Weinend rannte ich aus dem Zimmer. Ich hielt es nichtmehr aus, andauernd beleidigt zu werden. Natürlich, wer andere Leute mobbt war cool und beliebt, aber was war mit dem oder der Gemobbten? Warum dachte niemand daran, was mit den Opfern passierte? Ich rannte weiter, rannte weg vor den Anderen und vor der Stimme in mir, die ihnen zustimmte. Ich rannte bis ich am Steinbruch war. Dort würde mich bestimmt keiner finden.

Ich zog die Klinge aus meiner Hosentasche und setzte sie an. Im nächsten Moment gab es nurnoch mich und die Klinge. In diesem Moment dachte ich an garnichts. Ich sah das Blut, wie es meinen Arm hinunterlief. Der Druck war weg, meine innere Stimme verstummt. Pure Erleichterung durchströmte mich. Doch dann ließ der Schmerz nach.

'Ich muss zurück in die Schule! Sofort!' war mein erster Gedanke. Mit einem Tempo wischte ich notdürftig das Blut ab und ging zurück. Warum sollte ich mich beeilen, wenn ich doch sowieso schon zu spät für die nächste Stunde war? Ich klopfte an die Tür meines Klassenzimmers und trat ein. Mein Mathelehrer sah von seinem Buch auf. Ich blickte zu Boden und setzte mich an meinen Platz. An der Tafel standen die Aufgaben für diese Stunde. Ich wollte gerade anfangen als mein Mathelehrer plötzlich hinter mir stand. "Kommst du bitte kurz mit raus?", fragte er. Ich konnte ja schlecht 'nein' sagen, auch wenn mir bei dem Gedanken an die mir bevorstehende Standpauke ganz mulmig wurde.

"Das ist nicht das erste Mal das du zu spät in den Unterricht kommst. Du warst doch früher nicht so. Was ist passiert? Ich mache mir so langsam wirklich Sorgen um dich!"
In seinen Augen lag echte Besorgnis.
"Ich habe die Schnitte an deinen Armen gesehen. Was ist, wenn du zu tief schneidest?"
"Das wäre mir egal. Warum sollte ich auch weiterleben?"


© SameButDifferent


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Beschreibung des Autors zu "Der Tanz mit der Klinge 1"

Es geht um Mobbing und Selbstverletzung.




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