Ein schrecklicher Tag für Opa Dudke

Opa Albert Dudke wohnte mit seinem Kater Felix in der Brahmstraße11. Sein Eigen war eine kleine Mansardenwohnung in einem Mehrfamilienhaus.
Dudke war von Beruf Tischler, und schon etliche Jahre Rentner.
Vor fünf Jahren war seine liebe Frau Hedwig an Krebs gestorben. Alberts einziger Vertrauter war nun sein Kater Felix. Die Beiden waren unzertrennlich, denn alles verrichteten sie gemeinsam. Opa Dudke war bei allen Mietern des Hauses Nr. 11 sehr beliebt.
Die Kinder im nahen Umfeld nannten ihn liebevoll Opa Albert.
Das Alter hatte ihn voll im Griff. Albert war fünfundachtzig und sah sehr schlecht. Beim Gehen stürzte er öfter. Er brauchte zur Fortbewegung stets seinen Rollator.
Seine Tochter Anja lud ihn am 11ten Juli zu ihrer Geburtstagsfeier ein.
Die Feier sollte um 13°° Uhr in der Gaststätte „ Zum Birnbaum“ beginnen.
Albert hatte ihr als Geschenk einen Gutschein vomEinkaufscenter
„Penny“ gekauft. Einen schönen, dunkelroten Rosenstrauß hatte er auch erworben.
Am besagten Tag begab er sich in die Gaststätte „Zur grünen Tanne“.
In der Gaststätte waren nur zwei Gäste anwesend. Von seiner Tochter Anja und deren Familie war weit und breit nichts zu sehen.
Dudke bestellte beim Wirt ein Bier, und noch ein Bier, und die Zeit verstrich…
Der Wirt fragte Albert, ob er den Rosenstrauß nicht besser ins Wasser stellen sollte. Daraufhin fragte Albert: „ Wir sind doch in der Gaststätte im Tannenbaum?“
Der Wirt stellte es richtig und sagte ihm: „ Meine Gaststätte heißt zur grünen Tanne!“
„Aber heute soll doch bei ihnen die Geburtstagsfeier meiner Tochter Anja stattfinden“ erklärte Albert.
Das Gesicht des Wirts nahm eine rote Farbe an, und betont laut sagte er:„Bei mir ist keine Geburtstagsfeier gemeldet!“ Jetzt wurde Albert Dudke unsicher ,und fragte den Wirt noch einmal:
„Gibt es denn in dieser Straße noch eine Gaststätte mit dem Wort Baum darin?“
Der Wirt bejahte es. An der letzten Bushaltestelle gibt es eine Gaststätte mit dem Namen „Zum Birnbaum“.
Albert bekam ein unwohles Gefühl. Augenblicklich wurde ihm klar, dass er die falsche Gaststätte aufgesucht hatte.
Er bezahlte eilig und ging los. In der Ausgangstür klemmte er ungewollt seinen Flanellmantel ein. Ein großer, schwarzer Schmierstreifen am Saum war das Ergebnis.
Der Wirt schüttelte über so viel Zerstreutheit Dudkes seinen Kopf.
In der Zwischenzeit wartete Anja, nebst Familie, auf Opa Albert in der Gaststätte „ Zum Birnbaum.“
Anja ließ das Mittagessen servieren. Anja und ihr Lebensgefährte Basile wollten das Warten auf Albert noch hinausschieb Hunger.
Mitten beim Essen platzte Opa Albert rein.
Die drei Kinder riefen, wie aus einem Munde: „ Opa, wir haben dir vom Essen etwas übrig gelassen.“
Anja bestellte für Albert ein leckeres Gedeck. Zum Gedeck gehörte eine Schweinslende, Kroketten und gemischter Salat.
Nach dem Essen begab sich Albert auf die Toilette. Er war gerade beim Händeabtrocknen als Anja, Sophie und Hannah herein kamen.
Die beiden Kinder lachten gleich aus vollem Hals, und sie konnten sich nicht beruhigen. Anja verzog ein bitterböses Gesicht: Der Grund dafür war, dass Opa Dudke die Damentoilette benutzt hatte!
