2. Station


Ich gebe zu bedenken: daß die Eltern, als einzige Eltern auf der ganzen Welt, etwas getan, oder etwas unterlassen haben, das sonst niemals einer - und zwar noch nie - je getan, noch zu tun, oder zu unterlassen, in Erwägung gezogen hat. Auch nicht, nein, einfach niemand, selbst die – die schon gar nicht, und die anderen sowieso nicht!

Es war so schlimm, daß eben nicht nur die Eltern (die alle total damit einverstanden waren, daß sie nichts Schlimmes wussten, weil das damals eben auch verboten war), sondern auch alle, ich betone ALLE nachfolgenden Generationen dafür nicht nur eine Art von, sondern DIE Erbschuld ganz alleine austragen und immer wieder neu gebären um sie austragen zu können, nachdem sie von diesem Bastard (dem reizenden Zufall) geschwängert worden sind und bleiben.

Diese unauslöschbare Erbschuld besteht darin, daß die Leute, die von ihr erfasst wurden, praktisch, als vorkommende Menschenart, schlechter sind als alle anderen Menschenarten – und das obwohl doch angeblich alle Menschen gleich sind. Nun: gleich schuld sind sie jedenfalls nicht! Nicht alles darf gleichgestellt werden und deshalb sind die Menschen, aber nur in diesem Fall, eben nicht gleich, höchstens gültig.

Alle Menschen (ob groß, ob klein) sind Kinder! Kinder sind eben Kinder und Kinder nehmen was sie für sich nehmen, also solche Informationen nicht nur an, sondern auch auf. Sie wachsen an ihnen körperlich selbständig herbei, in die Höhe und geistig selbständig in die Tiefe, durch den (unverdienten) Wohlstand aber stets in die Breite. Breite mal Höhe, mal Tiefe = wenns drauf an kommt gut oder verwerflich.

Diesen Kindern, die somit Kinder geblieben sind, weil sie immer wieder grasam sein werden, erzähle ich, daß sie immer schön fleißig sein müssen, weil sie für ihre Rente zu arbeiten haben. Dann führe ich ihnen, im Laufe ihres Lebens, immer wieder vor Augen, daß sie blöd sind, sie selbst aber hinters Licht, auf daß sie tun können was sie nur wollen, sie werden, wie im Traum kein bisschen vorwärtskommen, obwohl sie sich doch bewegt haben!

Doch damit noch längst nicht genug, denn ich bin ja noch nicht fertig mit ihnen. Erst wenn sie erkannt haben, in welcher Lage sie sich befinden, weil sie versucht haben einen gewissen Lebensstandard zu erreichen, werfe ich ihnen vor, sie würden zu wenig Nachwuchs produzieren, auf den man bisher locker verzichten konnte weil jeder so sklavisch war. Andererseits war das von der langen Hand ja geplant worden.

Auf diese Weise sei es nun aber nicht möglich, die Rentenzahlungen an sie, wenn sie erst einmal alt geworden wären, aufrechtzuerhalten - also nicht die Rentenzahlungen sind alt geworden, sondern vielmehr der Witz (er hat einen Bart) und später die Leute. Denn im Aufrechterahlten sei überhaupt nichts begründet, höchstens eine falsch herum stehende Alterspyramide.

Die dazu passende pseudo-moralische Schrittformel lautet:

1. Kinder sind keine Kinder, sondern nur dumme Erwachsene.
2. Bestimmte Erwachsene sind grundsätzlich an allem schuld.
3. Die Schuld der Erwachsenen schlägt sich in ihren Kindern nieder.
4. Erwachsene und Erwachsene sind nicht gleich, außer den Kindern.
5. Alle ungleichen Erwachsenen sind gleich.
6. Gleiche und Ungleiche verlieren durch die Kinder ihre Bedeutung.
7. Niemand will etwas ausgesagt haben, das deutlich ist.


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen)"

Re: Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen)

Autor: axel c. englert   Datum: 23.06.2016 9:43 Uhr

Kommentar: Sippenhaft ist skandalös -
Schon ihre Tradition scheint bös ...

LG Axel

Re: Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen)

Autor: possum   Datum: 24.06.2016 4:52 Uhr

Kommentar: Sehr komplizierte Sache im Sein zwischen demSchwarz und Weiß,
da wird es gar sehr oft ganz heiß ... LG!

Re: Wie zerstöre ich einen Staat? (eine verbotene Geschichte in 7 Stationen)

Autor: Alf Glocker   Datum: 24.06.2016 8:52 Uhr

Kommentar: Genau - niemand sollte dabei verbrennen ... niemand.

LG Alf

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