Prolog

Wer nur in der Vergangenheit lebt, vergisst die Gegenwart und wird die Zukunft nicht sehen können.


New York

Leise, aber unaufhörlich legt die Nacht ihren Mantel über die sonst so ruhelose Stadt. Samtweiche Flocken aus Schnee tanzen einen Walzer, ehe sie an ihrem Fenster vorbei, sich mit einer trügerischen, aber glänzenden Gelassenheit auf den Boden niederlassen. In aller Stille. So anonym, so schön. Anne-Katrin sitzt, so wie auch schon die letzten Nächte, auf ihrer Fensterbank und lässt sich von diesem sanftem Winterzauber verführen. Anne ist geboren in Brooklyn, New York. Sie ist etwas klein geraten für ihr Alter. Aber noch nicht zu klein, als das man sich deshalb über sie lustig machen könnte. Sie hat lange Walnuss braune Haare, passend dazu, Bernsteinfarbende Augen. Wunderschöne, perlweiße Zähne, so fand sie es jedenfalls. Und wenn sie eines Tages, irgendwann einmal, ihre Zahnspange nicht mehr zu tragen braucht, würde man dies auch sehen können.
Wie viele Zuschauer wohl in dieser Nacht an ihren Fenstern stehen um sich von dieser Magie ebenfalls in den Bann ziehen zu lassen, dachte sie?
Es ist wieder eine jener Nächte, wo der eisige Nordwind diese Stadt heimsucht, und mit seinem rauen Atem, wunderschöne Blumen an jedes Fenster zeichnen wird. Die Sterne funkeln kristallklar und der Mond der schon seit Stunden hier seine Runden dreht, macht dieses Schauspiel noch Sehenswerter. Nur die Dunkelheit scheint diese Stadt ein wenig sanfter und erholsamer zu machen. Zu tief verwurzelt ist am Tag hier der Lärm und die Hektik, die es anscheinend braucht, um dieser Stadt nicht ihrer Energie zu berauben. Die Besessenheit hier, immer etwas Besonderes auf dieser Welt sein zu wollen, führt dazu, unerbittlich nach Erfolg streben zu müssen. Hier in New York hat jeder der acht Millionen Einwohner seine eigenen Geschichten seine eigenen Träume. Und sie alle wollen einen Platz hier, um sie zu Erzählen, um sie zu verwirklichen. Und dies ist das besondere, dieses bunte und verrückte Treiben in dieser Stadt, alle glauben sie, New York können sie Reich und glücklich machen. Denn wenn es darum geht, die Sehnsüchte der Menschen nach einem besseren Leben erfüllen zu wollen, dann kann New York niemand das Wasser reichen. Glamour und der Traum danach, bestimmen hier das Leben. Hier versuchen, die nicht wenigen angeschwemmten Leblosen, ein Leben, ihr Leben zu finden. Die Welt hier, dreht sich grundsätzlich und dies auch noch gleichzeitig, immer in zwei Richtungen. Alles andere wäre dieser Stadt viel zu langweilig und würde irgendwann einmal dazu führen, aufzuhören das zu sein was sie zu sein scheint. Ein Bollwerk aus Toleranz und Ignoranz, aus Dummheit und Weisheit, mit unendlich viel Reichtum in eigentlich bitterer Armut. Eine Überlebensgarantie für diese Stadt kann dir leider niemand geben.
Denn hier in New York werden verrückte noch verrückter, Reiche vergrößern ihr Imperium und die Armen werden hier wohl nicht überleben. Hier können Träume sehr schnell zerplatzen und deine Leidenschaft für einen Neubeginn in dieser Stadt, endet nicht selten in einem Desaster. Hier kann es dir passieren dass du auf den endlosen Straßen dieser Stadt, dein Ziel, das du zwar vor Augen hast, niemals erreichen wirst. Diese Stadt gibt dir nur eine einzige Chance. Sie verzeiht keine Fehler. Dafür stehen zu viele vor den Toren dieser Stadt und warten darauf ihre Chance zu erhalten. Denn auch der schlechteste Reiseführer der Welt, wird dir diese Stadt als ein goldenes Eldorado verkaufen. So viele Menschen hier und doch lässt die Stadt dich sehr oft seine Einsamkeit spüren. Aber, wer sich hier erst einmal Verliebt hat in diese Stadt der bleibt mit seinem Geist und seinem Körper für immer.
Ein treue Schwur leistet man dafür nicht extra, man lebt es einfach, das leben hier in New York, mit viel Kraft, natürlich. Mit viel Entschlossenheit. Mit viel Selbstvertrauen und Courage. Und man lehrt den Tiefschlägen die diese Stadt für einen immer wieder bereit hält, das fürchten. Nur so, überlebst du hier.
