All die Jahre ging alles gut, all die Jahre schöpfte sie nie einen Verdacht. Doch nun war es wohl soweit. Der schwierigste Teil seiner Aufgabe begann nun. Er blickte vom großen Panoramafenster seines Büros auf die riesige Parklandschaft und dem dahinter liegenden See. All dies war sein Land. Eine eigene kleine Welt. Eine in seinen Augen PERFEKTE Welt. Unten an einem der unzähligen Springbrunnen spielte seine Tochter mit einem der unzähligen Zimmermädchen. Sie wirkt glücklich. Doch etwas ist anders als Früher. Unauffällig blickt sie ab und zu zum großen Schmiedeeisernen Zaun, hinter dem sich die harte Wirklichkeit verbirgt. Früher hätte sie sich nie darum gekümmert. Doch nun beginnt sie all das hier zu hinterfragen.
„Lucy, kommst du bitte wieder herein? Wir wollen gleich zu Abend essen!“ rief er ihr durchs geöffnete Fenster zu. Sie sah zu ihm hoch, lächelte ihm sanft zu und ging langsam in Richtung der Veranda.
„Nun, ähm...wie war dein Tag, liebes?“ fragte seine Tochter, als sich die Familie am großen Tisch im Esszimmer versammelt hatte. Sie blickte fragend zu ihrem Vater hoch.
„Wie soll es wohl gewesen sein? Ich hab im Park gespielt, meine neuen Kleider anprobiert und mit Amanda Klavier geübt. Also eigentlich das Gleiche wie immer“ antwortete sie gelangweilt. Er sah sie starr an ohne zu antworten. Er wusste nicht, wie lange er sie so angestarrt hatte, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Wieso gefiel ihr dieses Leben nicht mehr das sie jahrelang so glücklich gemacht hatte?
„Hör zu Schatz, wir...wir können ja auch mal wieder ein Paar Freunde zu uns einladen und...“
„DEINE Freunde meintest du, oder? Ich habe ja keine!“ unterbrach sie ihn. Sie war keineswegs wütend, das konnte sie wohl gar nicht sein. Er hatte sie noch nie wütend erlebt und das müsste er hoffentlich auch nie erleben. Nein, sie wirkte einfach nur traurig. Sie hatte ihr Leben satt.
„Ist dir eigentlich bewusst das du mich hier einsperrst? Ist es EUCH bewusst?“ fragte sie mit leiser Stimme, während sie in ihrem Essen herumstocherte.
„Einge....eingesperrt? Wie kannst du das hier eingesperrt nennen? Unser Gut ist mehrere Quadratkilometer groß! Parks, Wiesen, Wälder und unser Heim wo du alles aber auch ALLES von uns bekommst was du dir wünscht!“ schrie ihr Vater durchs Esszimmer. Seine Frau und Lucy sahen ihn verwirrt an. Er schreit sonst nie, er ist nicht der Mensch dazu. Lucy sprang von ihrem Tisch auf und rannte nach oben. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte man das entfernte Knallen ihrer Zimmertür.
„Das war doch zu erwarten, oder? Ich meine, sie ist jetzt 17 und interessiert sich nun für andere Sachen als hübsche Kleider und Prinzessin spielen!“ versucht ihn seine Frau unsicher ins Gewissen zu reden.
„Ich habe mich nicht all die Jahre bemüht sie von dieser Welt fernzuhalten nur damit ich sie jetzt, 17 Jahre später, doch aufgebe!“ antwortete er ihr im ruhigen aber dennoch bestimmenden Ton. Sie sah ihn kopfschüttelnd an, dann stand er auf und ging die große Treppe im Foyer nach oben.
„Ich gehe jetzt zu Bett. Vielleicht ist die Stimmung Morgen wieder etwas besser!“

