Habt ihr schon mal über den Unterschied nachgedacht zwischen Sachen wo man auf den ersten Blick merkt dass sie gefährlich sind und welchen bei denen das nicht so ist?.

Nicht?, schön, dann gibt´s jetzt von mir ein kleines Experiment dazu : Nehmt euch ein langes Brett und geht damit in den Wald. Dort legt ihr es über zwei große Steine oder über zwei Baumstämme wie´s euch gefällt.

Der eigentliche Sinn der Sache besteht ja auch darin von einem Ende zum Anderen zu gehen .
Vom Brett bis zum Boden sind´s wenn ihr klug seid höchstens fünfzig Zentimeter aber schaut trotzdem auf eure Schritte wenn ihr von einer Seite zur anderen geht.

Wie sind die? Ziemlich sicher oder?
Tja, kein Wunder dieses Kunststück ist auch kinderleicht,jeder mit zwei gesunden Beinen und einbisschen Grips kann das.
Doch jetzt kommt der zweite Teil .
Da müßt ihr euch vorstellen ,dass das gleiche Brett jetzt zwischen zwei Gebäuden liegt.
Unter euch ungefähr fünfzig Meter Abgrund .

Und?- wer traut sich jetzt von einem Ende zum anderen zu gehen?.
Kein normaler Mensch würd´ ich sagen .

Die meisten hätten zuviel Schiss aber wie´s halt so ist , gibt´s immer einen Idioten der schreit :
Ich!,ich mach´s und dann ,noch ehe ihn wer aufhalten kann ist er schon oben auf dem Brett.

Er macht zwei sichere Schritte vielleicht auch drei aber dann spätestens beim Vierten wird ihm plötzlich bewusst wie weit er vom Boden weg ist.

Wenn er schlau ist kriecht er sogar auf allen Vieren weiter , gibt ja auch kein Züruck mehr oder?.
Nein, er muß bis zum Ende weitergehen, kann ja nicht in alle Ewigkeit zwischen den zwei Gebäuden hängen bleiben.
Auf den letzten Metern bis zum Ziel ist ihm sicher kotzübel und wenn er endlich am anderen Ende ankommt ,merkt der arme Trottel das er sich fast eingepisst hat vor lauter Angst .

Aber warum , das ist meine Frage ist diese tolle Mutprobe in beiden Fällen so anders?.
Das Brett war doch jedes Mal gleich lang, oder?.
Das Drübergehen hätte beim zweiten Mal also nicht schwerer sein sollen .

Die Antwort: Erst das Wissen dass man tief fallen und sich den Hals brechen könnte macht alles anders.

Mein Leben von dem ich jetzt erzählen werde ist auch ein solches "Brett" und die zwei Gebäude sind die Gesellschaften.

Auf einer Seite sind die Menschen auf der Anderen die Cory und beide Seiten wollen mich in den Abgrund stoßen denn ich gehöre zu keiner von Beiden .
Bin ein Aussenseiter .

Unter solchen Umständen gibts natürlich keine Zeit sich auszuruhen.
Zu viel nachdenken kann gefährlich sein, zu wenig auch denn immer kommt ein Drahtseilakt nach dem anderen .

Egal ob ich Dinge tue die für Andere alltäglich sind oder nicht, die Gefahr ist immer zwei Schritte hinter mir also besteht der Sinn immer darin möglichst unerkannt zu bleiben, sich im Zwielicht rumtreiben, sich verstecken denn bei mir ist eben nicht nur das "Brett" an sich gefährlich und das verdanke ich meinen lieben Eltern weil sie vor neununddreißig Jahren ohne Rücksicht auf Verluste unbedingt ein Kind zeugen mußten : Mich.

Inzwischen war ich zwar längst kein kleiner Junge mehr aber das Gleichgewicht zu halten , nicht zu "fallen" war mit den Jahren sicher nicht leichter geworden und was mein Beziehungsleben angeht da besteht der höchste Grad den den ich bisher erreicht habe in der Unterscheidung zwischen zwei Typen von Frauen.

Der erste Typ ist mir schon recht oft begegnet: Junge naive Dinger die sich leicht zu gewissen "Dingen" überreden lassen . Sie sind dumm und langweilig , aber auch einfach zu handhaben denn solche Mädchen leben in ihrer eigenen kleinen Welt und stellen keine Fragen.

Ich als Person existiere für sie gar nicht und ich lasse mich nur mit ihnen ein um ein bisschen Spaß zu haben .

Danach können die insofern´s nach mir geht und die Tageszeit es zulässt das mit meinem Gewissen auf einen erträglichen Nenner zu bringen auch gleich wieder verschwinden .

Bei Manchen dieser Mädchen vergehts mir sogar schon durch das Wenige was sie von sich geben und ich schicke sie weg noch bevor irgendwas passiert .

Der zweite Typ aber ist was ganz Besonderes. Auch diese Mädchen sind jung , und natürlich unerfahren aber meistens im Gegensatz zum Typ eins wirklich sehr neugierig und clever .