Denn New York ist sicher nicht aus Zufall das geworden was es heute ist, pure Leidenschaft. Aufregend, Laut und Anstrengend und immer auf der Suche nach der nächsten, großen Herausforderung. Und dies ist nur möglich, mit den Menschen die sich hier ihr zu Hause geschaffen haben oder sich dieser Realität erst noch stellen wollen, stellen müssen. Denn, Gewöhnlich hier ist kein Augenblick, deshalb gilt für dieser Stadt, jeder Augenblick ist hier sehr ungewöhnlich.Und doch sind hier Menschen zu Hause, in ihrem zu Hause, die diese Kraft nicht haben oder den Mut nicht mehr besitzen sich dieser Aufgabe zu stellen. Und dann ist da ein kleines New Yorker Mädchen mit dem Namen Ann-Katrin, die mit ihrer lustigen und unbekümmerten Art, den Menschen immer wieder auf ein neues Mut zu spricht, ihnen zeigt wie wunderbar dieses, ihr Leben ist oder es sein kann. Ann- Katrin braucht dafür nicht viel. Ihren Vater und ihre Mutter die sie nie kennen gelernt hat. Sie ist der Meinung, New York ist eine tolle Stadt, in der jeden Tag ein Wunder geschehen kann. Nur müsse man aber auch dran glauben. Oft begibt sie sich daher mitten am Tage, in ihre eigene Welt. Findet trotz des lauten und engen Lebens hier, einen Ort nur für sich alleine. Es sind ihre Tagträume, die ihr dabei helfen, sich abseits von all den Dingen die sie hier in dieser großen Stadt umgeben, wohl zu fühlen, um neue Kräfte zu sammeln. Sich ihr Leben so zu gestalten wie sie es sich vorstellt. Sie ist sich dabei immer ganz sicher, dass ihre Mutter, es genauso getan hätte wie sie. Denn wie sagt ihr Vater immer zu ihr, du wirst deine Welt irgendwann einmal nie so beenden wie du sie begonnen hast. Zu viele Dinge auf deiner Reise durch das Leben, werden dich begleiten. Sie werden dich verändern und werden dafür sorgen, dass du diese Welt am Ende verändert vorfinden wirst.





Frühstück

Eines der vielen Dinge die Anne an ihren Vater liebt, ist, wie er sich unförmig zur Musik, die aus dem kleinen und alten Küchenradio kam, bewegt.
Es passte gar nicht so recht zu diesem grossen und stattlichen Mann, mit diesen wunderbaren braunen Augen. Mit seinen fast vierzig Jahren hatte er erstaunlicherweise noch nicht so viele graue Haare. Und von denen hatte er eine ganze Menge auf dem Kopf fand Anne. Doch sollte er denn nicht so langsam mal wissen wie man sich zur Musik bewegte, dachte sie und konnte sich ein schmunzeln wie immer nicht verkneifen? Aber ihm war es offenbar egal, wie es aussah, er lebte und liebte seinen Tanzstil.
Papa, wie fühlt es sich wohl an zu sterben, fragte Ann-Katrin ihren Vater, der gerade dabei war, das Frühstück, wie jeden Morgen für beide zu zubereiten?
Warum fragst du? „Nicht das ihn diese Frage von seiner Tochter überrascht hätte, denn Ann-Katrin war mit ihren dreizehn Jahren schon so wissbegierig, das es selbst ihm, manchmal sehr schwer fiel, mit ihr Gedanklich Schritt zu halten. „
Warum denkst du denn schon zu so früher Stunde darüber nach?
Na ich will einfach nur wissen, wann tragen wir unser letztes Paar Schuhe? Wann legen wir uns das letzte Mal Schlafen? Wann werden wir das letzte Mal Lachen, das letzte Mal weinen? Wann werde ich wohl ein letztes Mal Glücklich oder Traurig sein? Wann werde ich das letzte Gespräch mit dir führen und worüber? Wie viele liebe Menschen muss ich wohl zu Grabe tragen, bevor man um mich trauern wird? Kann ich die Zeit, die hierfür verantwortlich ist, eigentlich zum Stilltand bringen, um sie hinaus zu zögern bis ich Antworten auf all diese Fragen habe?
Halt, halt Prinzessin! Um Himmels Willen, warum in aller Welt denkst du denn schon zu so früher Stunde über solch ein schwieriges Thema nach?
Na ich wollte einfach nur wissen wie es ist, dem Tod irgendwann einmal zu begegnen?
Also, als erstes, man muss nicht unbedingt sterben, um Tod zu sein.
Und wollten wir nicht erst, den Regenbogen stehlen, um heraus zu finden wie seine Farben schmecken? Willst du denn nicht mehr wissen wie viele Leuchtkäfer in deinem Glas voller Wünsche passen? Weißt du denn schon, wie die Geschichten in all deinen Träumen enden werden? Willst du nicht wissen, wie viele Ringe die Zeit in die Eiche vor unserem Haus gezeichnet hat? Hast du denn keine Lust neue Sternenbilder, in die Nacht zu malen? Wollten wir nicht durch die Meere schwimmen und den Fischen Flussaufwärts folgen? Wolltest du nicht einen leeren Bogen Papier mit den schönsten Geschichten die es je gegeben hat, beschreiben? Wir wollten doch dafür sorgen, dass kein Kind mehr, vor Hunger Tränen in den Augen hat und deshalb nicht schlafen kann. Es gibt doch noch so vieles was du wissen solltest, doch dazu gehört aber ganz gewiss nicht, jetzt schon wissen zu wollen wie es sich anfühlt zu sterben.
