die Fassung verlieren könnte.
“Wer uns kennt, weiß was jetzt kommt…” sagte sie und Jubelrufe und Applaus drangen zu ihr hoch.
“Okay, heute zum allerletzen Mal für euch… “what´s she like” “ Sie warf einen kurzen Blick auf Marc, der sie aufmunternd anlächelte. Charly schloß die Augen, ein letztes Mal ließ sie zu das die Gefühle die Oberhand gewannen.
“ I never knew I could love somebody the way that I loved you… I´d never thought I´ll be the broken hearted… nothing hurts you like the truth” sie schluckte schwer als sie den Zwischenteil auf der Gitarre spielte… in einer Minute würde es vorbei sein, es war als würde ein ganzer Lebensabschnitt enden.
Es gab einen weiteren Song, der sehr wichtig für sie war, Charly hatte allerdings nie darüber gesprochen, es war das Lied das sie und Julian damals verband. Julians und ihr Song! Es war das Lied bei dem er ihr damals zum ersten Mal sagte das er sie liebte.
Sie würde dieses Lied heute singen, sie wollte für sich selber eine Art Zeichen setzen um tatsächlich mit der Vergangenheit abschliessen zu können. Sie würde diesen Song heute mit allen teilen, sie hatte dieses Lied niemals auf einer Bühne gespielt oder gesungen, es gehörte allein Julian und ihr, das sie es heute performte vor fast 5000 Leuten war für sie ein öffentlicher Schlusstrich.
Als der Applaus verebbte, stand Charly einen kleinen Moment schweigend da, es kostete sie Überwindung und Kraft jetzt ein paar Worte zu sagen, aber es musste sein, sonst hätte diese ganze Aktion nur halb soviel Gewicht.
“Okay…” begann sie leise, ans Publikum gewandt, “ihr habt solange die eine Ballade ertragen, heute bekommt ihr noch eine zweite.” Charly nahm die Gitarre von den Schultern und stellte sie in den Gitarrenständer, hierfür brauchte sie nur Marcs Keyboard.
Charly hielt den Mikrofonständer mit beiden Händen fest, sie hatte Angst loszulassen, sie brauchte irgendeinen Halt, noch nie hatte sie sich so verloren gefühlt auf einer Bühne, Ein einziges Spotlight war auf sie gerichtet. Es war dunkel geworden und sie war froh das sie nicht ein einziges Gesicht im Publikum erkennen konnte.
“So… raise your hands to heaven” sagte Charly leise und kündigte so die bekannte Ballade aus den 80er Jahren an. Sie schaute kurz zu Marc und nickte ihm fast unmerklich zu. Marc begann zu spielen, er hatte Angst das Charly es nicht schaffte diesen Song zu Ende zu bringen, er bedeutete ihr einfach soviel, er hatte versucht ihr das Ganze auszureden, er hielt es für eine Schnapsidee, doch sie ließ sich nicht beirren. Charly brauchte das, um ein Ende zu finden. Bei ihr ging immer alles über Musik, das war schon immer so und würde wohl auch so bleiben. Marc respektierte das, doch in diesem Fall hatte er wirklich bedenken, ob sie das professionell durchziehen konnte.
Charly senkte den Blick, er sah wie konzentriert sie war, dieses Lied würde ihr viel abverlangen, sie war keine Sängerin, sie war eine begnadete Gitarristin, doch so ein Song war wirklich eine Herausforderung, nicht nur emotional, sondern auch gesanglich. Charly begann zu singen und Marc bekam eine Gänsehaut. War das wirklich Charlotte McCluskey, die dort stand und sang?
“As I watch you move across tue moonlit room
There´s so mich tenderness in your loving
Tomorrow I must leave, the dawn knows no reprieve
God give me strength when I am leaving

So raise your hands to heaven and Pray
That we´ll bei back together someday

Tonight i need your sweet caress
Hold me in the darkness
Tonight you calm my restlessness
You relieve my sadness

As we move to embrace
Tears ran down your face
I whisper Words of love so softly
I can´t believe this Pain
It´s driving me insane
Without your Touch life will bei lonely

So raise your hands to heaven…

Charly sang wie sie noch nie in ihrem Leben gesungen hatte, sie verlieh diesem Lied leben, sie fühlte es, sie wusste genau was der Interpret mit diesem Song ausdrücken wollte, denn sie fühlte es selber. Sie hatte jahrelang dafür gebetet wieder mit Julian Zusammensein zu können, doch ihre Gebete waren nicht erhört worden.
