Es rattert und zittert. Nervös schaut meine Mutter aus dem kleinen Fensterchen an ihrer Seite. Hunderte von Häusern ziehen vorbei. Es rattert und zittert. Plötzlich hört die Folter auf und eine Tür öffnet sich hinter uns. Ein Mensch erscheint, nimmt die Zügel meiner Mutter und zieht sie heraus. Dann werde ich herausgenommen. Der Mensch führt uns jetzt zu anderen Menschen. Da sagt unser Führer zu den anderen :? Hier sind eure Pferde, die Sie bestellt haben.?

Ich sehe ein komisches Stoffhaus. Wir werden in einen Stall auf Rädern gebracht. Dort stehen auch schon andere Pferde. Man gibt uns zu fressen und lässt uns den ganzen Tag in Ruhe.
Am nächsten Tag nimmt man alle Pferde aus dem Stall. Dann zeigen die Menschen Tricks, die die sie mit Pferden können: Auf reitenden Pferden jonglieren, die Pferde so dressieren, dass sie tanzen, und vieles mehr.

Nun bin ich schon zwei Jahre im Zirkus. Man sagte mir einmal, dass dieses Stoffhaus so heißt. Es ist ein Zirkuszelt. In den zwei Jahren hat man mir viele Tricks beigebracht. Ich bin kein Pony mehr, und meine Mutter ist schon längst gestorben. Dafür habe ich jetzt viele Freunde. Eines Tages, beim Fressen, frage ich meine Freunde:?Warum lernen wir alle diese Tricks?? Da antwortet mir Ghost, mein ?Tanzpartner?, mit dem ich als Paar tanzen soll: ?Um die Menschen zu amüsieren. Sie kommen scharenweise und schauen dir zu.? Mit dieser Antwort gebe ich mich zunächst zufrieden. Doch eines Tages geschieht etwas. Eine Menschenherde ist gekommen, und brüllt Ghost und mir so sehr zu, dass es mich aufregt. Schnaubend erinnere ich mich an die Tanzbewegungen. Ghost sieht meine Aufregung und flüstert: ?Beruhige dich!?
Ich verbeuge mich. Da fängt die Menschenherde an, mit freudigen Gesichten zu wiehern. Ich beherrsche mich nicht mehr und baue mich mit einem lauten Wiehern auf. Die Menge erschrickt. Ich galoppiere herum- und reite hinaus. Da fängt man mich ein und redet mir beruhigend zu, doch ich bin immer noch aufgeregt.

Während dem nächsten halben Jahr geschieht öfters das Gleiche: Ich rege mich auf vor dem Publikum, das ich dann in Angst versetze. Deshalb beschließt man im Zirkus, mich freizulassen. Ein Pferd, das so wild wird, kann man dort nicht gebrauchen. Ich werde in einen Wagen gelassen, dort gehalten und dann in einer Gegend herausgelassen, an die ich mich sofort erinnere. Schon kommen andere wilde, grasende Pferde neugierig auf mich zu, und, siehe da, ich erkenne meine Geschwister! Freudig erzählen wir uns alles und halfen immer, alle zusammen zu bleiben.


© Erdnuss


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Beschreibung des Autors zu "Die Gefangenschaft dauert nie ewig"

Zwei Pferde werden in ein zirkus gebracht und dressiert- Die Mutter stirbt, wahrend das Pony auftritt und jedes Mal Angst bekommt- schliesslich wird es dann bei seinen Geschwistern, die immer noch auf dem selben Ort leben wie vorher, freigelassen.




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