Das sind Frauen mit denen man reden kann und die vielleicht auch mehr von mir sehen wollen als die Schattengestalt zu der ich mit den Jahren verkommen war.

Ich teile das Bett mit ihnen und für einpaar Tage erlaube ich ihnen manchmal sogar mir auf eine Art ein isschen näher zu kommen die eigentlich nur unpraktisch und gefährlich ist .
Aber trotzdem mag ich dieses Risiko,schau wie weit du gehen kannst ,übt manchmal einfach einen ziemlichen Reiz auf mich aus aber geht´s uns nicht allen so?.

Tja vielleicht ist das auch einfach nur ein Teil meiner menschlichen Seite , ich weiß es nicht, irgendwas in mir will jedenfalls diesen Frauen mein "Brett" auf dem sich mein Leben abspielt zeigen oder zumindest einen Teil davon auch wenn ich ihnen somit auch die Möglichkeit gebe mich einfach in den Abgrund zu stoßen.

Ylva war auch eine solche Frau gewesen und obwohl die Nacht die wir miteinander verbracht haben jetzt schon mindestens über ein Monat her ist , muß ich immer wieder an sie denken.

An die Art wie sie mich berührt hat, an den Klang ihrer fröhlichen Stimme, an ihr Lächeln , sogar an den Geruch ihrer Haut .
Ich denke auch daran wie sie gegangen war.
Still und heimlich ,ohne ein Wort.

Sie hatte wirklich geglaubt ich würde sie nicht hören und ja , manchmal wünsche ich mir wirklich ich könnte meine Ohren genauso verschließen wie die Augen aber das ist natürlich Blödsinn.

Mein Gehör ist einfach viel besser als es sein sollte und ich habe alles gehört .
Ihre hektischen Bewegungen,ihre Kleidung die leise raschelte während sie sich anzog, ihren nervösen Atem, die Selbstgespräche.

Mein Herz hatte beim Klang ihrer Schritte wie verrückt angefangen zu rasen ich habe fast keine Luft mehr bekommen und als sie schließlich zur Tür gegangen war hatte mich das halbwahnsinnig gemacht.

Am liebsten hätte ich die Kleine davon abgehalten, sie gepackt und angefleht zu bleiben zumindest einen Tag noch damit ich mich einbisschen länger als Mensch fühlen konnte, mir wenigstens vorstellen konnte wie es sein könnte normal zu sein.

Wie das Leben aussah wenn man nicht ich war aber vorallem weil ich wußte das ich wieder allein sein würde wenn sie ging.
Noch mehr als ich es ohnehin schon gewesen war bevor ich sie getroffen hatte.

Warum hast du´s dann nicht getan du Trottel? ,werdet ihr euch jetzt wahrscheinlich fragen und ja, ihr habt absolut recht.
Für irgendeinen x-beliebigen Mann der eine x-beliebige Frau an einem x-beliebigen Ort irgendwo auf diesem Planeten trifft ist nämlich genau das das Kreuz auf der Point- of-no-return-Liste das als nächstes kommen muß und genau deshalb tat ich es auch nicht .

Ich tat es nie denn das war es, mein ureigenes Drama:
Ich hatte gelernt zu akzeptieren dass es sowas für jemanden wie mich nicht geben konnte .
Niemals .

Na ja...
Stimmt nicht ganz.
Früher als ich noch jünger gewesen war hatte ich mir solche Dinge schon manchmal vorgestellt, wie es sein würde mit jemandem auch anders zusammen zu sein auch wenn ich nicht genau gewusst hatte was dieses Andere bedeutet aber diese Zeit war lange
vorbei .

Jetzt war ich einfach schon zu alt um meine Zeit mit irgendwelchen sinnlosen Träumereien zu verschwenden.

Der früher mal weiche,warme Klumpen formbarer, junger Persönlichkeit war längst hart und spröde geworden .
Kantig wild und rau .
Genauso präsentierte ich mich der Gesellschaft in der Form in die sie mich gezwängt hatte.

Aber trotzdem, obwohl ich kein Mensch war nicht mal ein Cory sondern nur ein Halbblut das ganz genau wußte das es zu mehr als dem was es eben tat ohnehin nicht fähig war,und hundertmal versucht hatte das letzte bisschen Gefühl aus sich rauszureißen einfach nur um diesen ewigen Schmerz loszuwerden ,gab es immer noch einen kleinen Teil in mir der einfach nicht verschwinden wollte .

Ein kleines Stückchen von mir das nie aufhörte sich nach diesem Mehr- als- das- was- du- hast- Anderen zu sehnen und ganz besonders ein Gespräch, Nähe traf diese ständig in mir blutende Wunde.
Nähe machte mich jedesmal süchtig .

Erst fühlte es sich gut an und richtig doch dann wenn´s vorbei war was ja passieren mußte, verschwand eben dieses Gefühl genau so schnell wie´s gekommen war und ließ mich nur leer und schwach zurück und ich hasse das.
Ich hasse es schwach zu sein.