Ein kurzer Blick ins Publikum, es war ein Lichtermeer, die Leute hielten ihre brennenden Feuerzeuge in die Höhe, sie konnte sogar einige Wunderkerzen ausmachen. Tränen rannen ihr die Wangen hinab, dies war ein würdiger Abschluss, sie würde weitermachen, vorwärts gehen und nicht mehr auf der Stelle treten, es war richtig, auch wenn es jetzt weh tat.
Die letzten Töne verklangen, es war vorbei… endgültig. Sie senkte den Blick zu Boden. Einen Moment war es still, vor Charly standen 5000 Leute und es war so still das man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören können. Charly beschlich eine leichte Panik, hatte sie so falsch gesungen? Sie warf einen Blick auf Marc, doch auch er starrte sie nur an. Charly zuckte zusammen, als plötzlich tosender Applaus losbrach. Jubel, Pfiffe, Zugabe-Rufe… sie atmete erleichtert auf.
Das war es also, das Thema Julian Chastain war abgeschlossen, es war hiermit offiziell begraben worden.

Charly saß in ihrem Hotelzimmer, vor sich ein Glas Wein, Tränen tropften unaufhörlich hinein. Nach ihrem Auftritt war Charly sofort ins Hotel gefahren, sie war absolut nicht in der Stimmung für die kleine Party die spontan gefeiert wurde. Sie wollte nur noch heiß duschen, sich in einen Bademantel kuscheln und in Selbstmitleid baden… genau das brauchte sie heute einfach. Sie hatte die Türen zu dem kleinen Balkon geöffnet und genoss die kühle Nachtluft die hereinströmte, die Vorhänge bauschten sich in der Brise und der Mond schien herein.
Charly war zufrieden mit sich, ihre Tränen waren befreiend, sie hatte es geschafft. Nach so langer Zeit war es zu Ende, sie würde nur noch nach vorn sehen. Sie atmete tief ein und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, es fühlte sich sogar gut an. Sie wusste sie konnte es schaffen, sich endlich wieder frei zu fühlen, durchatmen zu können, den Blick für neues offen zu haben, sie war gespannt was das Leben ihr zu bieten hatte, zuviel Zeit war einfach vergeudet worden.
Es klopfte an der Tür. Charly hob die Augenbrauen… wer konnte das sein? Marc, Rob und Mike waren doch sicher noch auf ihrer kleinen Party. Charly schaute an sich herunter, alles was sie trug war ihr Bademantel, sie überlegte kurz ob sie überhaupt aufmachen sollte, doch als es noch mal eindringlicher klopfte öffnete sie.
“Julian!” keuchte sie fassungslos., sie ließ ihn reinkommen.
“Was tust du hier?” Charly zog den Bademantel unwillkürlich enger um sich, sie trat ein paar Schritte zurück. Wortlos betrat er den Raum und warf die Tür zu, die mit einem lauten Krachen ins Schloß fiel. Charly zuckte bei diesem Geräusch zusammen.
“Julian! Was willst du hier?” Immer noch sagte er kein Wort, er blickte sie grimmig an und ging einige Schritte auf sie zu.
“Du machst mir Angst.” japste Charly, sie wich weiter vor ihm zurück, doch auch er ging weiter auf sie zu. Charly fluchte leise als sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß, was wollte er von ihr, was machte er überhaupt hier in York, an einem Samstag abend, er sollte doch wohl bei seiner Familie sein und seine Zeit mit ihnen verbringen.
“Julian… bitte” Charly bekam wirklich Angst, so kannte sie ihn nicht. Er blickte sie wütend an und kam weiter auf sie zu, als er direkt vor ihr stand, stütze er sich mit beiden Händen an der Wand ab, so das Charly zwischen seinen Armen gefangen war. Einen Moment sah er sie nur an. Charly bemerkte die dunklen Ringe unter seinen Augen, er sah müde aus und wütend, vor allem wütend! Sie versuchte ihren Bademantel noch fester um sich zu ziehen… hätte sie sich doch bloß etwas richtiges angezogen, sie trug ja nicht mal Unterwäsche. Verzweifelt sah sie ihn an.
“”I never knew I could love somebody the way that I loved you…” begann er “und dann noch “hands to heaven”. Charly, hat das irgendetwas mit mir zu tun… mit uns?” zischte er.
