Ein Weihnachtsengel auf vier Hufen von Aileen P. Roberts

»Das wird garantiert nichts mehr mit der weißen Weihnacht, die der Wetterbericht versprochen hat.« Missmutig blickte Ciaran in den strömenden Regen hinaus, während Deana noch immer begeistert Weihnachtsgeschenke für ihre Freunde und Familie einpackte.
»Ach was, das Wetter ändert sich bei uns in Schottland schnell, das solltest du doch inzwischen wissen«, meinte Deana unbekümmert und beobachtete ihren Freund schmunzelnd, der so angestrengt aus dem Fenster sah, als wolle er den Regen allein mit seinem finsteren Blick vertreiben. Plötzlich sprang er auf. »Endlich ist die Post da!« Schon rannte er hinaus und kam kurze Zeit später mit deutlich entspannterem Gesichtsausdruck zurück. Seine langen schwarzen Haare klebten ihm allerdings klatschnass am Kopf und das Päckchen sah auch ein klein wenig lädiert aus.
»Was ist denn da drin?«, wollte Deana wissen und streckte ihren Kopf interessiert vor, aber Ciaran stupste sie nur auf die Nase.
»Sei nicht so neugierig.«
»Ist das mein Weihnachtsgeschenk?«
»Wer weiß.« Ganz offensichtlich kostete Ciaran die Ungeduld seiner Freundin so richtig aus und eilte dann die knarrenden Stufen des kleinen Cottages hinauf.
Deana schob die Unterlippe vor, als er wieder ins Wohnzimmer kam. »Du bist gemein.«
»Es wäre ja keine Überraschung, wenn du schon wüsstest, was drinnen war«, meinte er und verwuschelte ihr die rotblonden Locken, woraufhin sie empört aufschrie. »Komm, Deana, wir müssen die Pferde noch füttern.«
Wenig begeistert zog sich Deana ihre Regenjacke und die Gummistiefel an, aber als sie ins Freie traten, hatte der Regen zumindest etwas nachgelassen, auch wenn die bleigrauen Wolken heute so tief hingen, dass man nicht einmal die nahe Bucht sehen konnte. Der dichte Nebel, der sich über das Land senkte, verlieh der einsamen Highlandszenerie direkt etwas Gespenstisches. Deana musste an die vielen Geschichten aus dem Feenreich denken, die ihre Großmutter ihr als Kind erzählt hatte, und heute hatte sie das Gefühl, geisterhafte Wesen würden über ihre Wange streifen, als sie an Ciarans Seite den Berg hinauf zur Farm ihres Onkels Cameron wanderte. Dieser lag lauthals fluchend unter seinem Traktor und kam mit ölverschmiertem Gesicht darunter hervor, als er die beiden hörte.
»Das dumme Ding hat seinen Geist aufgegeben.« Der kräftige Mann mit den kurzen rötlichen Haaren behielt seine düstere Miene deutete jedoch nicht lange bei, sondern deutete lächelnd auf die prächtige Kiefer, die unweit der Pferdekoppel am Zaun lehnte. »Zumindest konnte ich den Weihnachtsbaum noch aus dem Wald holen.«
Deana musste schmunzeln, als sie das Gesicht ihres Onkels sah, welches sie jetzt an einen kleinen Jungen erinnerte, und sie wusste, dass er trotz der rauen Schale, die er häufig zur Schau stellte, die Weihnachtszeit sehr liebte.
»Der Baum ist wirklich toll«, lobte sie deshalb. »Es wird sicher ein schönes Weihnachtsfest.«
Als Ciaran skeptisch in den wolkenverhangenen Himmel sah, stieß sie ihn in die Seite. »Komm schon, alter Pessimist, lass uns die Ställe ausmisten.«
Ein lautes Wiehern ließ Deana die Weide hinaufblicken, und da kam auch schon ihre Highlandponystute Rhanna in halsbrecherischem Galopp den Berg hinab gestürmt. Das Pferd mit dem dichten, gräulich braunen Winterfell erinnerte an einen Teddybär, als es schließlich bei Deana am Zaun stand und sich genüsslich den Hals kraulen ließ.
