Mir wurde damals beigebracht, laut und deutlich zu sprechen, Ausreden zu lassen, zuzuhören. Mir wurde beigebracht, den Menschen in die Augen zu sehen, manches zu glauben, manches nicht zu glauben. Als Kind glaubt man gerne. Doch irgendwann, genau in diesem Moment als ich ihm in die Augen gesehen haben, wurde mir bewusst, dass man Stimmen oft nicht glauben kann. Dass Vieles in meinem, manches in anderen Leben eine Lüge war. Ich würde gerne behaupten, dieser Moment hätte mir meine Kindheit genommen, diese Unbeschwertheit, die das Dasein damals bestimme. Jedoch wurde mir die Bedeutung, die Wichtigkeit dieses Ausdrucks in jenen Augen erst später klar.
Als Kind hört man irgendwann auf zu Fragen. Man bildet sich seine eigene Meinung, verbindet Gedanken, denkt sich neues aus. Bis man sich seine eigene Geschichte überlegt hat. Man übersieht offensichtliches, lebt seine Traumwelt. Da ist diess Bild, das Mama ununterbrochen mit sich herumträgt, Schlüssel zu einem phantastischem Ort, in den sie jederzeit eintauchen kann. Da ist der eigene Vater, der von einem Tag auf den anderen verschwunden ist, auf Weltreise gegangen. Zu kämpfen gegen Drachen, Seeräuber. Unschlagbar. Da übersieht man, dass sich die Mutter jeden Tag in den Schlaf weint.
Doch irgendwann wird der Tag kommen, and dem man die Wahrheit erfährt. Man wird von einer Sekunde auf die andere aus der Traumwelt gerissen werden. Tatsachen, die sicher schienen, werden es nun nichtmehr sein. Man wird sich mit den Fakten auseinandersetzen müssen, muss verstehen. Kann nicht verstehen. Man soll diesen Menschen nun hassen, obwohl man sich Jahrelang auf ihn gefreut hat.


© Ina


1 Lesern gefällt dieser Text.


Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "glauben"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "glauben"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.