“Was?” verwirrt starrte sie ihn an, er war also dort gewesen, er hatte ihren Auftritt gesehen, damit hatte sie nicht gerechnet und sie spürte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
“Glaubst du ich hab vergessen was “hands to heaven” für uns bedeutet hat, was ich dir bei diesem Lied gesagt habe? Es war unser Lied!” seine Augen funkelten sie an. Er hatte 14 Tage wie in einem Nebel verbracht, er konnte sie nicht vergessen, täglich dachte er an sie, sie beherrschte seine Gedanken. Er war unfähig sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, machte Fehler und sogar seine Söhne merkten das mit ihm etwas nicht stimmte. Er musste wissen was Charly für ihn empfand, vielleicht gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer das auch sie noch Gefühle für ihn hatte. Er wusste das diese Möglichkeit mehr als gering war, aber wenn sie nichts mehr empfand hatte er wenigstens Gewissheit und musste nicht mehr mit den Zweifeln leben. Vor ein paar Tagen waren ihm dann die Werbeplakate für ein Charity-Event in York aufgefallen, es würden mehrere Bands auftreten, darunter auch die Band in der Charly spielte. Julian hielt das für einen Wink des Schicksals, da York nur 20 Autominuten von Leeds entfernt war beschloss er dorthin zu fahren und mit ihr zu reden.
Als er im Publikum stand und Charly wieder diesen Song spielte in dem diese Zeile vorkam und danach noch “Hands to heaven” sang war es ihm klar geworden, sie spielte diese Songs seinetwegen. Er konnte sich noch sehr gut erinnern, als er Charly bei diesem Lied ein “Ich liebe dich” ins Ohr geflüstert hatte, es war ihr Lied geworden damals.
Sie sah atemberaubend aus wie sie dort oben stand. Sie trug eine rote knallenge Lederhose mit Schlangenprint, dazu ein enges schwarzes Shirt, die Locken fielen ihr über die Schultern. Sie hielt den Mikrofonständer mit beiden Händen fest umschlossen, ihr Blick war auf den Boden gerichtet, als sie den Kopf hob und begann zu singen, sah er die Tränen, die über ihre Wangen liefen, er war erschüttert. Warum hatte sie nichts gesagt, warum hatte sie ihn in Brighton weggestoßen, soviel Zeit war vergeudet worden. Er spürte Wut in sich aufsteigen, darüber das sie nicht ehrlich zueinander waren, Wut über sich selber, über seine Unfähigkeit ihr die Wahrheit zu sagen… Nun stand sie hier vor ihm, ängstlich sah sie ihn an, doch er würde nicht nachgeben, er wollte es aus ihrem Mund hören, sie sollte ihm ins Gesicht sagen ob sie noch etwas für ihn fühlte oder nicht.
“Julian… ich glaube es ist meine Sache was ich wann singe und spiele… nun lass mich hier raus!” sie presste ihre Hände gegen seine Schultern, doch er ließ sich nicht beirren und hielt sie weiterhin zwischen seinen Händen gefangen.
“Hatte das etwas mit mir zu tun oder nicht?” hakte er nach.
“Julian!” sagte sie flehend, ohne zu antworten.
“Ja… oder nein?” bohrte er weiter. Tränen traten in ihre Augen, was sollte diese Aktion hier? Brauchte er die Genugtuung das er ihr immer noch was bedeutete? Konnte ihm das denn nicht egal sein… sie wollte doch nur das er sie in Ruhe ließ, sie hatte genug gelitten, sie hatte gerade Mut gefasst und blickte endlich positiv in die Zukunft und schon kam er daher und machte alles Zunichte?
“Julian bitte lass mich!” flehte sie leise, die ersten Tränen kullerten über ihre Wangen.
“Ja, oder Nein!” er war unerbittlich. Charly schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen, sie schüttelte nur den Kopf.
“Ich will eine Antwort!”
“Ja… Ja, verdammt! Ich hab diese Songs deinetwegen gespielt” brach es aus ihr heraus.
“Warum? Was hat das zu bedeuten?”
“Was das zu bedeuten hat?” Jetzt war Charly diejenige die wütend war, was bildete er sich eigentlich ein? Er tauchte nach 18 Jahren plötzlich wieder auf und brachte ihre Welt noch mehr durcheinander als sie es eh schon war und nun wollte er noch Erklärungen. Gut, die konnte er haben, Charly würde diesem ganzen Wahnsinn jetzt ein Ende bereiten, sollte er doch die Wahrheit erfahren, was hatte sie noch zu verlieren?
