X-Files - Staffel 1 - Episode 3: Die Katze mit den roten Augen

Melanie Bertels wusste sich keinen Rat mehr. Kein Arzt konnte ihr helfen. Einen Therapeuten hatte sie lange Zeit ausgeschlossen, aber schlussendlich doch in Anspruch genommen. Sie war so froh, dass Herr Balsar heute seinen ersten Hausbesuch bei ihr machte, um sich ihre Tochter anzuschauen. Irgendwas stimmte mit ihr nicht. Sie behielt ihr Kind nur noch im Haus vor lauter Angst, es könnte jemand sehen, was sie tut. Zum Glück waren derzeit Sommerferien und sie musste ihr Kind nicht in die Schule bringen. Sie konnte sich niemandem anvertrauen und weinte bis tief in die Nacht bittere Tränen. Als Herr Balsar anrief und seinen ersten Hausbesuch ankündigte, um sich ein eigenes Bild von ihrer Tochter zu machen, war Melanie überglücklich. Endlich konnte sie mit jemandem darüber reden. Herr Balsar stand pünktlich auf die Minute vor ihrer Haustür und schüttelte Melanie die Hand. Er bemerkte sofort, dass hier etwas nicht stimmte.

"Mein Mann ist noch auf der Arbeit, aber auch er ist sehr froh, dass sie vorbei kommen und uns helfen wollen! Meine Tochter ist in ihrem Zimmer, wir können also in Ruhe sprechen!". Herr Balsar fiel im Haus nichts Ungewöhnliches auf. Der Vorgarten war hübsch hergerichtet und auch im Inneren des Hauses herrschte Ordnung und Sauberkeit. "Bevor ich hoch zu ihrer Tochter gehe und mit ihr rede, möchte ich von Ihnen noch einmal hören, worin genau das Problem besteht!". Und Melanie wurde ganz anders im Magen, wenn sie davon erzählen sollte. Es fiel ihr wirklich sehr schwer und das bemerkte auch Herr Balsar. "Meine Tochter hatte viele Jahre eine Katze! Sie hieß Moe! Sie war unser ein und alles und jeder liebte sie! Vor 4 Wochen ist Moe leider gestorben und wir haben sie hinter unserem Haus begraben!". Das klang alles nicht sehr ungewöhnlich für Herr Balsar. "Das hat ihre Tochter sicherlich sehr getroffen?", fragte er Melanie und das konnte sie nur mit einem Nicken bestätigen. "Das kann man wohl sagen! Sie hat das nie richtig verarbeitet wie es scheint! In den ersten paar Tagen war sie ganz ruhig und sprach fast nichts! Doch dann...". Melanie brach ab. "Hat sich ihre Tochter verändert?". Melanie brauchte wieder ein paar Momente für sich, um sich zu beruhigen. "Sie tut so, als wäre die Katze noch da!". Herr Balsar legte seine Hand auf die Schulter von Melanie und lächelte. "Das kann ich mir vorstellen! Das ist auch wirklich nicht leicht, wenn man ein lieb gewonnenes Tier verliert! Ich verstehe ihre Sorgen und ich werde auch mit ihr reden, aber ich hoffe doch sehr, dass das nur eine Phase ist und bald vorbei sein wird!". Herr Balsar schien nicht zu begreifen, wie ernst die Lage war. Doch das musste er jetzt erfahren.

"Mein Mann hat das Grab von Moe ausgehoben und wir haben weder Knochen noch sonst einen Überrest der Katze entdeckt! Es wirkt fast so, als sei sie nie dort begraben worden! Meine Tochter stellt ihrer Katze weiterhin Futter und Wasser in zwei Schalen in den Flur und an jedem Morgen sind sie leer! Ich weiß nicht, ob sie es selbst isst oder versteckt, aber sie behauptet sie würde sowas niemals selbst essen!". Herr Balsar schien nun doch etwas verwundert. "Also sie füttert die Katze und das Futter verschwindet?". Es klang verrückt und das wusste auch Melanie. "Ja so ist es! Sie tut so, als wäre die Katze im Raum und streichelt sie auch! Ihre Bewegungen sehen so echt aus, dass man meinen könnte, da wäre wirklich eine Katze! Und da war noch etwas! Sie hat ständig kleinere Kratzer am Arm, als wäre sie von einer Katze gekratzt worden! Wir haben hier aber keine Katzen in der Nähe und mein Mann befürchtet, sie würde sich vielleicht selbst ritzen!". Herr Balsar schaute Melanie an und wollte sich selbst ein Bild von ihrer Tochter machen. Als er sie in ihrem Zimmer antraf, schien sie wie ein normaler Teenager. Sie machte gerade ihre Hausaufgaben. Sie wusste natürlich sofort, wieso er kam und machte ihren Standpunkt direkt deutlich. "Ich bilde mir die Katze nicht ein! Sie ist da! Ich esse das Futter nicht selbst und ich ritze mich auch nicht!". Die Tochter von Melanie hieß Michelle und nur wenige Augenblicke später tat sie so, als wäre die Katze wieder bei ihr. "Hier sitzt sie doch! Sehen Sie sie etwa auch nicht?". Herr Balsar sah überhaupt nichts, aber ihm kam bereits eine Idee, wie er Michelle helfen konnte. "Nein ich sehe dort keine Katze! Genau wie deine Eltern! Ich verstehe auch, dass du deine Katze vermisst, aber du weißt doch sicherlich selbst, dass sie gestorben ist? Du warst doch sicherlich dabei, als sie starb? Wie kann sie dann wieder hier sein?". Michelle wusste dazu keine Antwort. "Sie war anscheinend nicht tot und hat sich wieder ausgebuddelt! Ich weiß es doch auch nicht!". Auch wenn es für Michelle hart werden würde, wusste Herr Balsar einen Weg, ihr klar zu machen, dass sie sich die Katze nur einbildete.