Du hast ja recht Papi, Anne-Katrin nannte ihren Dad immer dann Papi wenn sie merkte das sie ihn, mit ihren Fragen, und da von hatte sie sehr viele, wieder einmal überforderte, und versuchte ihn so immer ein wenig zu schmeicheln und auch ein wenig zu besänftigen. Aber Papi wusste das nur zu gut und es gefiel ihm sehr. Da kam sie ganz nach ihrer Mutter, die auch immer auf ihre unvergleichliche sanfte und weiche Art und Weise das Gespräch an sich riss ohne das es dabei aussehe das er jetzt plötzlich aussen vor bleiben würde. Nur leider ist sie bei der Geburt von Ann-Katrin verstorben und hatte so, dieses wunderbare und so wissbegierige Geschöpft nicht kennen lernen dürfen.
Aber ersten denke ich, ich werde für diese Träume langsam zu alt. Und zweitens will ich einfach wissen, wie merke ich es, das Gott möchte das ich zu ihm komme? Ist es schwer, tut es weh, dauert es lange, kann ich mich auf den Weg zu ihm Verlaufen? Lässt er mich dann warten, hat er überhaupt Zeit für mich, wenn er doch so viel zu tun hat?
Mmh, also das Thema scheint dich ja doch sehr zu Interessieren.
Nun gut, zu deinem ersten Gedanken. Du und zu alt für „unsere“ Träume? Wann bitte schön, bist du denn über Nacht so Erwachsen geworden und lässt diesen alten Herren hier, mit deinen Träumen alleine? Denke daran wir sind ein Team. Ich möchte unbedingt wissen, wenn du vorhast, Erwachsen zu werden. Anne musste schmunzeln. Und zweitens mein Kind, sterben, ist eigentlich ganz einfach, nur der Weg dorthin ist manchmal oft sehr schwierig.
Wie meinst du das, fragte sie ihn und vergass dabei wie immer, wenn sie etwas dringend Interessierte, ihr Frühstück zu essen?
Naja, für unser Leben gibt es nun einmal keine Gebrauchsanleitung, in der du Nachschlagen kannst, wenn es einmal Probleme gibt. Dazu braucht es ein wenig mehr. Die Lösung dafür findest du sehr oft selbst bei dir. Niemand kann dir bei der Geburt sagen, wie dein Leben einmal aussehen wird. Der eine, mag die Zeit nicht auf seiner Uhr und versucht sie aus seinem Gedächtnis zu streichen. Ein anderer Schwimmt ein Leben lang, gegen den Strom und wird so, sein Ziel nie oder nur sehr schwer erreichen können. Andere wiederum lernen sehr schnell, verdammt gut Lügen zu müssen, um ihre eigne Wahrheiten zu erfinden. Ein anderer schwört nur aufs Glück um dann irgendwann festzustellen das, sein Unglück ganz nahe ist. Es gibt so vieles, was in deinem Leben einmal bestimmend sein wird, um sagen zu können ob du mit Glück gesegnet bist oder nicht.
Das verstehe ich schon. Ich denke es wäre auch zu einfach ein Leben, ohne Hindernisse zu leben. Auf Dauer würde es doch sehr langweilig werden.
Aber warum wenden wir so viel Energie dafür auf, zu Lebzeiten sehr intensiv über den Tod, nachzudenken? Wäre es nicht einfacher sich auf die schönen Dinge zu konzentrieren, anstatt darüber zu grübeln, wann mich Gott zu sich holt?
Anne Schau, es ist ein wenig verwirrend das gebe ich zu. Aber viele Menschen schauen auf ein Leben voller Traurigkeit zurück und sie können es nicht erwarten den letzten Weg ihres Lebens zu gehen und betrachten dabei diesen Weg noch als den einfachsten Weg ihres Lebens. Andere wiederum, basteln sich ihr Leben lang, aus dem Regen und der Sonne ihren, eigenen Regenbogen voller Glück und bedauern es sehr, nicht länger den Pinsel schwingen zu dürfen. Wir sind nicht nur auf Grund unserer Herkunft und unserer Hautfarben verschieden Menschen, sondern oft sind auch unsere Herzen mit sehr unterschiedlichen Gedanken beschäftigt. Daher beschliesst jeder für sich selbst wann und mit wie viel Energie er selber über den Tod, nachdenkt. Aber, ich möchte wirklich dass du dir, und er schaute seiner Tochter dabei tief in ihre Augen, um ihr unmissverständlich klar zu machen, das dieses Thema damit beendet ist, nicht deshalb schon jetzt Gedanken machst. Das ist viel zu früh. Und nicht nur weil wir zu solch einer frühen Stunden wieder einmal solch ein schwieriges Thema besprechen. Mein Geist ist noch dabei, das Kopfkissen zu zerwühlen. Und wenn ich dir früh morgens bereits gegenüber stehe, muss ich schon das Lexikon des Wissens aufschlagen. Das kann vor den ersten Bissen des Tages, schon sehr anstrengend sein, Liebes.
