Freiburg

© Mücke der Wanderer

Im Jahre 2007 beschlossen Ulrich und Johannes an einem Freitag nach Freiburg zu fahren. Johannes fragte mich (seinen jüngeren Bruder Rüdiger [Präsident für Innere- und Äußereangelegenheiten]) ob ich mit kommen wolle. Ich willigte ein. Die Nacht von Freitag auf Samstag wurde in der Wohnung von Ulrichs Tante in Essen übernachtet. Der Wecker läutete um 4 Uhr 30 in der Früh. Zügig nahmen wir unser Gepäck und gingen frohen Mutes in Richtung Bahnhof. Um Geld zu sparen, kauften wir uns ein "Schön-Wochenend-Ticket" am Automaten, welches 33 € kostete und bis zu 5 Personen mit RB, RE, IRE durch ganz Deutschland fahren können. Es war eine warme Sommernacht und so war das Warten auf den Zug sehr angenehm. Unser erster Bahnhof war in Essen, darauf folgte Duisburg. Nun stiegen wir in den Regional Express von Duisburg nach Koblenz ein. Aufgrund einer Baustelle, verzögerte sich die Weiterfahrt um ein Vielfaches, sodass wir den Anschlusszug von dort nach Mainz nicht mehr bekamen. Also mussten wir eine Stunde in Koblenz verbringen. Gegenüber vom Bahnhof lag eine Gastwirtschaft, welche mit dem Bier „Königsbacher“ warb. Um die Wartezeit zu überbrücken, kehrte ich ein und fragte nach Kronkorken, aber dann war schließlich auch eine lange Stunde zu Ende und die Gleise trugen uns nach Mainz. Auch diese Verbindung war durch mehr als eine halbe Stunde Verspätung verzögert, also bekamen wir den Anschluss nach Mannheim nicht. Dies traf sich jedoch sehr gut, weil wir nun Zeit hatten, den mitgebrachten Leberkäse zu essen. Aufgrund der Tatsache das wir abenteuerlustig waren, und nicht schon wieder eine Stunde am Bahnhof sitzen wollten, nahmen wir einen Zug, welcher über Worms nach Mannheim fuhr. Nun begann der Angenehme Teil der Strecke. Viele weitere Verzögerungen führten zu dem Resultat, dass wir keinen einzigen Anschlusszug bekamen. Aber wir ließen uns nicht entmutigen. Mit einem stolzen Herzen, ging es weiter nach Karlsruhe, Offenburg und schließlich Freiburg. Diese Fahrt dauerte laut Fahrschein 8 1/2 Stunden, aus welchen 12 Stunden und 45 Minuten wurden. Aber dann waren wir da. Als wir drei Tapferen Helden den Bahnhof verließen, begann eine Kapelle zu spielen und die Stimmung wurde nach der langen Fahrt aufgeheitert. Weil unser Proviantdie knapp war, gingen wir in ein "Plus" Einkaufszentrum. Hier wurden Nahrungsmittel wie "Frischeiwaffeln" gekauft, da diese nur 55 Cent kosteten. Ein Problem war in diesem Fall, dass Johannes, Ulrich und ich kein Zimmer gebucht hatten und wir somit "Zewarollen" kauften, um uns im Wald nicht nur mit Blättern den Hintern zu säubern. Da wir gerade dabei waren, kauften wir uns eine "Wander"- Karte von Freiburg und Umgebung, um eventuelle Schutzhütten zu finden. Nachdem eine Hütte ausgesucht wurde, begann die Wanderung mit schwerem Gepäck durch den dichten Wald. Anfänglich mussten wir eine Steigung überwinden, bei welcher Johannes seine geliebte Zigarre verlor und ein kleiner Konflikt entstand, der aber sehr schnell wieder vergessen war. Es ging weiter, die ersten Meter konnten wir noch über die gesamte Stadt schauen und die herrlichen Gemäuer bestaunen, bis es dann in den tiefen Wald hinein ging. Nach zwei stündiger Wanderung, bemerkte Johannes ganz neben bei, dass wir uns eine Fahrradkarte gekauft hatten. Daraufhin wurde der Gedanke aufgegeben, diese Hütte auf zu suchen, da wir am nächsten