"Nimm die Katze doch einfach mal auf den Arm und wir machen ein Foto von euch beiden, wäre das ok?", fragte Herr Balsar und Michelle setzte sich zu der imaginären Katze und nahm sie auf den Arm. Es sah wirklich so aus, als hielte sie eine Katze in der Hand, abgesehen davon, dass dort nichts war. Nachdem er noch ein paar Minuten mit ihr und mit Michelles Eltern gesprochen hatte, verabredete er sich einige Tage später wieder mit ihnen, um Michelle die Bilder zu zeigen, auf denen ihre Katze nicht zu sehen sein wird.

Michelle hatte seither nicht aufgehört so zu tun als würde Moe noch leben. Ihre Eltern waren sehr erleichtert, als Herr Balsar einige Tage später mit den Beweisfotos an der Tür stand. "Wir sind so froh, dass sie da sind!", sagte Melanie und umarmte ihn. "Jetzt können wir ihr vielleicht klar machen, dass sie sich die Katze nur einbildet!". Melanies Mann war auch an diesem Tag da und er wirkte sehr verängstigt. "Geht es ihnen gut?", fragte Herr Balsar und schaute ihn dabei an. "Ich will endlich, dass sich das aufklärt! Ich habe gestern gesehen, wie das Futter in dem Napf wie von Geisterhand verschwand! Michelle hat also nicht gelogen! Sie isst das Futter nicht selbst! Es verschwand Stück für Stück vor meinen Augen! Ich werde hier noch wahnsinnig! Zeigen sie ihr bitte die Fotos!". Mittlerweile hatte die Familie sich sogar überlegt, ganz aus diesem Haus auszuziehen. Irgendetwas trieb sie hinaus. Sie fühlten sich hier nicht mehr wohl. Als Herr Balsar den Fotokuvert öffnete und die Fotos heraus zog, war es auch für ihn das erste Mal, dass er sie sah. In dem Moment, als er sie herauszog, kam auch Michelle in die Küche und begrüßte ihn wie beim letzten Mal. Er legte die Fotos auf den Küchentisch und breitete sie nebeneinander aus. Michelle schaute auf die Fotos und verzog keine Miene.

"Seht ihr ich habe nicht gelogen! Die Katze lebt wirklich noch!".

Auf jedem einzelnen Bild war die schwarze Katze zu sehen. Ob es am Apparat lag oder am Licht wurde nie geklärt, aber auf jedem einzelnen Foto hatte die Katze tiefrote Augen, die genau in den Apparat starrten. Das Futter verschwand weiterhin. Wochen nach diesen Ereignissen glaubte Michelle gesehen zu haben, wie ein Auto die Katze vor der Tür überfahren hatte und mit einem Schlag hörten die merkwürdigen Vorkommnisse im Haus der Familie auf. Bis heute ist nicht geklärt, wie das Futter verschwand und wie die Katze auf den Film des Fotoapparats kam. Eines ist ganz klar: Die Katze war zum Zeitpunkt der Aufnahme definitiv tot.

Seralgo Refenoir


© Seralgo Refenoir


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Kommentare zu "X-Files - Das Unfassbare (Staffel 1, Episode 3/7)"

Re: X-Files - Das Unfassbare (Staffel 1, Episode 3/7)

Autor: Uwe   Datum: 28.10.2014 17:35 Uhr

Kommentar: Seralgo, wenn ich sie erklären könnte, würde sie mir vielleicht weniger gefallen.

Re: X-Files - Das Unfassbare (Staffel 1, Episode 3/7)

Autor: axel c. englert   Datum: 28.10.2014 18:06 Uhr

Kommentar: Lieber Seralgo!

Die Katze hat ja 7 Leben –
Sogar 9, das soll es geben…
(Auf JEDEM Photo, auf die Schnelle –
War einst drauf auch Westerwelle…)

LG Axel

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