Schnitti - der Schnittlauch
Am nächsten Morgen schlich ich mich ganz leise aus meinem Zimmer raus. Auf Zehenspitzen lief ich zu meinem Schreibtisch, holte einen Stift und einen Block, denn ich wollte ja mitschreiben, was die Kräuter mir zu sagen hatten.
Flink lief ich zu dem kleinen Beet, setzte mich auf einen Stein, der von der frühen Sonne bereits aufgewärmt war und wartete gespannt auf das, was nun folgte.
Schnitti war das erste Kräutlein, das seine Geschichte erzählen durfte. Und so fing er an.
„Ich freue mich sehr, dass ich die große Ehre habe, als erstes Kraut…..“
Lautes Stöhnen war von den anderen Kräutern im Garten zu hören. „Fang an!“, rief eine hohe Stimme. „Bis du fertig bist, sind wir anderen schon geerntet!“, brüllte ein anderes Kraut. „Kurz und schnittig!“, kam es aus einer anderen Ecke, und da quietschten alle Kräuter vor Lachen.
„Schnittig“, japste die Petersilie. „Das ist lustig!“
Schnitti blieb ruhig und wartete, bis alle wieder still waren. Er wusste, sie hatten Recht. Er selbst hatte alle Kräuterchen ermahnt, ihre Geschichte kurz zu halten. Also musste er mit gutem Beispiel voran gehen..
„Ich bin Schnitti, der Schnittlauch“, begann er nochmals. „Meine Lieblingsfarbe ist ein sattes Grün, weil ich selbst so aussehe.“ Er grinste. „Ich bin lang und schlank, manchmal werde ich sogar 25 cm hoch.“ Ich sah, wie Schnitti sich stolz verbog und musste lächeln. Aber 25 cm – das ist wirklich groß! Ich musste unbedingt gleich zu Hause mal mein Zentimeterband rausholen und mir genau ansehen, wie lang das ist.
„Mein Lieblingsmonat ist der April, denn dann werde ich im Kräutergarten ausgesät und beginne zu wachsen. Ich wachse sehr schnell und bin eines der ersten Kräuter, die man im Frühling bewundern kann.“ Schnitti machte eine kurze Pause, als wäre er sehr stolz auf diese Leistung.
„Wenn du mich ernten möchtest, musst du mich vorsichtig mit der Schere abschneiden. Aber niemals alleine! Das machst du bitte immer mit deiner Mama oder deinem Papa zusammen, damit keinem von uns weh getan wird!“ Schnitti sah mich streng an. „Es ist gefährlich, wenn du alleine mit einer Schere herumspielst!“
„Mach ich nicht“, sagte ich schnell und schüttelte den Kopf.
Zufrieden räusperte sich Schnitti. „Meine Lieblingsorte sind Suppen, Quark und dein Butterbrot. Wenn du also etwas von mir auf dein Butterbrot streust, oder in deine Suppe oder Quark, dann fühle ich mich richtig gut!“ Schnitti machte eine Pause, damit ich mitschreiben konnte. Dann erzählte er weiter.
„Meine Stärken sind Vitamin C und Eisen. Damit vertreibe ich Bakterien, die dich krank machen können, wenn du mich regelmäßig isst.“ Er überlegte kurz und sagte zum Schluss mit fester Stimme:“Meine Schwächen: keine!“ Schnitti blieb einige Sekunden ganz still, um zu hören, ob es Proteste von den anderen gab. Aber alle blieben ruhig.
„Ich danke euch für das Zuhören“, beendete er daraufhin die Geschichte.
Alle Kräuterchen um ihn applaudierten. „Gut gemacht, Schnitti!“, hörte ich, und „Bravo!“. Aber aus einer Ecke hörte ich auch:“Na, ein wenig eingebildet ist er schon. Aber niiiiiiiiiiedlich!“
„Dankeschön“, sagte ich, schloss grinsend meinen Block und war gespannt, welches Kraut sich morgen melden würde.

Und wie wäre es, wenn jetzt Du, ja genau Du, Dir mal ansiehst, wie der Schnittlauch aussieht? Und dann schau Dir an, wie lang 25 cm sind! Und wenn der Frühling kommt, kannst vielleicht auch Du Schnittlauch säen und beobachten – und dann essen. Denn er hat magische Kräfte! Ich weiß das ganz genau……denn ich bin ein Hexlein!


© Anne Sioulis


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Beschreibung des Autors zu "Luisa im magischen Garten II - Schnitti"

Kräuterkunde mal anders:-) Für Kinder und Erwachsene.




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