»Du bekommst später dein Heu«, versprach Deana und verstrubbelte Rhanna den schwarzen Schopf, bevor sie Ciaran zu der Scheune folgte, in welcher die Stuten mit Fohlen untergebracht waren. Nachdem sie unzählige Schubkarren voll Mist auf den nahen Misthaufen gefahren, vorwitzige Highlandponyfohlen gestreichelt und Heu in den Boxen verteilt hatten, setzten sie sich auf einen großen Strohballen und überlegten gemeinsam, ob sie auch wirklich alle Geschenke beisammen hatten, bis sie ein lauter Schrei aus ihrer Unterhaltung riss. Sie sahen sich kurz an und rannten dann hinaus. Draußen bot sich ein bizarrer Anblick. Wie ein Rohrspatz schimpfend stand Tante Maude am Zaun und rang mit Rhanna um die kläglichen Überreste des Weihnachtsbaumes. Das Pony hatte sich wie ein Hund in die Spitze verbissen und Deana musste ihren aufsteigenden Lachreiz unterdrücken, denn Rhanna und Tante Maude erinnerten sie plötzlich an zwei Kontrahenten beim Tauziehen auf den Highlandgames. Aber jetzt schob sie solche Gedanken beiseite und spurtete los.
»Lass unseren Weihnachtsbaum los, du haariges Ungetüm«, tobe Tante Maude, und ihr rundliches Gesicht mit den kurzgeschnittenen grauen Haaren färbte sich röter und röter.
Deana sprang über den Zaun, fuchtelte hektisch mit den Händen und Rhanna ließ los – leider etwas zu abrupt, denn Tante Maude landete mitsamt des Baumes auf ihrem ausladenden Hinterteil – mitten in einer schlammigen Pfütze. Rhanna hingegen suchte, wilde Bocksprünge machend, wohlweißlich das Weite und Deana konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich ein triumphierender, schelmischer Ausdruck auf ihrem Ponygesicht breit machte, als sie ein Stück entfernt stehen blieb und laut schnaubte.
Gerade half Ciaran der tobenden Maude auf die Füße, die sich, wie ein Bierkutscher fluchend, vergeblich den Schlamm von der Wollhose rieb.
»Den Baum können wir vergessen«, stellte Ciaran praktisch fest, nachdem er den mehr als mannshohen Nadelbaum, dessen Spitze fehlte, und der an einer Seite komplett abgenagt war, aus der Pfütze gezogen hatte.
»Dieses Pferd ist das Chaos in Person, wir sollten Rhanna statt des Truthahns als Festbraten auftischen!« Tante Maude stapfte davon und Ciaran sah ihr besorgt hinterher.
»Oh je, jetzt ist sie aber wirklich wütend.«
Deana hingegen winkte ab. »Ach was, sie regt sich immer furchtbar über Rhanna auf, aber ich habe sie schon oft gesehen, wie sie ihr heimlich Karotten füttert oder sie streichelt, wenn sie am Zaun steht. Tante Maude ist wie ein schottischer Regenschauer, heftig wenn er niedergeht, aber Minuten später auch schon wieder vorüber.«
Mit skeptischem Blick betrachtete Ciaran den Baum. »Was machen wir denn jetzt.«
»Wir sollten Onkel Cameron bitten, einen neuen zu holen.« Das war das Einzige, was Deana einfiel.
Wie nicht anders zu erwarten, war auch Onkel Cameron nicht gerade begeistert von Rhannas Aktion, andererseits gab er zu, dass es nicht sehr klug gewesen war, den Baum an den Koppelzaun zu lehnen, und so versprach er, sein Bestes zu tun, um den Traktor zu reparieren und morgen rasch einen neuen Baum zu besorgen.