Morgen schon um 2 Uhr aufstehen hätten müssen, um die erste Bahn zu bekommen. Ulrich und ich beschlossen darauf unter Bäumen zu schlafen. Johannes jedoch war beunruhigt, da es anfing zu regnen und er gehört hatte, dass in der Nähe eine Jugendherberge sein müsste. Chris und ich wollten jedoch die Natur erleben und hatten schließlich beschlossen, auf dem Freiburger Aussichtsturm zu schlafen. Auch Johannes war mit uns einer Meinung. In diesem Moment zog ein Gewitter auf, sodass auch Chris und ich nicht auf einem Stahlturm, der über die Bäume hinaus ragte, schlafen wollten. Anfänglich war es recht mühsam während des Regens und der herein brechenden Dämmerung die Orientierung zu behalten. Als unsere Hoffnung schon fast erloschen war, sah Johannes ein Schild, auf welchem stand, dass die Jugendherberge 3 km außerhalb von Freiburg lag. Unsere Hoffnung war entfacht und die Rucksäcke wurden wieder frohen Mutes geschultert. Es wurde immer finsterer und der Weg war parallel zu dem Bach Dreisam, wodurch tausende Mücken ihren Durst an uns stillten. Als wir in der Herberge ankamen, wurde uns erklärt, dass wir Glück hätten. Dies basierte auf der Tatsache, dass vor ca. 30 min. drei Personen ihr Zimmer abgesagt hatten und die Jugendherberge ansonsten ausgebucht wäre. Nachdem einige Formulare ausgefüllt waren (Ulrich hat bis heute nicht seinen beantragten Jugenherbergsausweis erhalten), begaben wir uns auf unser Zimmer. Dort angekommen, begannen wir wie verrückt zu lachen. Auf dem Zimmer befand sich eine Dusche!!!
Ein kleines Problem war in diesem Fall, dass ich nur ein Handtuch mit gebracht hatte. Also teilte ich es mit Johannes. Ulrich nahm in seinem überglücklichen Zustand eine Rolle Toilettenpapier als "Handtuch". Die schweren Rucksäcke hatten uns Striemen in die Schultern geschnitten. Nach dem wir jedoch noch Jeder ein Stück von der letzten niederrheinischen Wurst verzehrt hatten, vergaßen wir unsere Schmerzen sehr schnell. Um noch den Abend abzurunden, gingen wir zurück nach Freiburg und setzten uns in eine Studentenkneipe. Dort erhielt ich einen Kronkorken und Bierdeckel von dem hiesigen Bier „Ganter“. Um 1 Uhr begaben wir uns zurück und schliefen. Jedoch klingelte der Wecker schon morgens um 5 Uhr 30. Als wir die Jugendherberge verlassen wollten, mussten wir an dem Speisesaal der Herberge vorbei laufen, auswelcher der Duft von frischen Brötchen und Kaffee drang, leider drängte die Zeit und somit konnten Johannes, Ulrich und ich die Vorfreude auf Frischeiwaffeln und Leitungswasser kaum unterdrücken, zudem waren die Rucksäcke über Nacht auch nicht leichter geworden.. Am Bahnhof angekommen, erschien auch pünktlich der Zug. Die Rückreise war sehr anstrengend, da wir drei Helden sehr müde waren. Um dieses Problem zu beseitigen, musste einer Wache halten, während die Anderen schlafen konnten. Jede Stunde wurde der Wachposten gewechselt. Ein Glück war, dass die Heimfahrt nur 10 Stunden und 30 min. dauerte. Im Gepäck befanden sich zwei Konservendosen, welche Johannes klugerweise eingepackt hatte. Leider wurde kein Konservenöffner mit genommen. Dieses Wochenende war der Beginn der VRR-Deluxe Zeitrechnung.


© Mücke der Wanderer


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Beschreibung des Autors zu "Freiburg"

Geschichten aus dem Buch: VRR-Deluxe "Kein Weg ist uns zu weit"

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