„Arme weit ausstrecken!“, hörte ich Herrn Simon rufen. Schnell korrigierte ich meinen Fehler. Das Pferd schnaubte. Ich lächelte über das ganze Gesicht. Endlich war ich an dem Punkt angekommen, wo ich sagen konnte: Ich war gut! Trucce hatte sich an mich gewöhnt. Wir bilden ein Team, wie Herr Simon immer so schön sagte. „Gut, nun langsam wieder in den Reitersitz und dann vom Pferd. Versuch’ dich mal elegant vom Rücken zu bewegen. Eine Drehung wäre nicht schlecht!“, forderte mich Herr Simon auf. „Okay…“ Ich war nicht überzeugt, aber probieren ging über studieren. Nicht ganz so elegant wie gedacht, rutschte ich vom Pferd. Herr Simon war trotzdem zufrieden mit mir. Und das sagte er mir auch gleich. „Fantastisch!“, jubelte er und klatschte in die Hände. „Außerdem habe ich auch noch eine Überraschung für dich. Wenn du willst…Darfst du an einem Turnier im Voltigieren teilnehmen.“ „Was?“, rief ich vor Freude. Ich konnte es kaum fassen. Mein erstes Turnier sollte ich schon nach ein paar Monaten absolvieren?! „Meinen Sie das ernst?!“ Noch ohne eine Antwort abzuwarten, lief ich zu Trucce und umarmte sie heftig. „Hast du gehört, Trucce?“, flüsterte ich in ihr Ohr. „Wir nehmen an einem Turnier teil. Freust du dich genauso wie ich?“ Zustimmend wieherte „mein“ Pferd. „Aber…“, fing Herr Simon an. Langsam drehte ich mich um. „Aber?“, fragte ich neugierig und böse zugleich. „Dafür musst du noch ein bisschen üben!“ Ich atmete erleichtert aus. Das klang nicht gefährlich für mich oder Trucce. „Lassen Sie uns anfangen!“, sagte ich nur und schwang mich wieder aufs Ross. „Okay. Fangen wir an! Um bei dem Turnier mitzumachen, musst du eine Reihenfolge von Übungen aufstellen. Wie soll das ablaufen?“ Mein Mund klappte auf. Ich hatte keinen Schimmer wie ich da anfangen sollte. Was nun?
„Und Mühle!“, befahl Herr Simon. „Ich weiß!“, rief ich zu ihm hinunter. Meine Kür (Reihenfolge, für alle Nicht-Pferdekenner) war fast perfekt. Man musste nur noch hier und da ein bisschen daran feilen. Auch die Musik passte noch nicht so ganz zum Ablauf. Ich hatte ja gesagt, dass Beethoven dazu nicht passen würde. Aber hatte mir Herr Simon geglaubt? Natürlich nicht. „Brrrrr!“, machte ich entnervt. „Was ist denn, Nadja?“, fragte Herr Simon ebenso entnervt. „Die Musik passt gar nicht. Ich komme da immer nur aus dem Takt. Gucken Sie mal in meinen Rucksack. Da ist eine CD. Legen Sie die einmal ein!“ Rasch hatte er die CDs ausgetauscht, während ich mich eine Weile erholte. „Noch einmal. Und diesmal nicht unterbrechen, Nadja.“ Ich nickte. Während David Garrett aus den Boxen schalte, zeigte ich Herrn Simon meine selbst vorbereitete Kür. „Mensch, das war ja der Wahnsinn! Warum probieren wir die ganze Zeit irgendwas, wenn du schon die perfekte Kür vorbereitet hast?“, fragte Herr Simon gereizt und fröhlich zugleich. Ich lächelte schuldbewusst. Auf einmal ertönte ein Knall. Dann geschah alles ganz schnell. Trucce bäumte sich auf, Herr Simon verlor die Kontrolle und ich stürzte von dem hohen Pferd auf den Boden. „Nein! Trucce ruhig!“, versuchte Herr Simon „mein“ Pferd zu beruhigen. Während ich stöhnend und halb bewusstlos am Boden lag, konnte sich Trucce einfach nicht beruhigen. Nein, was war geschehen? Was war nun mit dem Turnier?


© a.k.heidmann


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