Deshalb hab ich auch Ylva gehen lassen wie die anderen vor ihr . Ich versuche sie zu vergessen und danke ihr im Stillen einfach dafür das sie mir zumindest für einpaar Stunden die Normalität geschenkt hat die mir ansonsten nicht vergönnt war.

Nimm was du hast und mach das Beste draus das war mein Motto und genau das hatte ich getan.

Die Einsamkeit würde nach einiger Zeit von selbst vergehen, schließlich war es ja nur eine Entzugserscheinung von zviel Nähe .
Menschliches Verhalten, das ich mir abgewöhnen musste.

Es würde aufhören wie immer wenn ich mich nur oft genug dran erinnerte wie sinnlos es war und das Mädchen würde auch nicht zurückkommen um daran rumzustochern, das war das einzig Beruhigende daran, und es tat gleichzeitig weh denn das taten sie nie .

Wie bei all meinen "Errungenschaften" hatte ich nämlich auch Ylva´s Handtasche durchsucht um zu wissen mit wem ich es zu tun hatte.
Sie stammte aus geregelten Verhältnissen, ihr Dad arbeitete bei irgendeiner Bank.

Der gute Mann hatte sicher Geld ohne Ende und das Mädchen war noch so jung. Der Geruch nach Luxus und Wohlstand,ein süßer Gestankvondem mir regelmäßig schlecht wurde drang geradezu aus jeder ihrer Poren.

Sie hatte alles , brauchte niemanden, am allerwenigsten so jemanden wie mich und hatte nur mit mir geschlafen um sich über eine schwierige Situation hinweg zu trösten . Ich hatte sie um ein paar Erfahrungen reicher gemacht und die Kleine hatte mich dafür mein jämmerliches Dasein wenigstens für einpaar wenige Momente fast vergessen lassen als "Gegenleistung" sozusagen .

Immerhin bin ich ja ein anständiger Kerl kein Vergewaltiger wie Manche meiner "Art" die ihren Trieb nicht unter Kontrolle haben oder den Reinblütern absichtlich wehtun wollen.

Ich behandele die Frauen immer gut und zwinge sie zu nichts, lasse alles wie einen Zufall aussehen obwohl es in meiner Welt natürlich keine Zufälle geben darf .

Ich gebe ihnen einfach keinen Grund nach mir zu suchen und das ist gut so.

Besonders für mich aber auch für diese Mädchen.


© Mimay


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Kommentare zu "Novembermohn 3 - Daarin"

Re: Novembermohn 3 - Daarin

Autor: noé   Datum: 19.01.2014 17:46 Uhr

Kommentar: Es geht genauso spannend weiter, wie in den beiden Teilen vorher. Das ist und bleibt einfach fesselnd, Mimay.

Eine Frage hätte ich noch zu folgender Passage:
"Immerhin bin ich ja ein anständiger Kerl kein Vergewaltiger wie Manche meiner "Art" die ihren Trieb nicht unter Kontrolle haben oder den Reinblütern absichtlich wehtun wollen."

Als Halbblut zählt sich Daarin aber dann doch noch mehr zu den Cory, obwohl er genauso das Recht hätte, sich zu den "Reinblütern" zu zählen? (Wahrscheinlich dasselbe Dilemma wie mit dem "schwarzen" Präsidenten der USA.) Aber ein Cory würde m. E. von den Reinblütern nur in Anführungszeichen reden, denn für einen Cory sind natürlich die Cory die echten Reinblüter, wie bei den Eskimos, die sich selber Inuit nennen, also "Menschen".
Ich meine, indem er Reinblüter ohne Anführungszeichen verwendet, erkennt er sie kritiklos als "hochwertiger" als die Corys an.
Wenn Du verstehst, was ich damit ausdrücken will...? Ist nur eine Überlegung von mir.

Ansonsten: Ich bin auf die Fortsetzung gespannt!
noé

Re: Novembermohn 3 - Daarin

Autor: Mimay   Datum: 19.01.2014 21:05 Uhr

Kommentar: @Noe´ Ja , ich gebe zu , das ist alles ein bisschen kompliziert und würde in eine laaange Erklärung ausarten da ich den Leser einfach in eine konstruierte Welt stoße an der ich schon mindestens 10 Jahre herumbastele heißt Sprache, Kultur der Cory inklusive .

Ich habe eigentlich auch vor das alles im Lauf der Geschichte einfließen zu lassen eben um den Leser nicht mit endlosen Erklärungen zu langweilen also überraschen lassen ; ) .

Re: Novembermohn 3 - Daarin

Autor: noé   Datum: 19.01.2014 21:32 Uhr

Kommentar: Na, dann warte ich doch einfach ab. :D
Zehn Jahre sind beeindruckend lange. Was ich bisher gelesen habe zeigt mir, dass sich diese lange Vorbereitungszeit jedenfalls gelohnt hat.
noé

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