Aber von dieser Aussage liess sich Anne nur sehr selten irritieren. Denn wenn sie etwas hasste, war es, auf ihre Fragen, keine für sie befriedigenden Antworten zu erhalten.
Aber warum ist denn nun der Tod eigentlich der Tod, Dad, hakte sie unbeirrt nach.
Warum der Tot der Tod ist fragst du mich?
Ist denn sonst niemand hier, der dir deine Fragen beantworten mag, kleines?
Beide mussten unwillkürlich bei dieser Antwort lachen.
Der Tod ist das Leben, antwortete ihr Dad schliesslich.
Das verstehe ich nicht, wie kann den der Tod das Leben sein?
Auf diese Frage kleines, wird dir wohl niemals jemand eine befriedigende Antwort geben können. Aber, wenn wir Menschen wüssten dass unser Leben unendlich ist, würde kein Mensch mehr auf dieser Erde das Leben achten. Und damit meine ich nicht nur sein eigenes. Wir wären dann davon Überzeugt, das unser Leben nicht mehr das wertvollste ist was wir besitzen. Wir würden das Leben als Gleichgültig betrachten. Aber Gefühle für das Leben, entstehen doch nur durch Freude und Leid. Durch Freundschaft und durch Liebe. Durch Ehrlichkeit, Vertrauen und Respekt. Aber glaubst du wirklich, wir alle würden uns für diese Dinge noch aufopfern, wenn wir wüssten dass es in unserm Leben keine Herausforderungen mehr braucht? Ich denke, den Tod brauchen wir, um zu wissen, das wir Leben.
So, nun ist aber Schluss mit der heutigen morgendlichen Frage Stunde. Ich möchte jetzt, dass du dein Frühstück zu Ende isst und dich dann Bitte, für die Schule fertig machst. Ich flehe dich an Süsse, denn mir gehen schon wieder die Antworten auf all deine Fragen und Gedanken aus, deshalb bitte, lass es für heute Morgen gut sein.
Ist schon gut Papa, ich weiss das du mich doch soo lieb hast. Stand bei diesem Satz auf, lächelte ihren Papa verschmitzt ins Gesicht und gab ihm einen, Kuss auf seine Wange und verschwand in ihrem Zimmer um sich für die Schule fertig zu machen.
In ihren Zimmer angekommen, machte sie sich nicht gross die Mühe sich um zu schauen. Es sah aus wie immer. Liebenswert chaotisch. Und ihr Vater hatte es irgendwie schon vor lange Zeit aufgegeben, zu versuchen, ihr klar zu machen, dass diese Ordnung nicht ganz zu einem Mädchen passte. Anne antwortet dann immer in ihrer Art, ach Papa, möchtest du gerne mich als deine Tochter so wie ich bin, oder doch lieber die Goldmarie aus dem Märchen Frau Holle. Was sollte ein Vater dazu noch sagen? In ihrem Zimmer befanden sich viele Bücher. Viele von ihnen standen geordnet in einem Bücherregal, das ihr Vater extra selber gebaut hatte, um wenigsten ein wenig Übersicht zu haben. Andere lagen verstreut im ganzen Zimmer verteilt. Irgendwie schaffte sie es oft nicht ein Buch zu Ende zu lesen, da sie schon wieder andere Sachen im Kopf hatte und sich darüber Informieren wollte. An den Wänden befanden sich viele Bilder von Sagengestalten. Sie liebte diese Geschichte aus der Vergangenheit, auch wenn sie allesamt erfunden waren. Auf ihrem Schreibtisch, der an ihrem Fenster stand, aus dem sie immer wieder gerne schaute, während sie ihre Hausaufgaben machte und sich ihren Träumen widmete, lagen noch ihre Schulsachen die sie heute brauche für die Schule. Also begann sie, alles mehr oder weniger geordnet sie in ihre Tasche zu packen. Auch legte Anne nicht grossen Wert auf ihr äusseres, wie es bei den vielen anderen Mädchen ihres Alters die sie kannte, bereits Gang und gebe war, sich vor der Schule Stundenlang sich vor dem Spiegel zu stellen und sich zu recht zu machen. Anne wollte ihre Zeit sinnvoller nutzen. Daher hatte sie morgens auch keine grossen Schwierigkeiten sich ein T-Shirt über zu ziehen. Ihre Jeanshose war schnell gefunden. Noch einen dicken Pullover und dann ihr langes Haar einmal durch gekämmt und schon, so fand sie jedenfalls, war sie perfekt und ausreichend für den Tag gerüstet.




Tom


Es ist wieder einer jener Tage, wo man sein zu Hause und sein warmes weiches Bett nicht verlassen möchte, denn eiskalte Luft lag über der Stadt. Wo man das Leben einfach geniesst, in dem man sein wunderbar weiches Kopfkissen noch einmal aufschüttelt, um sich dann wieder hinein zu Kuscheln, und sich seinen Träumen, die man aus irgendwelchen gründen gerade unterbrochen hat, zu widmen. Wo man die Wärme spürt die, die Heizung verströmt. Wo einem, der Kaffeeduft schon in der Nase kitzelt.
