Die kleine Flamme

Eines Tages kam eine kleine Flamme zu einer Fackel und wollte sie anzünden.

"Ich will nicht, dass du mich anzündest. Wenn ich brenne, dann sind meine Tage gezählt", schrie die Fackel außer sich vor Entsetzen.

"Du bist doch eine Fackel. Willst du denn dein ganzes Leben lang hier an der Wand kalt und nutzlos herum hängen und den Menschen kein Licht spenden? Das ist doch der Sinn deines Daseins", sagte das Flämmchen mit ruhiger Stimme.

"Wenn ich brenne, dann vergehe ich. Das Feuer zehrt an meinen Kräften, bis ich total ausgebrannt und nur noch Asche bin", rief die Fackel verzweifelt.

"Das ist wahr", entgegnete die kleine Flamme. "Aber das ist doch gerade das Geheimnis unserer Berufung. Du und ich können das Licht sein, das die Dunkelheit erhellt. Ich bin nur eine kleine Flamme, aber wenn ich dich entzünde, wird sie zu einem großen Feuer werden und viele Male heller und länger leuchten, als ich das jemals könnte. Du bist eine Fackel. Das Licht deines Feuers soll für andere leuchten, ihnen den Weg zeigen und auch Wärme schenken. Du gehst ja in Wirklichkeit nicht verloren, auch wenn du dich opfern musst. Andere werden dein Feuer weitertragen, so wie ich es weitergetragen habe. Nur dann, wenn du nicht brennen willst, werden du und ich sterben. So verstehe mich doch endlich! Ich werde bald ausgehen. Dann kann ich das Feuer nicht an dich weitergeben."

Die Fackel wurde auf einmal ganz still und dachte eine Weile über die Worte der kleinen Flamme nach, bis sie sich plötzlich nach vorne neigte und voller Erwartung sprach: "Ja, jetzt habe ich dich verstanden. Bitte zünde mich an!"

ENDE

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Kommentare zu "Die kleine Flamme"

Re: Die kleine Flamme

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 07.04.2024 19:10 Uhr

Kommentar: Hallo Heiwahoe,
mir gefällt der tiefere Sinn deiner Zeilen. Was nützt es, wenn man 90 wird und hat nur auf dem Sofa gesessen. Der Auspuff muss brüllen, die Reifen quietschen; naja, alles im Rahmen der Straßenverkehrsordnung natürlich. Aber du weißt, was ich meine. Es wäre natürlich nicht schlecht, wenn man(n) 100 wird und hat jeden Tag gevögelt (ähh, sorry).
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Die kleine Flamme

Autor: Heiwahoe   Datum: 07.04.2024 19:30 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang!

Das mit dem Vögeln war gut. Solange es geht, soll man es tun, auch wenn man 100 Jahre alt ist. Das ist jedenfalls meine Ansicht. Wir werden im Durchschnitt ja eh alle älter und die Medizin wird immer besser, die die männliche Potenz schon irgenwie wieder hinkriegt, egal wie. Die verjüngen unsere Zellen und dann gehts wieder los mit dem Vergnügen, denn Kinder in diesem Alter sollte man keine mehr machen. Picasso war auch so ein geiler Lüstling (starb mit 91 Jahren) und seine vielen unehelichen Kinder stritten sich nach seinem Tod ums Erbe. Das kommt eben vom F..ken. Grins!

Gruß

Heiwahoe

Ich hoffe, du bist nicht beleidigt oder sonst was über meine schamlosen Zeilen dir gegenüber.

Ich entschuldig mich schon mal im Voraus für meine unflätigen Ausdrücke.

Lachende Grüße

Heiwahoe

Re: Die kleine Flamme

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 07.04.2024 20:22 Uhr

Kommentar: Lieber Heiwahoe,
keine Entschuldigungen. Wir sind ja unter uns. Muss ja keiner lesen.
Aber wenn unser Michael das liest, wird er auch Spaß haben.
Ja, wir sind schon ein interessantes Dreigestirn.
Liebe Grüße Wolfgang

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