„Sie will also nach draußen?“ ein großer schlanker Mann im mittleren Alter stand am nächsten Morgen im prächtigen Arbeitszimmer des Vaters. Es war Lawrence Mitchell, einer der engeren Freunde der Familie. Einer, der nicht nur wegen dem Geld da war. Er hatte schließlich selbst mehr als genug davon.
„Was heißt hier nach Draußen? Sie...sie will die Welt entdecken sagt sie! Pah! Weißt du was mit ihr passiert wenn sie da raus geht? Sie ist viel zu weich für die Welt dort draußen. Denn diese Welt ist hart, das habe ich als junger Mann selbst erfahren!“ antwortete der Vater gereizt über die laut ihm dumme Äußerung seines Freundes.
„Aber du hast es überlebt! Und sehe, was durch diese Erfahrungen aus dir geworden ist. Ein erfolgreicher, wohlhabender Geschäftsmann!“ rechtfertigt sich Lawrence eingeschüchtert durch die unnachgiebige Art seines Freundes.
„Ja, ICH habe überlebt. Aber andere nicht, und das weißt du auch!“ antwortete er mit wimmernder Stimme. Lawrence nickte verlegen, ohne seinen Freund dabei anzusehen.
Tatsächlich wurde dieser reiche Geschäftsmann, John McFadden, ende des 19. Jahrhunderts als eines von 4 Kindern einer armen Bauernfamilie bei Canterbury geboren. Bereits früh zeigte der junge John sein Talent als Geschäftsmann, so dass er nach einigen Jahren die komplette Familie ernährte. Doch dieses Glück währte nicht lange: Seine Mutter starb 1913 an einer schweren Lungenentzündung, sein Vater nur ein paar Monate später bei einem Unfall in der Stahlfabrik, in der er (dank seines Sohnes) als Vorarbeiter sein Geld verdiente. Sein ältere Bruder Lucius fiel 1916 beim Untergang des britischen Hilfskreuzers „Alcantara“, seine Schwester Victoria 1920 an Leukämie. Als auch noch seine zweite Schwester Patricia 1 Jahr später wegen ihres gebrochenen Herzens Selbstmord begann fasste John den Entschluss, sich und seine Tochter Lucy von dieser grausamen Welt abzuschirmen. Nur seine Frau Melinda durfte einmal pro Woche in die Stadt fahren, um sich mit ihren Freundinnen zu treffen. Eines Nachts kehrte sie nicht mehr zurück. Obdachlose hatten der reichen, mit Schmuck bepackten Dame aufgelauert und sie ermordet, nur um an die wertvollen Juwelen zu gelangen. Dies gab John den Rest. Er sperrte sich und seine Tochter in seiner eigenen kleinen Welt ein und ließ nur seltenst Besuch von außerhalb in seine herrschaftliche Villa. Einkäufe und sonstige Erledigungen wurden vom Personal getätigt, die geschäftlichen Termine erledigte sein Freund und Berater Lawrence. Er selbst saß nur hinter seinem großen Schreibtisch und lenkte von dort aus alles. Seine jetzige Frau Brenda heiratete er nur weil er der Meinung war, das seine Tochter auch eine Mutter bräuchte. Brenda war eines der Zimmermädchen, die auf Lucy aufpassten. Weil sie sich am besten mit ihr verstand, heiratete er sie. Nur deshalb. Liebe war keineswegs im Spiel. Damit seiner Tochter nicht langweilig wurde kaufte John Land. VIEL Land. Wiesen, Äcker, Wälder und die riesige Parklandschaft vor der herrschaftlichen Villa sollten Lucy das Leben in dieser kleinen Welt Freude bereiten. Dazu noch ein kleiner Pferdehof und ein eigenes großes Zimmer nur für ihre festlichen Kleider, von denen jedes mehr kostete als sein Vater früher im ganzen Jahr verdiente. Und tatsächlich schien sie all die Jahre so glücklich damit zu sein. Wieso war das jetzt nun auf einmal anders? John ließ Lawrence im Büro stehen und lief ins Zimmer seiner Tochter. Sie saß auf dem riesigen Himmelbett in der Mitte ihres Zimmers und lächelte ihm zu, als wäre nichts gewesen.
„Ich...ich wollte mich dafür entschuldigen was...was ich gestern gesagt hatte. Das war falsch!“ wimmerte sie mit leiser Stimme. Er lächelte ihr zu und nahm sie in den Arm. War doch noch alles in Ordnung? Er konnte ihr einfach nicht böse sein wenn sie ihn auf diese Weise ansah.
„Weisst du was? Wir machen ein fest! Dir zu Ehren!“ flüsterte er ihr ins Ohr.
„Ehrlich? Aber für was denn?“ fragte sie ihn erfreut.
„Du sagtest doch, du wärst allein. Vielleicht ist dann so eine Feier nicht schlecht, dachte ich mir!“.
Während in seine Tochter dankbar umarmt feiert sich John innerlich selbst. Wenn er ein großes, fröhliches Fest für seine kleine Lucy veranstaltet wären mit Sicherheit all ihre Sorgen vergessen. Es würde ein wundervoller Tag werden.
Wie sehr sich ein Mensch doch täuschen kann...

