Der Ratgeber für alle Eltern, die ihr Kind nicht so lieben wollen, wie es ist

Vorwort

In den letzten Jahrzehnten war im allgemeinen Erziehungswesen eine erschreckende Entwicklung zu beobachten. Autoritäre Erziehungsmittel wurden abgeschafft, und auch die Schule hatte sich nicht mehr der bedingungslosen Gleichschaltung der Schüler verschrieben. Stattdessen werden Individualität und Kreativität gefördert und die Kinder werden oft aufgefordert eigene Spiel- und Lernkonzepte zu entwickeln. Vorbei ist die Zeit von Rohrstock und harten Strafen. Vielmehr wird auf Verständnis und Kommunikation gesetzt. Diese Abkehr von alten Erziehungsmethoden wurde in den letzten Jahren mit wachsender Sorge von zahlreichen namhaften Pädagogen beobachtet. Man befürchtet, dass Kinder, die nach diesen neumodischen Ideologien erzogen werden größte Probleme haben werden, sich in unsere Gesellschaft einzufügen, sobald sie Erwachsen sind. Dieser Ratgeber wurde für all diejenigen Eltern konzipiert, die unsere Sorge teilen und für ihre Kinder eine sichere und stabile Zukunft schaffen wollen, ganz wie in alten Zeiten.

Die drei großen Feinde: Individualität, Kreativität und Fantasie

Die drei größten Gefahren für Ihr Kind sind die Individualität, die Kreativität und die Fantasie. Sollten Sie bei ihrem Kind auch nur Anzeichen eines dieser drei „großen Feinde“ entdecken: reagieren sie sofort alarmiert. Hier könnten große Probleme für die Zukunft Ihres Kindes, und noch viel wichtiger: Ihrer eigenen Zukunft, auf Sie zukommen. Im Folgenden werden wir Ihnen Schritt für Schritt näher bringen, wie Sie die Anzeichen erkennen und bereits im Ansatz ausmerzen können. Ihr Kind hält sich beim Lego bauen nie an die Anleitung und erschafft statt dessen riesige Schlösser mit dutzenden von Zimmern, zu denen es sich auch noch komplexe Hintergrundgeschichten ausdenkt? Achtung! Hier sollten Ihre Alarmglocken läuten, denn es liegen eindeutig Hinweise für überbordende Kreativität und Fantasie vor. Gleich zwei der großen Feinde auf einmal! Zerstören Sie das Werk ihres Kindes augenblicklich und bringen sie ihm bei, sich akribisch genau an die Anleitung des Bausatzes zu halten. So erlernt Ihr Kind bereits in frühem Alter die Regeln der Konformität und das bedingungslose Einhalten von Regeln. Ein wichtiger Schritt für die Sicherung der Zukunft Ihres Kindes ist getan. Dies war selbstverständlich nur ein Beispiel, verfahren Sie aber in ähnlicher Weise, falls Ihr Kind Auffälligkeiten in diese Richtungen zeigt. Erkannter Feind, ist halb besiegter Feind!

Geschlechtertrennung: So wird’s gemacht

Unerlässlich für ein gesundes Aufwachsen Ihres Kindes ist auch eine anständige Geschlechtertrennung und das Einfügen in geschlechtsbezogene Stereotypen. Idealerweise unterbinden Sie bis zur Heirat jegliche Interaktion mit dem jeweils anderen Geschlecht, sodass sich zu Beginn der Beziehung mit größtmöglichem Misstrauen und Vorurteilen begegnet wird. Ihr Sohn ließt lieber, als sich mit anderen Jungen zu raufen und bleibt gerne still im Haus? Lassen Sie auf keinen Fall zu, dass Ihr Sohn zu solch einer mädchenhaften Memme wird. Lassen Sie ihn so schnell wie möglich mit den zwei Jahre älteren Nachbarsjungen spielen! Auch wenn ihr Sohn über Mobbing klagen und des Öfteren mit blauen Flecken oder gar offenen Wunden nach Hause kommen sollte: bleiben Sie hart! Ihr Sohn lernt dadurch wichtige Lektionen für sein zukünftiges Leben. So beispielsweise das Einfügen in soziale Hackordnungen. Ihr Sohn wird innerhalb kürzester Zeit ein richtiger Mann werden und sobald er beginnt jüngere Kinder zu demütigen, können Sie sich indem Wissen es geschafft zu haben beruhigt zurücklehnen. Diese Einordnung in Stereotypen gilt selbstverständlich auch für Mädchen. Ihre Tochter möchte nicht mit der neuesten Barbie spielen, stattdessen tobt sie lieber draußen im Dreck herum und mag die Farbe Rosa nicht? Unterbinden sie dieses Aufmüpfige Verhalten auf der Stelle! Am Besten lassen die Ihre Tochter gar nicht erst aus dem Haus. Dies hat für sie große Vorteile: Beispielsweise lernt sie so nie etwas anderes, als ihren (als Hausfrau) natürlichen Lebensraum kennen und kann somit die Welt außerhalb dieses Lebensraumes überhaupt nicht vermissen. Auch hier gilt, schützen Sie ihre Kinder vor der Individualität!

Nachwort

Wir hoffen sehr, dass wir Ihnen mit unserem kleinen Ratgeber bei der Erziehung ihrer Kinder behilflich sein konnten und wollen uns vor allem bei unseren treuen Lesern bedanken, dank denen wir wissen, dass es immer noch Leute gibt, die auf die guten alten Erziehungsmethoden vertrauen.


© Versschleifer


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Beschreibung des Autors zu "Erziehungsratgeber"

Es dürfte zwar jedem klar sein, aber ich mache hier besser noch mal deutlich, dass das auf keinen Fall ernst gemeint ist! Leider gibt es ja immer wieder irgendwelche Idioten, die so etwas für bare Münze nehmen

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Kommentare zu "Erziehungsratgeber"

Re: Erziehungsratgeber

Autor: simon   Datum: 26.08.2013 21:01 Uhr

Kommentar: Hallo Versschleifer, schöner Text, ich hätte zu gerne einmal gesehrn, wie das ausgefallen wäre, wenn Du den Kommentar in der Beschreibung weggelassen hättest ;)by the way: es gibt aber tatsächlich Erztiehungswissenschaftler, die für einige von Dir aufgeführten Punkte plädieren; auch in (TV): "Die strengsten Eltern der Welt" sind solche Tendenzen zu erkennen....
LG Simon

Re: Erziehungsratgeber

Autor: Versschleifer   Datum: 26.08.2013 21:12 Uhr

Kommentar: Hallo Simon, danke für das Feedback. Ich hoffe ja wirklich, dass der Kommentar in der Beschreibung unnötig war, denn wenn es tatsächlich Leute gegeben hätte, die das ernst nehmen, hätte ich den Glauben an die Menschheit wohl endgültig verloren.

Re: Erziehungsratgeber

Autor: noé   Datum: 05.12.2013 11:27 Uhr

Kommentar: Im Leben bist DU keine 15 (s. Kommentar zu Deinem Gedicht)!!! Du solltest Dein Profil anpassen.
Die paar Interpunktionsfehler schmälern nicht den Genuss an Deinem Text, der durch Deinen "Nachsatz" noch an Brillanz gewinnt. Einfach nur gut.
So, jetzt nehme ich mir noch Deine beiden verbliebenen Texte vor.
Adventgrüße von noe

Re: Erziehungsratgeber

Autor: Versschleifer   Datum: 11.12.2013 22:24 Uhr

Kommentar: Danke für das Lob noe. Ich bin froh, dass meine Sachen Dir so gut gefallen. Und ja, ich bin tatsächlich erst 15.

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