“Es bedeutet, das ich dich immer noch liebe. 18 lange Jahre habe ich tagtäglich deinetwegen Tränen vergossen, du hast meine Gedanken beherrscht, du hast mich für andere Männer verdorben, jeder Mann in meinem Leben musste dem Vergleich mit dir standhalten und stell dir vor… keiner hat es geschafft.” sie schluchzte auf. Julian sah sie bestürzt an, nie hätte er gedacht das sie so empfand. Die Tränen rannen unaufhaltsam ihre Wangen hinab.
“Charly…” sagte er leise, er streckte die Hand nach ihr aus, wollte ihr zärtlich über die Wange streicheln, doch sie wich vor ihm zurück.
“Bleib weg von mir!” fauchte sie ihn an, “Du tauchst nach fast 2 Jahrzehnten einfach so hier auf und denkst wir können gute Freunde sein? Ich hab Neuigkeiten für dich Julian Chastain… das funktioniert nicht!” sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, hob das Kinn und sah ihn trotzig an.
Julian wusste nicht ob er lachen oder weinen sollte, sie liebte ihn tatsächlich noch?
“Nach so langer Zeit liebst du mich noch?” fragte er ungläubig, Charly drehte den Kopf zur Seite, sie wollte ihn nicht ansehen müssen, doch er nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und zwang sie so, ihn anzusehen.
“Hör auf damit” sagte sie schwach, doch Julian lachte nur leise.
“Oh Charly! Soviele verschwendete Jahre!” er zog sie an sich, seine Hände umfassten ihr Gesicht und seine Lippen senkten sich auf ihre. Charly war zu erschrocken um sich zu wehren, sie fühlte seine weichen, warmen Lippen, die ihren Mund verschlossen, sein Kuß hatte nichts sanftes, er küsste sie leidenschaftlich und fordernd, sie fühlte seine Zunge, die sich langsam, aber bestimmt, den Weg in ihren Mund bahnte. Einen Moment wehrte sie sich, trommelte mit den Fäusten gegen seine Schultern, doch dann erlosch ihr Widerstand. Sie ließ sich in seine Arme fallen, öffnete einladend die Lippen und hieß ihn in ihrem Mund willkommen.
“Charly” raunte er zwischen zwei Küssen. Seine Stimme holte sie wieder in die Realität. Was tat sie hier? Er war ein verheirateter Mann! Mit aller Kraft stieß sie ihn von sich.
“Nein!” sagte sie leise, “das dürfen wir nicht! Du bist ein verheirateter Mann Julian! Ich werde das nicht tun!” entrüstet sah sie ihn an. Julian begann leise zu lachen.
Er sah an Charly herunter und griff nach dem Gürtel ihres Bademantels, mit zwei Handgriffen öffnete er ihn. Charly schloß die Augen, sie war unfähig ihm zu widerstehen. Julian streifte das Kleidungsstück von Charlys Schultern und mit einem rascheln fiel es zu Boden. Charly war sich durchaus ihrer Nacktheit bewusst. Sie spürte seine Blicke auf ihrem Körper und ihr wurde heiß.
Julian streckte vorsichtig eine Hand nach ihr aus, sie war so schön das es ihn fast um den Verstand brachte… mit hungrigem Blick sah er sie an, er wollte jedes Detail ihres Körpers in sich aufnehmen. Seine Finger berührten sanft ihre Schulter, Charly sog scharf die Luft ein bei seiner Berührung.
“Julian… nicht.” sagte sie noch mal schwach, doch ihr Körper sprach eine andere Sprache. Sie legte leicht den Kopf in den Nacken, als seine Finger abwärts wanderten und die Rundung ihrer Brüste fanden, vorsichtig strich er die Konturen nach, seine Hand wanderte weiter, glitt tiefer über ihren Bauch und ihre Schenkel. Charly spürte ein wildes Verlangen in sich aufsteigen, sie schloß die Augen und spürte wie Wellen der Erregung sie durchfuhren.
Sie versuchte gar nicht mehr ihn abzuwehren, sie hätte keine Chance mehr gehabt, ihr Körper wollte etwas völlig anderes als ihr Verstand.
Charly öffnete verwirrt die Augen als seine Berührungen plötzlich aufhörten.
