NachtBlume

NachtBlume
Jeden Abend sitzt sie alleine
auf ihrem Bett
den alten Stoffteddy
den ihr Dad ihr geschenkt hat
als alles noch farbenfroh war
fest in ihrem Arm
und weint
denn mehr als ihr Teddy
ist ihr nicht mehr geblieben
Damals war sie ein Kind
alles schien rießig
alles schien endlos
doch sie lernte bald
das alles irgendwann ein Ende hat
Die Kindheit.Das Lachen. Das Leben.
Ein Bruch folgte auf den nächsten
Zu einer alten Narbe gesellten sich
weitere
doch die Wut auf diese Welt
der Hass auf sich selbst
wurde nicht weniger
das Weinen half auch nicht immer
sie konnte aus diesem Leben nicht raus
Ihre Eltern waren nicht immer für sie da
Ja, normal jeder hat sein eigenes Leben
doch manchmal hätte sie eine Umarmung gebraucht
ein Zeichen das sie nicht ganz allein sein würde
doch das Licht blieb aus
und die Dunkelheit kam
sie war die einzige die sie nie enttäuschte
Sie war 14 Jahre alt. Kein Kind mehr
kein Erwachsener. Sie hatte viele Dinge gesehen
die ein Kind nicht sehen sollte.
Niemand verstand sie.
Also trieb sie sich in Chats rum
schrieb mit viel zu alten Männern
die ihr das Gefühl gaben
sie wäre schön
wäre wertvoll
Ist es ihre Schuld, was bald geschah?
Ich denke nicht...
Sie wurde 18 und war bei einer Familienfeier
Der Nachbar schaut viel zu intensiv
Sie bekommt Gänsehaut
doch kann sich nicht verstecken
Er rückt näher....immer näher
seine Hand schiebt sich ihr Bein hinauf
sie hat Angst...sie kann sich nicht wehren
Schaut hoffnungsvoll zu der Frau
die mit auf dem Sofa sitzt
Rette Mich!
Doch niemand rettet das Mädchen
"Mamma..."
Sie sitzt auf dem Vorsprung der Gleise
Danach folgten viele Dinge
schöne und und schöne
Sie war so einsam
sie wollte nur Zärtlichkeit
doch die Männer wollten Sex
Sie behandelten sie gut
wenn sie sich fügte
sie bestraften sie mit Beleidigungen
wenn sie sich wehrte
wenn ein letztes Fünkchen
sagte "Nein"
Kaum einen hat es gejuckt
wenn Sie Nein gesagt hat
und mit der Zeit lernte sie
das es egal war
was sie wollte
sie war nur ein Instrument
auf dem jeder nach Belieben spielte
und es irgendwann weg warf
Zuhaus saß sie immer allein
erzählte niemanden was sie wirklich wollte
war eine Figur in einer Geschichte die andere
schrieben.
Die einzige Kontrolle
blieb
wenn sie sich geschnitten hat
ihre Narben wurden zu Mustern
erzählten Geschichten die niemand ausser ihr verstand
Ihre Familie behandelte sie wie ein Sonderling
in der Schule wurde sie gemobbt weil sie anders war
doch irgendwann wurde ihr das alles egal
Der Wunsch alles zu beenden
tauchte immer wieder in ihren Gedanken auf
sich zu verletzen
das geht auf viele Weisen.
Ritzen
Kotzen
Hungern
Brennen
Männer
Sie hatte fast alles ausprobiert
doch nichts stillte dieses Hunger in ihr
Sie hasste sich und bestrafte sich
und dann war sie sauer
das sie es getan hatte
In ihr herrscht ein Durcheinander aus Gefühlen
Gedanken Träumen Erinnerungen und Wünschen
nichts in geordnet
alles will ihre alleinige Aufmerksamkeit
sie kniet im Bad
und schreit ihre Angst hinaus
Wann darf sie endlich gehen?
Ein Teil von ihr ist längst verschwunden
doch der andere beißt sich am Leben fest
Es kann nicht alles böse sein oder?
Dieser Gedanke kommt vom kleinen Mädchen
das tief in ihrem Inneren sitzt
mit ihrer Plüschdecke
ihr einziger Halt und Freund
sie hasst dieses Kind und doch liebt sie es
denn es ist unschuldig
das ist Sie schon lange nicht mehr.
Scham. Wut, Angst. Hass. Wut. Furcht. Liebe. Sorge
Ahhhhh
Alles wird zu viel
sie muss sich fügen, sie muss gehorchen , muss funktionieren.
Sie zerbricht...doch keiner hört es
beim Versuch die Scherben auf zu sammeln
schneidet sie sich die Hände auf
doch sie spürt es nicht
es ist vertraut.
Sie sitzt hier auf dem Bett
mit ihrem Teddy
es ist traurig
er ist ihr einzig richtiger Freund
er hört zu. er verurteilt nicht. er ist einfach da.
Es ist beschämend. Sie ist 23 und doch sitzt sie hier.
Letzte Nacht ist sie geflohen
aus den Armen des gesichtslosen Mannes
in eine weite Welt
sie hat gespielt um ihn glücklich zu machen
um ein wenig Liebe zu bekommen
nur ein wenig...
doch das einzige Gefühl was blieb war Ekel...
Sie umarmt ihren Teddy und schluchzt
das ist alles was geblieben ist.
Zu mehr wird sie wohl sie gut sein
als fremde Betten zu wärmen
um dann wieder in die Einsamkeit geschickt zu werden
Sie hat schon lange aufgehört Nein zu rufen
sich zu wehren
denn sie hat keine Chance
oder doch?
Sie weint- wie jede Nacht
sie fleht- wie jede Nacht
und wie jede Nacht
bleibt sie mit ihrem Schmerz allein.
Und sie schaut zu den Sternen
und stellt die selbe Frage wie jede Nacht
in den Armen ihren Teddy:
"Wofür noch?"
und wie jede Nacht bekommt sie keine Antwort-
Ende


© 2017 by Sky Walker. All rights reserved. Alle Rechte am Inhalt (geistig, wie materiell) liegen bei Sky Walker.Unerlaubte Vervielfältigung ist unter Berufung auf das Urheberrecht untersagt.


5 Lesern gefällt dieser Text.



Unregistrierter Besucher





Kommentare zu "NachtBlume"

Re: NachtBlume

Autor: Sandro N   Datum: 04.09.2017 0:33 Uhr

Kommentar: Wirklich rührend.
Das hast du schön geschrieben.
Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber trotzdem schön.
Vor allem der Handlungsverlauf war ziemlich übersichtlich.
Hat mir sehr gut gefallen.
Gruß, Sandro

Kommentar schreiben zu "NachtBlume"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.