Genau eine Woche später fand das Fest statt. Die riesige Veranda und der Park waren mit bunten Pavillons geschmückt und überall auf dem Gelände liefen vornehm gekleidete Gäste herum. Selbstverständlich alles Freunde und Verwandte des Vaters. Aber es gab eine Neuerung: Zum ersten Mal waren Kinder auf dem fest, die sich beeindruckt durch Lucys Zimmer führen ließen. Zum ersten Mal fühlte sie sich wie ein echter Mensch.
„Ich finde das hier ist mir sehr gut gelungen. Sie sagte sie möchte Abwechslung. Warum also kompliziert denken und nach Draußen gehen, wenn man die Abwechslung auch hierher holen kann?“ versucht derweil John auf der Veranda gespielt witzig mit seinen Gästen zu reden. Die meisten brachten nur ein künstliches Lächeln zustande, während Einige nur in ihr Glas schauten und so taten, als hätten sie ihm nicht zugehört. Die Erziehungsmethoden die er für seine Tochter hatte stießen bei den Wenigsten auf Begeisterung. Während er die Sonnen strahlen genoss und seiner lachenden Tochter beim spielen mit den anderen Kindern zusah bemerkte er nicht, wie ein großer Bentley die Auffahrt hinaufrollte. Es war Lawrences Auto. Er stieg langsam und scheinbar abwesend aus dem Wagen und taumelte zu John.
„Ich...Ich muss dich sprechen. Alleine!“ flüsterte er ihm zu.
„Wozu die Eile? Nimm dir doch erst einen Brandy und erzähle mir alles in Ruhe!“ antwortete John lachend während er ihm ein Glas entgegenstreckte.
„Der Krieg ist ausgebrochen!“ schrie ihn Lawrence wutentbrannt an. Auf der Veranda trat Stille ein. John senkte zitternd sein Glas.
„Deutschland?“ fragte er stammelnd seinen Freund und Berater.
„Unsere Regierung hat ihnen den Krieg erklärt. Wegen den Anhaltenden Angriffen in Osteuropa!“ erklärte Lawrence hektisch den Gästen. John schaut langsam zu Lucy, die mittlerweile wieder genauso traurig aussah wie vergangene Woche. Sie wusste ganz genau, was das bedeutete.
„Geht! NA LOS!“ schrie John plötzlich laut auf. Wutentbrannt sprang er von seinem Stuhl auf und stampfte hoch in sein Büro, wo selbst von draußen noch das laute Scheppern von Glas zu hören war. Erst vor einigen Monaten hatte er einen Millionendeal mit einem der größten Stahlwerke Deutschlands abgeschlossen. Seine Freunde und Berater hatten ihn gewarnt das es in der aktuellen politischen Lage zu riskant sei, doch er wollte ihnen nicht glauben. Nun hatte er Millionen in den Sand gesetzt. Er war nicht Bankrott, doch es war trotzdem ein schmerzhafter Verlust. Die Partygäste warfen Lucy noch einen mitleidigen Blick zu und verschwanden dann in ihre riesigen Staatskarossen, die langsam vom Hof rollten.
