Erinnerungen ?
Entsinnen kann sich Steffi eigentlich an nicht sehr viel aus ihrer Kindheit, außer das sie die ersten vier Jahre ihres Lebens bei ihrer Oma aufgewachsen ist. Warum? Na ja, so genau weiß Steffi das auch nicht. Sie hat keine Ahnung ob sie ihre Eltern eigentlich nicht wollten, oder ob sie vielleicht auch nur ein Ausrutscher ihrer Mutter ist, die Steffi ihren Vater untergejubelt hat. Oder..., oder..., oder. Eines weiß sie aber mit Sicherheit, dass Steffi ihre Oma über alles liebt und umgekehrt genauso. Und außerdem weiß Steffi auch noch das Oma ihren Vater, also den Schwiegersohn nicht ausstehen kann. Die beiden haben sich, wenn Steffis Eltern sie an den Wochenenden besuchen, wegen jeder Kleinigkeit in den Haaren. Aus Erzählungen hat Steffi erfahren, das sie wohl im Alter von 2 Jahren, bei ihrer Oma zu Hause, mit einer Stricknadel gespielt haben muss, wahrscheinlich wollte sie ausprobieren wie gut diese in die Steckdose passt. Postwendend bekam Steffi von ihrem Vater so welche auf die Finger, das es nur so rauchte.
<< Musst du den so brutal zu ihr sein! >> schreit Oma ihn an.
<< Entschuldigung, das ich deiner Meinung nach zu grob und zu streng mit ihr bin, aber hätte ich warten sollen das sie einen Stromschlag kriegt? >>
<< Nein, das natürlich nicht aber ….. >>
<< Könnt ihr zwei bitte endlich einmal zu Streiten aufhören? Mama, Ben hat richtig gehandelt ! >> wirft Steffis Mutter ein.
<< Das war mir klar das du zu ihm hältst! >> mit diesen Worten nimmt Oma Steffi auf ihren Arm und verlässt das Zimmer.
Mit knapp vier Jahren holen Steffis Eltern sie zu sich nach Hause. Das hat anscheinend zwei Gründe, zum einem soll Steffi jetzt endlich in den Kindergarten gehen, und zum anderen ist ihre Mutter schwanger, ja Steffi bekommt eine kleine Schwester. Wie sie das findet? „Absoluter Mist, erst werde ich aus meiner Vertrauten Umgebung gerissen und dann muss ich auch noch alles mit so einem kleinen Wurm teilen! Ich will bei meiner Oma bleiben! Ohne Schwester, Kindergarten und dergleichen! Was ich will, zählt anscheinend überhaupt nicht, mich fragt ja keiner.“ schimpft und jammert Steffi, wenn sie sich unbeobachtet fühlt vor sich hin.
Das einzig schöne, bei ihren Eltern ist, das die Nachbarn einen Bernhardiner mit dem Namen Kastor haben, mit dem kann Steffi immer kuschelt und manchmal darf sie auch auf diesen reiten. Im Winter, wird Kastor vor den Schlitten gespannt und er zieht den Schlitten, was ihn anscheinend Spaß macht. Steffi thront auf dem Schlitten und sie genießt die neidischen Blicke der anderen Kinder. Sie lässt auch keines nur einen Meter mitfahren. Auf nachfrage ihrer Eltern gibt sie immer wieder die gleiche Antwort << Das ist unser Schlitten, die anderen können sich selbst einen Hund davor spannen, aber nicht unseren Kastor!>>
Damit ist für Steffi das Thema erledigt. Sie lässt sich auch nicht vom herzzerbrechenden Weinen anderer Kinder umstimmen. Ihre Eltern können das überhaupt nicht verstehen und ihr Vater sagt in solchen Situationen nur Kopfschüttelnd << also von mir hat sie das nicht! >>
Steffis Mutter zieht es vor solchen Aussagen kein Gehör zu schenken. Sie nimmt es einfach hin.
An den Kindergraten kann, oder will, sich Steffi auch nicht mehr so genau erinnern, hier gibt es genau eine Sache die ihr so richtig Spaß macht. Sie lernen französisch! Das findet Steffi so toll weil ihre Oma aus dem Elsass kommt und selber noch sehr gut französisch spricht. Steffi brennt regelrecht darauf ihr das neu erlernte vorzutragen.
<< Das dauert immer viel zu lange . Wir fahren sie nur alle zwei Wochen besuchen und ich vermisse sie doch so sehr!>> schüttet sie eines Tages ihr Herz bei ihrer Betreuerin aus.
Einige Zeit später kommt das nächste Trauma für Steffi, sie ziehen um, die Wohnung in welcher sie bisher leben wird zu klein für uns vier. „Na toll, ich komme in einen neuen Kindergarten, fremde Umgebung, fremde Wohnung, fremde Menschen, wie lustig!“ Steffis Eltern versuchen ihr den Umzug mit den Worten << Du bekommst ein eigenes Zimmer“ oder „ da wohnen viele Kinder, da findest Du bestimmt bald neue Freunde >> schmackhaft zu machen.
„Wer will den ein eigenes Zimmer oder neue Freunde ich nicht! Keiner. Es muss sein , und muss mit ob ich will oder nicht.“ Denkt sich Steffi und wieder einmal fällt ihre kleine Welt auseinander.
In der Schule lernt Steffi auch französisch, das ist auch hier das ziemlich einzige an was sie sich gerne erinnert. Leider gibt es aber, als sie in die vierte Klasse kommt, keinen Französisch Unterricht mehr, statt dessen gibt es die Möglichkeit als Wahlfach Englisch zu lernen, da hat Steffi aber absolut keine Lust drauf. Ist ja Gott sei Dank nur ein Wahlfach und da sie zum ersten mal in ihrem Leben die Wahl hat, wählt sie es auch nicht. Des weiteren hat Steffi so ziemlich genau an diesem Punkt, keine Lust mehr auf Schule und das kann man dann auch deutlich an ihren Noten sehen. Sie beginnt langsam sich immer mehr in sich selbst zurück zu ziehen und alles und jeden zu boykottieren. Was unter anderem die Folge hat, das ihre Eltern sie in einen Hort für schwer erziehbare schicken. Aber das ist ein anderes Kapitel, zu dem wir später kommen.