Doch was ist, wenn man all dies nicht mehr hat, weder ein zu Hause noch ein warmes Bett. Wo der Kaffee und wo eine Heizung schon längst der Vergangenheit angehören und man von diesen einfachen, aber doch sehr notwendigen menschlichen Bedürfnissen nur noch träumen kann? Was ist wenn man an einem Ort leben muss, wo Träume schon längst der Vergangenheit angehören bevor sie beginnen, weil man jeden Tag aufs Neue, ums überleben kämpfen muss? Was ist wenn man so kurz nach dem Erwachen, bereits darüber nachdenkt, ob es nicht eigentlich besser wäre, den neuen Tag einfach zu überspringen um nicht wieder die selbe lange und anstrengende Suche nach einem besseren Leben beginnen zu müssen, obwohl man doch schon so kurz nach den erwachen sich sicher sein konnte, es so wieso nicht zu finden.
Geniessen, das dachte sich Tom in jenem Moment auch, als er seine Augen öffnete und sah, dass zwar die Dunkelheit aus dieser Stadt verschwunden war, aber seine Sorgen geblieben sind. Tom ein grosser, ein sehr grosser Mann, mit einem Wildwuchs von einem Bart, in seinem Gesicht das vor langer Zeit sehr viele Frauen anzog. Seine Haare hatten schon längst aufgehört nach einer Frisur auszusehen. Das einzige was an ihm immer noch Leuchten, sind seine Eisblauen Augen, auch wenn die Ringe unter seinen Augen, darauf hinwiesen das er in letzter Zeit nicht sehr gut und nicht sehr viel geschlafen haben kann. Seine Haut unrein und von den Jahren sehr geschunden. Er war Obdachlos. Ein Zustand an dem er nicht ganz schuldlos war. Er erwachte jeden Morgen, in einer Gesellschaft, die ihn trotz seiner Situation versuchte zu ignorieren. Ganz wie ein Müllsack, deponiert am Strassenrand, der in dieser grossen Stadt nur darauf wartete, endlich einmal entsorgt zu werden, damit die Menschen die an ihm vorüberziehen, nicht mehr von ihm belästigt werden. Sein Leben, ein Schlafsack, zwei Decken so löchrig, das der eisige Wind jeden Abend ein leichtes Spiel hat, Tom sehr schnell daran zu erinnern, wo er auch diese Nacht wieder verbringen muss. Einige wenige Plastikbeutel, in dem er sein Hab und Gut verstaut, sind dem Einkaufswagen gestapelt, den er irgendwann einmal bei einem Wal Mart mitgenommen hat, da er es leid war, neben seinen Sorgen die ihn täglich begleiteten auch noch seinen ganzen Sachen tragen zu müssen.
Nachdem Tom nun gerade aus seinem Schlafsack gestiegen war, um die Kälte aus seinen Gliedern zu schütteln, indem er versuchte seine müden Arme und Beine mit ein paar Sportlich aussehenden Übungen zu wecken, fragte er sich, ob es nicht toll wäre, wenn man bei einem Alptraum nicht einfach einen Notausgang benutzen könnte? Oder wäre es nicht wunderbar an einem schlechten Tag die ESC Taste zu drücken und alles Schlechte würde mit einem mal gelöscht? Man würde zum Anfang springen, um so noch einmal von neuem beginnen zu können? Aber ich glaube das wäre dann auch wieder zu einfach, murmelte er so vor sich dahin.
Morgen Tom, ertönte eine leise und heiser klingende Stimme aus dem Schlafsack der neben ihm auf dem Boden lag. Über was grübelst du denn schon wieder so früh nach, fragte ihn die Stimme?
Über nichts besonders, schlaf du nur weiter mein Freund.
Na wenn das jetzt noch so einfach wäre Tom.
Und jetzt stieg auch Ben aus seinem Schlafsack. Ben war ebenfalls Obdachlos wie Tom und das schon seit Ewigkeiten. Niemand weiss eigentlich wie er es geworden ist, am wenigsten wohl, Ben selber. Er war jünger als Tom. Sein vernarbtes Gesicht deutet darauf hin das eine Krankheit, wahrscheinlich aus der Kindheit stammend, nicht gut verheilt war. Er hatte grosse braune Augen und trug eine Brille. Es sah alles in allem, nicht ganz so verwahrlost, so Obdachlos aus wie Tom.
Beide lernten sich das erste Mal kennen, als sie versuchten sich eine Stück wärme zu ergattern, die aus dem U-Bahnschacht hoch stieg, auf dem sie versuchten, der Kälte wenigsten für einen kurzen Augenblick, zu entkommen. Irgendwie stimmte die Chemie auf Anhieb, bei den beiden, das merkten sie sofort, als sie ins Gespräch kamen. Das ist nun auch schon wieder fast zwei Jahre her.