Als Sophie mit ihrer Mutti und ihrer Schwester den Gastraum erreicht hatten, rief Sophie schon von weiten: „ Oma, Oma, der Opa war auf der Damentoilette!“ Die Gäste am Nachbartisch schmunzelten und lachten.
Nach dem Bezahlen brachte die Kellnerin für die Erwachsen je einen Obstschnaps, und für die Kinder Trinkschokolade.
Opa Dudke drehte sich um, und er schlug dabei der Kellnerin das Tablett mit den Getränken aus der Hand.
Es bildete sich um die Tische ein buntes Rinnsal. Albert murmelte als Endschuldigung einige undiffinierbare Worte.
Der Wirt eilte herbei und er meinte, dass geht sowieso alles aufs Haus.
Natürlich brachte die Kellnerin erneut die Getränke, die diesmal ohne Vorkommnisse von allen getrunken wurden.
Anja ging anschließend mit ihren Kindern zur Straßenbahn, um nach Hause zu fahren.
Die Verabschiedung Opa Alberts durch seine Enkelkinder war auch ein ziemlich großes Ereignis, wobei Sophie das „ kleine Mütterchen“ war.
Sie gab ihrem Opa viele, gut gemeinte Ratschläge und zum Schluss meinte sie: „ Opa du musst eben öfter deine Brill putzen.“
Basile, der Lebensgefährte von Anja brachte Albert zum Bahnhof, doch o Graus, es war Schienenersatz-Verkehr angesagt.
Dudke war erst gegen 23.00 Uhr zu Hause angekommen. Er wollte mit dem Schlüssel die Haustür öffnen. Da fiel ihm der Schlüssel samt Schlüsselring in den Fußabtreterschacht.
Das Klingenschild war nicht beleuchtet und er drückte auf „ gut Glück“ einen Klingelknopf. Der Klingelknopf gehörte der Witwe Gutschmidt.
Die Witwe Gutschmidt war fast blind. Ihr Küchenfenster öffnete sich und sie schaute hinaus. Sie erkannte Opa Dudke nicht, und deshalb rief sie: „ Ich rufe gleich die Polizei, sie versoffner Kerl!“
Danach klingelte er bei der Familie Haferkorn. Ein Fenster öffnete sich und Haferkorn und seine Ehefrau schauten runter. Dudke rief: Macht mir doch bitte auf, ich bin Albert!“ Worauf Haferkorn antwortete: „ Albert ist doch zu seinen Kindern gefahren!“
Opa Dudke rief noch einige Male, ich bin Albert. Doch plötzlich ergoss sich ein großer Schwall Wasser über Dudke. Frau Haferkorn hatte einen Eimer Wasser über Albert gegossen.
Er war pudelnass. Er versuchte sein Glück bei Fräulein Pfannenschmidt. Das Fräulein Pfannenschmidt war schon Mitte Achtzig und sie bestand immer darauf, dass man zu ihr immer "Fräulein“ sagt.
Sie erkannte Dudke gleich, und rief: „ Herr Gott, sie sind ja pudelnass!“
Sie öffnete die Eingangstür, und empfing Albert im Flur. Das Fräulein brachte Albert trockene Anziehsachen von ihrem Vater. Sie meinte, sie gehen ja nicht zur Brauthochzeit und die nassen Sachen müssen sie ausziehen.
Sie bereitete Albert eine Schlafgelegenheit auf ihrem Sofa zu.
Danach wünschte sie ihm noch eine „ gute Nacht!“
Opa Dudke schlief nur sehr schlecht ein, denn der Kuckuck der Kuckucksuhr rief zu jeder viertel Stunde.
Er schlief dann doch ein, und der Mond schaute lächelnd durch das Wohnzimmerfenster…


© Jürgen


1 Lesern gefällt dieser Text.





Kommentare zu "Ein schrecklicher Tag für Opa Dudke"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Ein schrecklicher Tag für Opa Dudke"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.