Am nächsten Tag erinnerten die Highlands an eine Märchenlandschaft, denn über Nacht war der Nebel gefroren, und Raureif hatte Bäume und Büsche in bizarre, an phantastische Wesen erinnernde Gebilde verwandelt, die in der hervorbrechenden Sonne glitzerten.
»Keine weiße Weihnacht aber gar nicht so übel, oder?«, meinte Deana, als sie mit Ciaran am Morgen zur Farm lief. Die Straße war tückisch vereist und sie mussten aufpassen, damit sie nicht hinfielen.
»Der Traktor läuft, aber es ist viel zu glatt.« Kopfschüttelnd blickte Onkel Cameron auf das Baumskellet. »Das war mal wieder eine Glanzleistung von Rhanna.«
»Wir werden sehen, dass wir zumindest ein paar Zweige aus Granny Anabells Garten bekommen«, lenkte Deana ein.
»Weihnachten ohne Baum, das hatten wir noch nie«, brummte
Onkel Cameron missmutig, hob dann jedoch resigniert die Arme und versprach, gegen 17 Uhr zur Weihnachtsfeier zu kommen.
Am Abend war das gemütliche alte Cottage von Granny Anabell festlich mit Zweigen geschmückt, und auch wenn sich Deana einiges wegen des fehlenden Baumes anhören musste, so waren letztendlich doch alle zufrieden. Der Truthahn brutzelte im Ofen und verbreitete bereits einen verlockenden Duft. Deanas Eltern Alisha und Roderick, ihre Schwester Jeanie, Ciarans Großvater Brandon O'Connell, sowie Tante Maude und Onkel Cameron saßen im Wohnzimmer und ließen sich Granny Anabells Weihnachtsplätzchen schmecken. Eigentlich hätten noch Deanas Cousin und Cousine mit ihrer Familie kommen sollen, aber die Straßen waren noch immer so vereist, dass sie abgesagt hatten.
»Die Kirche werden wir heute wohl ausfallen lassen müssen«, stellte Roderick MacLennan fest und fuhr sich mit der Hand über seinen Vollbart.
»Macht nichts, dann gibt's eher Geschenke«, meinte Jeanie, Deanas drei Jahre jüngere Schwester, vorwitzig.
»Du warst ohnehin nicht brav«, knurrte ihr Vater, »du bekommst nichts vom Weihnachtsmann.«
»Weihnachtsmann!« Die Sechzehnjährige mit den blonden Engelslocken und dem ebenmäßigen Gesicht, welches darüber hinwegtäuschte, dass sie es faustdick hinter den Ohren hatte, blies die Backen auf. »Dad, ich befürchte, du hast verpasst, dass ich schon seitdem ich fünf bin nicht mehr an ihn glaube.«
»Man sollte sich nie zu sicher sein, was Mythen und Legenden betrifft«, rügte Granny Anabell. »Ich kenne da eine Geschichte aus der Zeit, als die Clans in den Highlands noch gemeinsam Weihnachten feierten ...«
Sofort beugten sich alle gespannt nach vorne, selbst die Erwachsenen, denn Granny Anabell war eine hervorragende Geschichtenerzählerin, die jeden in ihren Bann ziehen konnte. Allerdings klopfte es nur Augenblicke später an der Tür. Mit einem bedauernden Achselzucken öffnete Granny Anabell und kurz darauf stand Ron Murdock, ein Fischer mit buschigem schwarzem Bart, in der Tür.
»Hier haben wir unseren Weihnachtsmann«, kicherte Jeanie und Deana grinste zustimmend. Das Lachen verging ihr allerdings kurz darauf, als Ron mit seiner heiseren Stimme bellte: »Da ist grad 'n Pferd die Straße in Richtung Ardmore entlang getrabt. Wollte euch nur bescheid sagen.«
»Verflucht noch mal, können die pelzigen Biester einen nicht einmal an Weihnachten in Ruhe lassen«, ereiferte sich Tante Maude, war jedoch eine der ersten, die nach ihrer Jacke griff. »Deana, Ciaran, ihr fahrt mit mir. Cameron, du nimmst Roderick und Alisha mit. Brandon bewacht das Telefon«, sie fuchtelte in Richtung ihrer Schwiegermutter, »und du achtest auf den Truthahn.«
»Wie gut, dass wir »General Maude« haben«, bemerkte Granny Anabell kopfschüttelnd.
»Wir müssen erst noch ein Halfter holen«, wandte Deana ein. »Nimm das hier«, Ciaran hielt ihr sein Geschenk entgegen, »ich habe dir das Lederzaumzeug für Rhanna geschenkt, das du dir schon so lange wünschst.«
Eilig riss Deana das Papier auf und lächelte Ciaran dankbar an, als sie das weiche Lederzaumzeug in der Hand hielt. Insgeheim befürchtete sie ohnehin, dass Rhanna der Ausreißer war, denn ihr Pony verschwand häufig auf bisher unerforschten Wegen aus der Koppel. Schon rannten alle aus der Tür und stiegen in die Autos. Die Straße war wirklich sehr rutschig und Maude musste ganz vorsichtig fahren, um nicht von der Fahrbahn abzukommen.