Also was ist los mein Freund, fragte Ben?
Nichts, ich meine, wie viel ist uns eigentlich geblieben, von dem Leben das hier jeden Tag an uns vorüberzieht? Wie viel bleibt uns Tag für Tag, wenn wir aus unsern verlausten Schlafsäcken gestiegen sind?
Hier auf der Strasse spürst du an jeden verdammten Tag die Einsamkeit, mitten unter so vielen Menschen, die dich sehen. Und doch ignorieren sie dich so gut sie es eben können, oder auch wollen. Die Menschen dir hier an uns jeden Tag vorüber ziehen, glauben dieses Leben, unser Leben, ist von ihrem Leben weit entfernt. Doch in Wahrheit haben sie grosse Angst davor, selbst einmal solch ein Leben führen zu müssen.
Also als erstes, bin ich schon einmal froh, überhaupt einen solchen verlausten Schlafsack zu besitzen, meinte Ben, der immer noch ganz verfroren von der letzten Nacht, neben Tom stand. Und zweitens mein Freund, wie viel möchtest du denn gerne haben, von diesen Leben?
Eigentlich nicht viel, nur ein zu Hause, nicht mehr aber auch nicht weniger.
Aber wie es so ist bei denen die ihr warmes Heim gerade verlassen haben,
wenn sie es sich leisten können oder sich es leisten wollen, schenken sie dir einen Augenblick und mit etwas Glück, einen Dollar voller Aufmerksamkeit, gemischt mit einem Blick voller Mitleid.
Na und was ist schon gross dabei, Tom? In einem hast du ja Recht, ihr Mitleid macht uns sicher nicht satt, aber ihr Dollar schon. Also lass uns unsere Sachen packen und zusehen das wir erst einmal etwas warmes in den Bauch bekommen. Dann wirst du sehen gibt es auch in deinem Leben wieder einen Augenblick für den du dankbar sein kannst.
Das bewundere ich schon immer an dir Ben, du kannst den noch so kleinen Dingen des Lebens immer die richtige Antwort geben, die Dich einfach, aber glücklich machen. Nur ich frage mich immer und immer wieder, wie kann es denn sein, dass ich hier bin und nicht auf der Seite derer, die an uns vorüber ziehen? Welche Fehler habe ich gemacht, dass mich diese Gesellschaft zum Verlierer abstempelt? An welcher Stelle bin ich in die Einbahnstraße unseres Daseins geraten?
Tom, bitte, lass uns gehen, du machst mich schon wieder ganz nervös. Ich hätte auch gerne erst einmal etwas in meinem Körper, das ihn wieder einigermaßen von innen her auftauen lässt. Meinst du dass wir das in der nächsten Zeit noch hin bekommen?
Ausserdem habe ich irgendwie das Gefühl, das dich etwas bedrückt und du mir und der Welt heute, morgen unbedingt etwas mitteilen möchtest? Habe ich recht, oder habe ich recht?
Tom wusste, wenn Ben, jetzt nicht erst einmal etwas zu Essen bekam und vor allem seinen Kaffee mit viel, mit viel zu viel Zucker, wie Tom fand, war er nicht zu gebrauchen. Also machte er sich daran seine Sachen, so gut es eben ging zusammen zu packen, alles in den Wagen ab zu legen, um sich mit seinem Freund auf die Suche nach etwas Essbaren zu machen. Ein drei Gänge Menü würde es wohl auch heute, morgen nicht werden. Er musste selber Lachen bei diesem Gedanken. Die Hauptsache war aber, dass sie sich für einige Zeit in einen beheizten Raum aufhalten konnten, um ihren Hunger zu stillen.
Als beide den Ausgang des Central Parks erreicht hatten, war die Rush Hour schon längst im vollen Gange. Jeden Morgen und dann in umgekehrter Richtung wieder am Abend, schoben sich Massen von Menschen durch die Strassen von New York. Nicht einmal dieses Wetter, konnte sie, davon abhalten, ihren gewohnten und täglichen Trott nachzugehen. Was half es auch? Diese Stadt musste nun einmal geweckt und dann auch wach gehalten werden. Und dies war nur, mit diesem täglichen Irrsinn zu machen. Tag ein Tag aus.
Du sag mal Ben warum kann man sich sein Glück nicht einfach bestellen, wie all die anderen Sachen die uns als Segen erscheinen. Gehen wir doch einfach in ein Restaurant und bestellen uns heute, beim Ober eine doppelte Portion zum Glücklich sein. Was meinst du dazu? Und wenn er uns fragen sollte, ob wir es mit nach Hause nehmen wollen, was in unserem Falle ja nicht ganz einfach wäre, sagen wir ihm, nein danke wir Konsumieren unser bisschen Glück gleich hier sonst könnten wir es unterwegs nur verlieren.
Ich weiss nicht Tom, ich wär schon einmal zufrieden in ein Restaurant zu kommen, ohne gleich wieder rausgeschmissen zu werden. Und wenn uns dann auch noch ein Ober bedienen sollte, wäre ich schon sehr Glücklich, erwiderte Ben mit einem Lächeln.