“Julian…” flüsterte sie leise und streckte verlangend die Hand nach ihm aus, doch Julian stand nur da und sah sie an. Sie sah ihm an wie sehr er sie wollte und das erregte sie nur noch mehr, ihr Atem ging schnell und flach, sie ersehnte seine Hände auf ihrem Körper, wollte das er sie berührte und ihr Erleichterung verschaffte, doch Julian machte kein Anstalten ihr näher zu kommen.
“Du bist wunderschön.” sagte er nun leise und begann sich dann selbst seiner Kleidung zu entledigen, langsam knöpfte er sein Hemd auf und ließ es achtlos zu Boden fallen.
Charly konnte ihren Blick nicht von ihm wenden, sie schluckte schwer als er aus seiner Jeans stieg, die Boxershorts folgte und sie stöhnte leicht auf als sie seine Erregung sah. Julian lächelte und kam auf sie zu, er umfasste ihre Taille und zog sie an sich. Seine Lippen senkten sich auf ihre und Charly erwiderte seinen Kuß mit einer Leidenschaft die sie selbst überraschte. Seine Hände fuhren begierig über ihren Rücken, wanderten tiefer und verharrten einen Moment auf ihrem Po, er wollte sie noch näher an sich heranziehen, Charly spürte seine Härte an ihrem Bauch, sie wollte ihn so sehr. Sie löste sich etwas von ihm und nahm seine Hand.
“Nicht hier.” sagte sie leise und zog ihn zu dem großen Doppelbett, sie ließ sich in die Kissen gleiten und er war sofort neben ihr. Er küsste sanft ihren Hals, seine Lippen wanderten über ihre Schulterblätter und seine Zunge hinterließ eine feuchte Spur auf ihrer Haut. Charly stöhnte, als er mit seiner Zunge ihre Brustspitze umkreiste, ihre Hände krallten sich in seinen Rücken, als er begann zärtlich daran zu saugen. Seine Hand wanderte weiter und bereitwillig öffnete sie ihre Schenkel, als seine Hand ihre empfindsamste Stelle fand und zärtlich begann sie zu massieren.
“Julian!” stöhnte sie. Sie schloß die Augen, ihre Hände taten es den seinen gleich und erforschten ihrerseits seinen Körper. Julian entfuhr ein raues Stöhnen als sie ihn mit ihren Fingern umschloss und begann ihre Hand langsam zu bewegen. Charly merkte das er sich fast nicht mehr unter Kontrolle hatte, er atmete schwer und sie spürte das er sich nicht mehr lange würde zurückhalten können.
“Komm zu mir” flüsterte sie leise. Einen kurzen Moment sah er sie an und lächelte, dann schob er sich über sie, Charly bog sich ihm entgegen, ihre Blicke trafen sich als er zu ihr kam, sie verschränkten ihre Hände ineinander als Julian begann sich langsam in ihr zu bewegen, sie passte sich seinem Rhythmus problemlos an. Charly schloß die Augen als sie spürte wie seine Bewegungen immer schneller und heftiger wurden, als sie spürte wie ein zittern durch seinen Körper ging, ließ auch sie sich fallen, wie eine ertrinkende klammerte sie sich an ihn während sie ebenfalls einen überwältigenden Höhepunkt erlebte.
Erschöpft lag sie in seinen Armen, er hielt sie ganz fest, so als wolle er sie nie wieder loslassen, Charly genoss, wie seine Fingerspitzen sanft über ihren Rücken glitten. Sie seufzte, langsam landete sie wieder in der Realität. Sie hatte gerade mit einem verheirateten Mann geschlafen, sie fühlte sich schäbig und schämte sich zutiefst. Julian schien sich über seinen Ehebruch keine besonderen Gedanken zu machen, er lag entspannt neben ihr, hatte die Augen geschlossen und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
“Julian…” begann Charly leise, “dir ist schon klar was wir gerade getan haben?” fragte sie ihn provozierend.
Er öffnete die Augen und lächelte sie an.
“Ohja, das ist mir allerdings klar und ich habe vor das noch häufiger mit dir zu tun, ich hätte nie gedacht, das es so perfekt sein würde.” er seufzte wohlig und zog sie noch enger an sich.
Charly löste sich von ihm, entrüstet sah sie ihn an.
“Du bist verheiratet! Du hast gerade deine Frau betrogen!” wie konnte er so ruhig da liegen und so tun als sei das die normalste Sache der Welt.