»Wer weiß, ob sie nicht in eine der Weiden abgebogen ist«, jammerte Deana und starrte angestrengt in die Nacht. Zumindest war der Himmel klar und der Mond und die Sterne spendeten ein klein wenig Licht, aber von einem Pony war keine Spur zu sehen.
»Dann steigt ihr aus und ich fahre langsam weiter, später hole ich euch ab, wenn ihr nichts findet«, bestimmte Tante Maude. »Habt ihr ein Handy?«
Ciaran nickte und schnitt dann eine Grimasse. »Sofern hier ausnahmsweise mal Empfang ist.« In den Highlands war es häufig ein Glücksspiel, mit einem Mobiltelefon telefonieren zu können.
Kalte Luft schlug ihnen entgegen und Ciaran legte Deana tröstend einen Arm um die Schultern. »Wir finden das Pferd schon.«
»Es ist Rhanna, ich bin mir sicher«, schniefte sie. »Wenn sie auf der glatten Straße ausrutscht und sich ein Bein bricht ...«
»Hey, mach dir keine Sorgen«, Ciaran drückte sie an sich, »deine Granny sagt doch immer, Rhanna sei ein kleiner Kobold und sie wird ganz sicher von den Feen beschützt.«
Seufzend hob Deana die Arme, dann machten sie sich auf den Weg. Sie suchten jeden Feldweg ab, schauten in jede geöffnete Weide, Deana rief den Namen ihres Ponys, aber sie konnten das Pferd einfach nicht finden.
Nach einer Weile rief Onkel Cameron an und bestätigte, dass Rhanna nicht auf ihrer Koppel gewesen sei.
»Ich habe es gewusst«, schimpfte Deana und eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn.
Als sie sich schließlich mit Tante Maude trafen, meinte diese: »Wir brauchen mehr Leute, wir klingeln einfach die Nachbarn raus, die sollen helfen.« Schon walzte sie auf das erste kleine Cottage zu, dessen Fenster einladend erleuchtet waren.
»Die Leute werden sicher nicht sehr erfreut sein, wenn wir ihre Weihnachtsfeier stören«, bemerkte Ciaran kritisch.
»Hier bei uns hilft man sich in Notlagen, das geht schon in Ordnung.« Auch Deana eilte los, den skeptischen Ciaran an ihrer Seite, der sie noch immer davon abhalten wollte, die Dorfbewohner zu stören. Er war in einer Großstadt aufgewachsen und lebte erst seit kurzem hier auf der Isle of Skye, daher kamen ihm viele Eigenarten der Hochlandschotten seltsam vor. Nachdem sie allerdings an drei Häusern geklingelt, und sich sofort mit Taschenlampen bewaffnete Nachbarn ihrer Suche angeschlossen hatten, war er ein wenig beruhigter. Von überall her waren leise Rufe zu hören, Taschenlampen, hier und da sogar Fackeln, leuchteten in der Nacht auf, nachdem sich alle auf die Suche nach dem entflohenen Pony machten.
»Bei so vielen Helfern sollte es ein Kinderspiel werden«, meinte Ciaran aufmunternd, vor seinem Mund bildeten sich beim Sprechen weiße Wolken und er rieb die Hände aneinander.
»Jeanie wollte dir Handschuhe schenken.« Deana schnitt eine Grimasse. »Leider ist Rhanna vor der Bescherung ausgebrochen.«
Sie stapften über vereiste Weiden weiter in Richtung Ardmore, ganz am Ende der Inselzunge Waternish, und langsam gab Deana wirklich die Hoffnung auf. Vielleicht war Rhanna auf irgendwelchen Umwegen schon wieder nach Hause gelaufen und sie suchten hier vergeblich die ganze Gegend ab.
»Sieh mal!«, rief Ciaran urplötzlich und deutete auf ein einsames Haus, welches abseits der Straße am Meer lag. In der Ferne konnte man erkennen, dass im Eingang Licht brannte und Deana glaubte, die Silhouette eines Pferdes zu erahnen.
»Ich dreh ihr den Hals um, so weit ist sie noch nie gelaufen«¸ schimpfte Deana und rannte los.
Ihr Verdacht bestätigte sich. Mit umwerfend unschuldiger Miene stand Rhanna am Eingang des kleinen, einstöckigen weißen Hauses und ließ sich von Mrs. MacPherson mit Äpfeln füttern. Deanas wütendes Gesicht wandelte sich allerdings, als sie sah, wie verzückt die kleine, hutzelige Frau war. Mit zärtlicher Stimme redete sie in gälischer Sprache auf Rhanna ein, streichelte ihr liebevoll über die volle schwarze Mähne und lachte, als das wuschelige Pferd mit dem Kopf nickte.
»Guten Abend, Mrs. MacPherson, mein Pony ist ausgerissen.«