Siehst du, das ist es was ich meine, für dich reicht es immer schon, wenn dein Glas Wasser nur halb voll ist. Ich aber, möchte nicht nur in der Nacht von einer besseren Welt träumen.
Was hindert dich denn daran, auch am Tage deinen Träumen nachzugehen?
Tom schaute ihn mit einem bitteren Gesichtsausdruck an und meinte, die Kälte, der Hunger? Die ewige Suche nach dem Warum? Warum ausgerechnet ich, mich in dieser Lage befinden muss. Ich laufe doch nun schon so lange Zeit auf dieser Strasse der Trostlosigkeit. Jeden Tag schau ich mich um. Schaue nach, Links und ich schaue nach, Rechts. Und ich bin mir sicher, es muss noch etwas anderes geben, als das hier. Als diesen Irrsinn, hier. Warum stehe ich immer wieder jeden Morgen auf? Warum Atme ich ein und wieder aus? Warum schlägt mein Herz so begeistert, nur um mich am Leben zu erhalten? Warum sehen meine Augen und warum hören, meine Ohren das, was ich, gar nicht Sehen und Hören möchte, Tag für Tag?
Tom, was ist nur wieder los heute mit dir, fragte Ben ein wenig genervt, für den es eigentlich im Moment nur wichtig war, vorwärts zu kommen, da Tom gar nicht gemerkt hat, das er und sein Wagen den morgendlichen Massenandrang aufhielt. Irgendwie habe ich das Gefühl, das dich schon wieder etwas sehr belastet. Begreife doch endlich, das du in einer Welt lebst, in der dich das Leben mehr fordert, als von jenen, die du hier wohl genährt und gut gekleidet auf der Strasse siehst. Bitte Tom, lass uns nach einem warmen Plätzchen aus schau halten und dann werde ich dir all deine Fragen hoffentlich beantworten können. Und denke daran, nicht was du besitzt macht dich zu dem was du bist. Sondern das was du in deinem Leben zu geben hast, wird von dir in Erinnerung bleiben.
Was für eine Erinnerung wird wohl bleiben von mir, frage ich dich? Ich sehe mein Gesicht immer wieder auf der eiskalten und klaren Wasseroberfläche. Ich schlage mit meiner Hand nach diesem Gesicht und für eine Weile lassen all die Wellen die mein Leben geschlagen hat, dieses Gesicht, verschwinden. Doch es dauert nicht lange, bis alles wieder beim alten ist.
Tom, warum nur, flüchtest du dich immer wieder aufs Neue, in diese Phantasien. Ben wusste eigentlich nur zu gut warum er dies tat. Beide hatten bereits einen Krieg miterlebt. Sie hatten gemeinsam für ihr Land und für den Rest dieser Welt, ihre Waffen erhoben. Sind Anfangs mit Stolz in ein Land voller Armut einmarschiert, in dem man den Feind vermutete der ihre Heimat zerstören wolle. Hatten dann aber sehr schnell erkennen müssen, das der Eigentlich Feind, sie selber und ihr eigenes Land gewesen sind. Und sie hatte dort schlimme Dinge erlebt. Dinge, die sie nie wieder loslassen werden.
Warum, fragte Tom? Es ist meine Welt? In der bin ich frei. In der kann ich sein wie ich bin, ohne dass ich dafür verurteilt werde, für das was ich getan habe. All diese Menschen um uns hier herum, sehen nur das was sie sehen wollen. Sie wissen nichts von mir oder vom meinem Leben. Sie urteilen nach dem, was sie hier sehen. Wenn sie gesehen hätten was ich gesehen habe, wenn sie auch das getan hätten was ich getan habe, dann würde ihnen der Tod auch näher sein als das Leben. Die Hölle würde ihnen dann wie das ewige Paradies vorkommen. Für mich jedenfalls, ist der Weg in die ewige Verdammnis nur eine Bürde, die ich irgendwann einmal sehr gerne gehen werde.
Na ganz bestimmt kommst du in die Hölle und das sofort. Wenn ich nicht gleich etwas in den Magen bekomme, schicke ich dich persönlich dorthin. Also komm schon, alter Zausel, Krieg hin oder her, lass uns das mal für den Augenblick vergessen.
Und so schwer es Tom auch immer wieder fiel, in ein normales Leben zurück zukehren, Ben hatte ja recht, loslassen war wohl die einzige Hoffnung auf ein Vergessen, des erlebten, soweit dies überhaupt einmal möglich sein wird.