Unfall
Steffi ist 9 Jahre und ihre Schwester Tina ist 5 Jahre alt. Heute ist Vatertag, Steffi und ihre Schwester spielen mit anderen Kindern im Hof. Was sehr schön ist, ist das Oma und unsere alten Nachbarn mit dem Bernhardiner Kastor zu Besuch gekommen sind. Wie gesagt sie spielen mit den anderen Kindern im Hof. Mit Sand bauen sie eine Sperre vor der Rutsche. Dabei kommen sie auf die Idee dass sie die gesamte Rutsche mit Sand zubauen können, gesagt getan. Als Tina nicht mehr hoch kommt, nimmt sie kurzerhand einen vollen Sandeimer und steigt mit diesen die Leiter der Rutsche hinauf. Da Steffi und die anderen alle sehr beschäftigt sind, bekommt von dieser Aktion keiner was mit. Nehmen wir einmal das Tina, das so an die zwei oder drei mal gemacht hat. Als Steffi zwischendurch nach ihrer Schwester sieht und mit bekommt wie diese mit dem Eimer hinaufsteigt bekommt sie einen Riesen Schreck. Man muss wissen, dass die Rutsche im Sandkasten, aber die Leiter dieser auf dem Betonpflaster, steht.
<< Tina, lass den Eimer unten und halte dich mit beiden Händen fest >> ruft Steffi ihr zu.
Dessen ungeachtet klettert Tina einfach einhändig weiter nach oben. Und dann passiert es, keine Ahnung wie und warum, aber plötzlich fällt Tina von ganz oben der Rutsche herunter und schlägt mit dem Kopf auf dem Beton auf.
<< Tina, Tina ! >> schreiend rennt Steffi zu ihrer Schwester.
Aber sie bekommt keine Antwort von ihr. Immer wieder schüttelt Steffi sie und schreit dabei << mach die Augen auf, Tina bitte! >>
Es kommt keine Reaktion von ihr. Durch Steffis Geschrei sind ein paar Nachbarn aufmerksam, ge­worden und kommen nach draußen. Sie ziehen sie von Tina weg und halten Steffi fest. Plötzlich schießt ihr der Gedanke durch den Kopf „ sie ist Tod!“ Schreiend reißt sie sich von der Person die sie festhält los und rennt zur Eingangstüre und klingelt sturm. Als der Türöffner ertönt, stoßt Steffi die Türe so fest auf, das diese mit einem lauten Krachen an die Mauer schlägt. Dessen ungeachtet rennt sie so schnell sie kann nach oben in den ersten Stock. Ihre Mutter steht in der Türe, und sieht sie an. Dann fragt sie entsetzt << was ist passiert ? >>
<< Mama, Tina, Tina ich glaub sie ist Tod! >> stößt Steffi unter schluchzen hervor.
Da kommt auch schon ein Anwohner nach oben << Hallo, ihre Tochter, die Tina ist die Rutsche runter gefallen, sie ist bewusstlos, wir haben schon den Notarzt gerufen! >> informiert er ihre Mutter.


© Alexandra K.


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Beschreibung des Autors zu "Steiniger Weg"

Heute ist Steffi 35 Jahre alt und es macht ihr irgendwie zu schaffen das sie sich an nicht gerade viel aus ihrer Kindheit erinnern kann. Steffi möchte dich lieber Leser auf die Reise ihrer, mal mehr und mal weniger Umfangreichen und spannenden Erlebnisse, sowie Erfahrungen ihres Lebens mit nehmen. Vor allem in ihren ersten Lebensjahren sind ihre Erinnerungen sehr Lückenhaft. Doch umso Älter Steffi wird, desto genauer und deutlicher kommen sie zurück. Was für manchen anfangs, nicht nur für mich, sehr verwirrend erscheinen mag, fügt sich schließlich und endlich doch noch zu einem Bild zusammen. Irgendwie ergeht es Steffi dabei so, als ob sie vor einem großen Puzzle sitzen und die Teile mühsam zusammen suchen würde. Ob ihr das Bild welches sich schließlich ergibt gefällt kann ich nicht sagen.
Nun viel Spaß und Erfolg beim suchen!

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