Die nächsten Tage blieb John eingesperrt in sein Büro. Niemand durfte zu ihm. Nichteinmal Lucy. Nur das Zimmermädchen brachte ihm Mittags und Abends kurz das Essen. Er sah sie dabei nie an. Er saß die ganze Zeit wenn sie ihn sah nur in seinem großen Ledersessel und sah sich Verträge an. Verträge der deutschen Firma, die nun absolut wertlos waren.
Gut zwei Wochen später war es, als Lucy mit ihrer Stiefmutter und den unzähligen Zimmermädchen, die ebenfalls mit den Hausherren speisen durften, am langen Esstisch des Speisesaals saßen. Es waren gerade alle am essen, als die große Holztüre des Saal geöffnet wurde. Es war John. Nicht mehr gebrochen, wie in den letzten Tagen, sondern fest entschlossen. Ja, gar wütend wirkte er. Beim Vorbeigehen strich er Lucy über den Kopf und setzte sich lächelnd neben sie.
„Ich habe große Pläne!“ erhob er lautstark das Wort. Lucy sah erst verwirrt zu ihrer Stiefmutter und den Zimmermädchen und wendete dann ihren Blick ungläubig zu ihrem Vater, als hätte er gerade den Verstand verloren. Vermutlich hatte er das auch, so dämlich wie er sie gerade angrinste, dachte sie sich schmunzelnd. Auch wenn sein Verhalten merkwürdig schien war sie einfach nur froh, das er wieder guter Laune war. Wovon sie kam war ihr zu diesem Zeitpunkt völlig egal.
„Ich werde in den Krieg ziehen!“ rief er so unbeschwert und selbstverständlich durch die Runde, als hätte er gerade übers Wetter gesprochen. Lucys schmunzeln wurde langsam zu einem Schmollen, während ihre Augen langsam glasig wurden. John bemerkte sie nicht.
„Ich habe mich bereits in die Liste der Kriegsfreiwilligen eintragen lassen. Durch meine Erfahrungen vom großen Krieg könnte ich sogar einen hohen Rang erreichen!“ verkündete er stolz. Seine Frau und die Angestellten sahen ihn stumm und mit weißen Gesichtern an. Erst jetzt bemerkt John die Tränen, die am fassungslosen Gesicht seiner Tochter herunterkullern.
„Lucy! Für dich ist bestens gesorgt! Deine Stiefmutter und die Angestellten passen gut auf meine kleine Prinzessin auf!“ versuchte er sie zu trösten. Lucy krallte sich langsam mit ihren Händen in den Tisch. Ihr sonst so freundliches Gesicht füllte sich langsam mit Hass. Sie sprang auf und beugte sich vor zu ihrem Vater.
„Es reicht! Es reicht mir endgültig! Erst sperrst du mich hier mein ganzes Leben lang ein und dann lässt dich mich einfach alleine?“
Er sah sie schockiert an.
„Ich dachte eigentlich du wärst stolz auf mich wenn ich das mache!“ antwortete er schon fast etwas eingeschnappt.
„Ich bin ganz sicher nicht froh wenn du dich erschießen lässt nur weil du dir selbst was beweisen wolltest!“ antwortet sie ihm lautstark während sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen lässt. John steht langsam auf, läuft an ihrem Stuhl vorbei und blickt sie ernst an. So ernst wie noch nie.
„Lucy, ich werde gehen. Und du wirst mich nicht hindern können!“