“Charly, glaubst du wirklich so etwas würde ich tun? Du solltest mich besser kennen. Sue und ich sind seit 8 Jahren geschieden, sie hat längst wieder geheiratet, alles was uns noch verbindet sind unsere 2 Jungs, die wir beide über alles lieben.”
Charly merkte wie ihr die Kinnlade runterklappte, mit offenem Mund starrte sie ihn an.
“Aber… du hast immer von deiner Familie geredet, darüber wie glücklich du bist. Hätte ich das gewusst…” sie spürte Zorn in sich aufsteigen… sie hatte sich so mies gefühlt, hatte Angst gehabt sich in eine Ehe zu drängen.
“Meine beiden Jungs sind meine Familie Charly, ich würde alles für sie tun und ich bin sehr glücklich das ich sie habe.”
“Warum hast du nichts gesagt?” verzweifelt sah sie ihn an.
“Was hätte es für einen Unterschied gemacht? Du hast mir immer deutlich zu verstehen gegeben wie wichtig deine Unabhängigkeit für dich ist, das du nichts von festen Bindungen hältst.” er zog sie wieder an sich.
“Wir haben uns beide selber im Weg gestanden, dadurch haben wir soviel Zeit verloren. Ich liebe dich Charlotte McCluskey und ich werde dich nicht noch mal gehen lassen!” sagte er bevor er sie zärtlich küsste.
“Und ich liebe dich Julian Chastain.” erwiderte sie leise.
.
Charly lehnte gegen den Türrahmen, es war 1.00 Uhr nachts. Sie beobachtete wie Julian den Wirtschaftsteil der Zeitung las, eine Tasse dampfenden Tee vor sich. Sie musste lächeln. Sie verspürte soviel Liebe zu ihm. 5 Jahre waren seit dieser Nacht vergangen, inzwischen war sie nicht mehr Charlotte McCluskey sondern Charlotte Chastain. Julian hatte in Leeds seine Angelegenheiten geregelt und war zu ihr nach Brighton gezogen. Das er seine Söhne nicht mehr so häufig sehen konnte war anfangs sehr schwer für ihn, aber auch dafür hatten sie eine einigermaßen gute Lösung gefunden. Inzwischen war Julian Teilhaber einer Baufirma in Brighton, die Arbeit erfüllte ihn und machte ihm großen Spaß.
Charly kam von einem Auftritt.
“Hey!” sagte Charly und betrat die Küche, “warum bist du noch wach?”
“Hey!” er lächelte sie an und drehte sich zu ihr, “ich konnte nicht schlafen und da dachte ich, ich warte halt auf dich.” er streckte die Arme nach ihr aus.
“Schläft die Kleine?” fragte sie.
“Tief und fest. War allerdings mal wieder nicht so einfach, niemand kann schließlich so gut Gute-Nacht-Lieder singen wie Mama” er grinste und Charly lachte leise. Emily wurde ein knappes Jahr nach ihrer Hochzeit geboren, inzwischen war sie 3 Jahre alt und ein richtiger Wirbelwind.
Charly setzte sich rittlings auf seinen Schoß, sie legte ihre Hände in seinen Nacken und küßte ihn zärtlich, seine Hände streichelten ihren Rücken und wanderten langsam unter ihr Shirt. Charly stöhnte auf als er mit dem Daumen zärtlich ihre Brustspitzen massierte, sie bewegte ihre Hüften und rieb sich leicht an ihm, sofort spürte sie seine Erregung und sie musste lächeln.
“Ich muss dir etwas sagen.” flüsterte sie
“Hat das nicht Zeit bis später.” raunte er und zog sie fester zu sich.
“Nein, hat es nicht. Sie rückte ein Stück von ihm ab und nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände.
“Du wirst noch mal Vater.” sagte sie dann lächelnd.
“Ist das dein Ernst?”
Charly nickte und er umarmte sie fest.
“Ich liebe dich so sehr, Charlotte Chastain!” sagte er noch, bevor er sie küsste. Charly war glücklich! Es hatte fast 2 Jahrzehnte gedauert, doch letztlich war sie glücklich geworden!




---------------------------Ende-----------------------------

Anmerkung des Autors: es gibt auch real eine Charly und einen Julian, es gibt die Gitarre und die Songs, leider gibt es im wahren Leben kein Happy End.


© Kimsophie74


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