Leise klang ein Lied durch die verschneiten Straßen und bahnte sich seinen Weg durch vereiste Fenster in die Häuser der Menschen.
„Hast du was gehört?“, fragte für gewöhnlich einer den anderen.
„Nein, was soll ich gehört haben?“, fragte für gewöhnlich der andere den einen.
„Da war doch was!“
„Ach was, das bildest du dir ein!“
„Willst du damit sagen, ich sei verrückt?“
Ein Klirren, ein Streit und letztendlich Prügelei und wie gewöhnlich zog das Lied weiter durch einsame Gassen.
„Gib auf, dich versteht doch eh keiner!“, verhöhnte der Frost das Lied, doch ans Aufgeben dachte es nicht.
„Und wenn es auch nur eine einzige Seele ist, eine einzige“, dachte es immer wieder bei sich, wenn es an der Zeit war, aus seinem Herzen Noten der Hoffnung zu schöpfen. Und dann und wann, in den dunkelsten Ecken der Stadt, erstrahlte ein kleines Licht in der finsteren Nacht; der Schein einer Kerze von einem Menschen entzündet, welcher neugierig der lieblichen Melodie lauschte. Aufgeben? Nein, ans Aufgeben, daran dachte das Lied nicht.

Und weiter klang es durch die verschneiten Straßen und bahnte sich seinen Weg durch vereiste Fenster in die Häuser der Menschen ...


© Anita Zöhrer


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