Ritual

Nachdem Anne sich für die Schule fertig gemacht hatte, folgte sie wie jeden Morgen noch ihrem Ritual, das sie begonnen hatte auszuüben seit sie Denken kann und ihr Dad ihr von ihrer Wunderschönen und Herzensguten Mutter erzählt hatte die sie nie kennen lernen dürfte. Ihr Vater sagte über ihre Mutter immer, ein Mensch gerät nach seinen Tot sehr schnell in Vergessenheit. Du lebst nur in den Erinnerungen der Menschen weiter, wenn du auf deiner Reise durch das Leben, viele Herzen in dir vereinen konntest. So wirst dein Herz, auch wenn deine Selle auf dem Weg in den Himmel ist, immer weiterschlagen. Und so ein Mensch war deine Mutter, sagte er zu ihr. Es schmerzt Anne bis zum heutigen Tage, dieses wunderbare Herz nicht kennen gelernt haben zu dürfen. Auch wenn sie ihre Mutter nur aus den Geschichten ihres Vater kennt, so weiss sie doch, das sie schon jetzt so einmal werden möchte wie ihre Mutter.
Auf dem Bücherregal, neben dem Lieblingsbuch ihrer Mutter, „Tausend strahlende Sonnen“ steht ein Bild ihrer Mutter, in einem von ihr eigens dafür selber gebastelten Rahmen. Jeden Morgen, bevor sie sich zur Schule aufmacht, geht sie zu diesem Bild, streicht mit ihren Fingern sanft über das Gesicht ihrer Mutter und sagte jeden Morgen ihr Gedicht auf, das sie nur für ihre Mutter geschrieben hat, so als versuche sie mit dieser Geste, jeden Morgen auf neue, ein Wunder geschehen zu lassen, in dem sie hoffte, das ihre Mutter eines Tages vielleicht doch noch einmal zu ihr kommen würde. Doch sooft sie auch das Gesicht ihrer Mutter auf der Fotographie schon berührte und das Gedicht aufsagte, ein Wunder ist, bis zum heutigen Tage ausgeblieben.
„Mama, könnte Ich, doch nur einmal den Ozean in ruhigen Gewässern überqueren. Nicht achten zu müssen, wann der nächste Sturm naht. Dem Schein des Mondes auf dem Wasser folgen, bis er den Horizont erreicht und drüber hinaus. Seichte Wellen Lieder wiegen mich jeden Abend in den Schlaf. Und so Gott will und mich der Sturm in der Nacht nicht findet, werden meine Augen, wenn die ersten Strahlen der Sonne dort, wo sich der Mond zu Ruhe begibt, erscheinen, nicht mehr müde sein. Denn nur mein wacher Verstand, macht es mir möglich, mein Leben, ohne dich zu Leben.“ Nur wenn sie dieses Gedicht aufgesagt hatte und niemand, auch nicht ihr Vater, der schon vor der Tür stand und zum Aufbruch mahnte, konnte sie davon abhalten. Erst dann, machte sie sich auf den Weg in die Schule. Ihr Vater hatte ihr immer wieder gesagt, im Leben brauchst einen halt, der dir den Glauben und die kraft schenkt, Gutes zu tun. Auch wenn sie ihre Mutter nicht kannte und auch niemals persönlich kennen lernen wird, so wusste sie doch, das genau es dieses Frau war, die ihr jeder Zeit, Trost und Anerkennung geben kann. Denn nur diese Berührung an jedem Morgen, machte es ihr möglich, ein Lebenszeichen von ihre Seele zu erhalten, um sich für den neuen Tag, gegen die bösen Geister in dieser Stadt zu wappnen. Glück durchströmte dabei ihren Körper und sie konnte frei Atmen.
Manchmal überlege ich, ob ich nicht diese Erde hier verlassen sollte um dich zu suchen, Mama. Doch dann fällt mir wieder ein, dass erstens, die Sache mit der Rückkehr nicht ganz klar ist und zweitens, kann ich Dad nicht alleine lassen. Er braucht mich doch hier. Das einzige was ihm geblieben ist von dir, bin ich, sagt er immer. Man kann nicht alleine von Erinnerungen und Bildern leben. Ein lebendiger Beweis und damit meint er mich Ma, ist die Kraft die er braucht um von den Erinnerungen und den Bildern die er von dir hat, weitermachen zu können.
War es möglich dass ein Toter Mensch, den sie nie kennen gelernt hatte, in ihr solche Emotionen und Empfindungen auslösen konnte? Sie wusste, auch ihre besten Bemühungen, machten es ihr nicht möglich, das schöne aus ihren Träumen, in die reale Welt mit hinüber zu nehmen um gegen das Gift immun zu sein, das ihre tote Mutter in ihr hinterlassen hat und sich Einsamkeit nannte.
Ich vermisse dich Ma sagte sie, wie immer voller Wehmut und schaute ihrer Mutter dabei so erwartungsvoll in die Augen, als wolle sie ihr damit sagen, lass uns heute Abend weiterreden. So als wäre ihre Mutter nicht tot, sondern im Moment nur nicht hier bei ihr, aber dieser Moment würde heute Nachmittag wenn sie wieder aus der Schule heimkehrt, zu Ende sein.
Mit diesem Worten endet jeden Morgen dieses für sie so wichtige Ritual. Und nun konnte sie auch ihrem Vater den Gefallen tun, sich endlich auf den Weg in die Schule zu machen, noch bevor er wieder eine seiner sehr langen Reden halten würde über die Wichtigkeit des Lernens.







Was ist denn das


© manna-hatta1626


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