Mein einsamer See am Heiligabend


Ich verspürte den inneren Wunsch, meinen einsamen See am Heiligabend nochmals
zu besuchen.
Als ich bei ihm ankam, hatte ich das Gefühl, dass er mich schon erwartete.
Der Winter hatte den See in Schnee und Eis gehüllt. Die Schwarzerlen, die Korbweiden und die Hängebirken, die ihn umgaben, waren schon in Schneemäntel gehüllt. Die hellen und dunklen Stämme der Bäume bildeten einen harmonischen Kontrast dazu.
Seine Wasseroberfläche wirkte irgendwie feierlich, ja festlich.
An den Rändern des Sees hatte sich eine feste Eisschicht gebildet. Auf der Mitte des Sees war noch eine kleine Fläche eisfrei. Dort tummelnden sich Stockenten und Blässhühner. Die Blässhühner führten, trotz der Kälte, einige Tauchversuche durch.
Ein Pärchen der nordischen Eiderente hatte sich hier auch eingefunden.
Die Seerosenfelder im Südwesten des Gewässers, waren von der Wasseroberfläche verschwunden. Einige Blätter und Stiele hatte der Frost im Eis eingeschlossen. Der vom Winter stark gezeichnete Schilfgürtel wirkte traurig und trostlos.
Ich lief um den See und schaute abwechselnd auf das Gewässer. Der Schnee knirschte unter meinen Füßen.
Plötzlich war mir so als sehe ich auf dem Grund des Sees ein Schloss aus Eiskristallen. Beim längeren Hinsehen verschärfte sich noch mein Eindruck. Ich blieb stehen. Eine innere Wärme stieg in mir auf, und sie wirkte wohltuend.
Es herrschte eine feierliche Stille, und das stetige rieseln der Schneeflocken ließ mich träumen. Es fehlte keinesfalls der Klang der Weihnachtsglocken.
Das eigene „Ich“ war vergessen!
Der See hatte sich zum Heiligabend auf seine arteigene Art festlich geschmückt.
Er wirkte in der kahlen, kalten Einöde wie ein glänzender Diamant!


© Jürgen


2 Lesern gefällt dieser Text.






Kommentare zu "Mein einsamer See am Heiligabend"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Mein einsamer See am Heiligabend"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.