Wenige Tage später nahte der Abschied. Der Vater war eifrig damit beschäftigt, Koffer in seinen großen Wagen zu laden. Lucy stand daneben. Emotionslos beobachtete sie ihn, vermied jedoch jeden Augenkontakt. Als er schließlich fertig war lief er auf seine Tochter zu und streichelte ihr sanft über die Wange.
„Ich werde nicht lange weg sein, das verspreche ich dir!“ versuchte er sie mit leiser Stimme zu trösten. Doch dies bewirkte bei seiner Tochter das genaue Gegenteil. Sie brach in Tränen aus und rannte ins Haus. Nur von ihrem Fenster aus sah sie, wie ihr Vater in seinen Wagen stieg und wegfuhr.

Es vergingen die Tage, Tage und Wochen. Ab und zu kam ein Brief des Vaters aus der Front, doch sie blieben ungeöffnet. Sie wollte nichts von ihm oder „seinem Krieg“, wie sie es nannte, wissen. Verlassen durfte sie das riesige Gelände trotzdem nicht, Lawrence überwachte sie auf Schritt und Tritt. Das hatte er ihrem Vater versprochen, bevor er ging. Etliche Monate später, Lucy wusste nicht einmal mehr wie lange ihr Vater schon weg war, wurden plötzlich während des allabendlichen Dinners Besucher angemeldet. Das war ungewöhnlich, sonst kam nie unangemeldeter Besuch. Einer der Butler ging in die Eingangshalle und öffnete die große Flügeltür, um die Gäste hereinzulassen. Lucy sah nach vorne. War er es? Kam er zurück weil er sie vermisste? Sie hatte schon die Hoffnung verloren, da schon seit Wochen keine Post mehr kam. Dachte, er hätte sie schon völlig vergessen an der Front. Freudig sprang sie von ihrem Platz auf und rannte nach vorne.
„Papa! Papa, ich hab dich vermisst und...“. Sie blieb schlagartig in der Eingangshalle stehen. Nein, es war nicht Vater. Es waren zwei Soldaten in voller Montur, die einen Blumenstrauß trugen. Vor ihnen stand ein älterer Herr im Anzug. Wer waren diese Männer? Lucy wusste es nicht. Ihre Stiefmutter schon. Sie brach in Tränen aus, als sie die drei Männer sah, die wie Totengräber allen Hinterbliebenen der Gefallenen Soldaten diesen albernen Strauß und einen Wisch reichten, in dem die Tapferkeit des verstorbenen gelobt wird. Alles Heuchelei.
„Nein!“. Mehr als ein wimmerndes Wort kam nicht aus Lucy heraus, als der Mann im Anzug ihrer Stiefmutter erklärte, was geschehen war. Und wieder die gleichen Sprüche: „Unser herzlichstes Beileid“; „Es tut mir so unglaublich leid“ oder „Die Soldaten in der Truppe haben ihren Mann sehr als Kameraden geschätzt“. Die gleichen dummen Sprüche die dieser Mann jeden Tag aufs neue aufsagen muss. Lucys Welt war zerbrochen.

Die nächsten Tage vergingen wie in einem Traum. Die Villa gehörte auf dem Papier nun Lucy. Auch die Fabrik, die nun von Lawrence weitergeleitet wurde. Beides gehörte ihm, solange Lucy nicht volljährig war. Und „Mutter“? Sie zog aus und reiste nach London, wo sie schon bald einen neuen Liebhaber fand. Lucy saß auf dem großen Balkon, auf dem sich ihr Vater jeden Abend hinsetzte, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Hinter ihr kam zunächst unbemerkt Lawrence auf den Balkon und setzte sich neben sie.
„Du kannst gehen. Das weißt du doch Lucy, oder? Jetzt wo dein Vater tot ist und du bald volljährig wirst kann ich dich hier nicht mehr festhalten. Und um ehrlich zu sein, das will ich auch nicht!“ erklärte er ihr mit ruhiger Stimme. Sie sah kurz zu ihm herüber, lächelte ihn an und schüttelte dann mit dem Kopf. An ihrer Wange lief eine Träne hinunter.
„Vater hatte recht. Dieses Welt ist böse und ich will nicht in ihr leben! Lawrence, ich bleibe hier!“. Lawrence sah sie verständnislos an.
„Du wolltest immer gehen. Jetzt könntest du, aber du willst nicht. Wieso? Das hier ist für dich doch ein Käfig!“. Lucy stand auf und lehnte sich gegen das Geländer, um in den rotgefärbten Himmel zu blicken. Dann wendete sie sich wieder Lawrence zu.
„Das war es,was mir Vater mit seinem Tod zeigen wollte. Das ich hierher gehöre! Ja, das hier ist mein Käfig. Aber hier fühle ich mich wohl und hier bin ich sicher! Mein goldener Käfig. Mein Zuhause, meine...meine Welt“.


© Stewart McCole


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Beschreibung des Autors zu "The Golden Cage"

England, 1939: Ein Vater lebt mit seiner Tochter und seiner Frau in seiner eigenen, abgeriegelten Welt. Doch nach Jahren der Gefangenschaft beginnt seine Tochter zu rebellieren. Und der Krieg reißt alles aus seinen Fugen...

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