»Ach, so ein liebes Tier. Allerdings bin ich ganz schön erschrocken, als sie plötzlich ihre Nase an meinem Fenster plattdrückte«, gab sie leise lachend zu. Wehmütig streichelte sie über Rhannas Nüstern, die sich ihr in Erwartung eines neuen Leckerbissens entgegenreckten. »Sie ist ein kleiner Weihnachtsengel und heute mein einziger Besuch.« Mrs. MacPhersons Stimme klang traurig, als sie dies sagte.
»Als Engel bezeichnet Rhanna normalerweise kaum jemand«, grummelte Deana, während sie dem Pferd ihr neues Zaumzeug überzog, dann runzelte sie die Stirn. »Sonst kommen doch immer ihre Kinder über Weihnachten zu ihnen, Mrs. MacPherson.«
»Ja, das stimmt, aber sie wollten erst heute gegen Abend losfahren und die Straßen waren zu glatt«, seufzte die alte Frau betrübt.
»Oh, das tut mir leid.«
»Möchtet ihr eine Tasse Tee zum Aufwärmen?«, schlug Mrs. MacPherson vor und lächelte dabei so freudig, dass Deana es ihr nicht abschlagen konnte.
»Ich sage rasch den anderen Bescheid, wo wir sind«¸ meinte Ciaran und lief auf der Suche nach Empfang im Garten auf und ab.
Nach und nach versammelten sich die fleißigen Helfer im Garten von Mrs. MacPherson, sie lachten über Rhanna, die zufrieden und mit dick aufgeplustertem Fell zwischen ihnen stand und versuchte, ihre Nase in Tassen mit Tee oder heißem Whisky zu stecken. Bald standen an die dreißig Männer, Frauen und Kinder vor dem Haus, unterhielten sich angeregt, und ließen sich ihr Getränk schmecken, während Mrs. MacPherson mit strahlenden Augen und geröteten Wangen umher eilte und Getränke und Plätzchen verteilte. Einige Fackeln steckten inzwischen im Boden, die Sterne funkelten so nah und prächtig vom Himmel, dass es trotz der Kälte richtig gemütlich war. Ciaran schlang seine Arme von hinten um Deana. »Ich glaube, Rhanna ist wirklich ein kleiner Weihnachtsengel. Wäre sie nicht ausgerissen, hätte Mrs. MacPherson den Abend ganz allein verbringen müssen, und jetzt ist halb Waternish bei ihr im Garten versammelt.«
Lächelnd lehnte sich Deana an ihn. »Da hast du Recht, es ist wie in der Geschichte, die Granny vorhin begonnen hat. So ähnlich muss es gewesen sein, als die Clans früher zusammen gefeiert haben. Irgendwie gefällt es mir.«
»Warum frieren wir uns hier eigentlich den Hintern ab?«, durchbrach Tante Maudes energische Stimme die romantische Stimmung. »Roderick, mach den Pub auf, wir sollten dort alle gemeinsam feiern, Anabells Truthahn reicht ohnehin für eine halbe Kompanie.«
Deanas Vater stimmte nur zu gern zu, und viele der Nachbarn meinten, sie würden ihre Kinder nur noch zu Hause abholen, und später Essen und Getränke mitbringen. Maude nahm die alte Mrs. MacPherson gleich im Auto mit, nur Deana und Ciaran liefen durch die sternenklare Nacht zurück zu Onkel Camerons Farm und sperrten Rhanna vorsichtshalber in eine Box.
»Ich glaube nicht, dass sie noch mal ausreißt«, meinte Ciaran und zwinkerte Deana zu. »Wer weiß, ob ihr nicht wirklich eine kleine Fee ins Ohr geflüstert hat, dass heute jemand sehr einsam ist.«

© Aileen P. Roberts

Weitere Geschichten aus den schottischen Highlands und von Deana, Ciaran und Rhanna gibt es in der Jugendromanreihe "Deana und der Feenprinz" von Aileen P. Roberts www.aileen-p-roberts.de


© Aileen P. Roberts


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Beschreibung des Autors zu "Ein Weihnachtsengel auf vier Hufen"

Eine Weihnachtsgeschichte aus den schottischen Highlands, angelehnt an meine Jugendromanreihe "Deana und der Feenprinz".

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Kommentare zu "Ein Weihnachtsengel auf vier Hufen"

Re: Ein Weihnachtsengel auf vier Hufen

Autor: JuuKay   Datum: 16.02.2012 10:41 Uhr

Kommentar: Hallo!

Ich würde gern Ihre Weihnachtsgeschichte für ein kleines Buch verwenden, das ich in einer Auflage von lediglich 6-10 Exemplaren auf unserem Diakonie-Basar im November verkaufen für einen guten Zweck möchte. Würden Sie mir wohl dazu Ihre Zustimmung geben?

Herzliche Grüße
U. Kusenberg

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