In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es ein Projektreihe unter dem Namen „Undecided“. Es ging laut den Berichten auf eine Nahtoderfahrung eines südamerikanischen Soldaten zurück.

Die Testreihe startete mit 20 Subjekten. Die Idee war es den Menschen solange wie möglich im Sterbeprozess zu halten, ohne dass er wirklich stirbt und zu erfahren, was nach einer Zeit im Schwebezustand passiert, ihn also wieder aufwecken und befragen.

Dazu wurde den Probanden Gift verabreicht, das sie ins Koma befördert, soweit, dass sie fast sterben müssten. Dabei werden Herzschlag und Gehirnströme gemessen.

Auszüge aus den Privataufzeichnungen von Professor *Piep*: Subjekt 4 Tag 3. Der Proband ist nun schon seit zwei Tagen in dem Schwebezustand, allerdings verändert sich nichts. Nachdem die ersten 3 Probanden verstorben sind, haben wir die Dosis des Giftes reduziert. Zwar stirbt unser Proband nicht, liefert aber auch kein Ergebnis.

Subjekt 4 Tag 7. Unsere Maschine hat zwischen 2 und 3 Uhr etwas Außergewöhnliches aufgezeichnet. Vielleicht sind wir auf dem richtigen Weg.

Subjekt 4 Tag 8. Unsere Reinigungskraft gestand uns, dass sie die Maschine angerempelt hatte, wahrscheinlich rührte daher die außergewöhnliche Aufzeichnung. In 8 Tagen sind wir deshalb nicht weitergekommen. Wir erhöhen morgen wieder die Dosis.

Subjekt 4 Tag 9 Proband verstorben.

Subjekt 19 Tag 1: Einer meiner Kollegen hat sich für die Beendigung des Projektes ausgesprochen, denn bisher sind 18 Subjekte verstorben. Genaueres nachzulesen in den Protokollen. Subjekt 19 ist ein junger Mann, Ende 20, wie alle anderen auch mit verschiedenen Phobien geschlagen, unter anderem einer Art Lichtphobie. Wie auch immer. Das Verabreichen verlief gut und schon bald fiel er in einen Komazustand, ganz wie gewollt. Ich habe meine Dosisberechnungen noch einmal überprüft und werde von ihnen nicht weiter abweichen.

Subjekt 19 Tag 3 Bisher hat sich nicht viel verändert, allerdings will ich die letzten Tage bevor das Projekt eingestellt wird nichts mehr verändern.

Subjekt 19 Tag 12 Leichte Veränderung der Gehirnströme. Wir scheinen Fortschritte zu machen. Ein paar Kollegen verlangen ihn aufzuwecken und zu befragen. Ich denke, wir können diesen Fortschritt nicht aufgeben und müssen weitermachen.

Subjekt 19 Tag 15: Subjekt 20, der letzte in der Reihe ist unerwarteter weise vor Behandlungsbeginn an einem Herzinfarkt verstorben. Subjekt 19 ist somit der letzte lebende Proband. Die Anomalien treten mittlerweile stärker hervor, außerdem konnte man in den Videoaufzeichnungen ein Zucken seines Mundwinkels sehen. Weiterhin gibt es Drängen, die Person aufzuwecken. Ich denke, wir sind nah dran.

Subjekt 19 Tag 19: Wir haben heute die Dosis noch einmal um wenige Milligramm erhöht. Meine Berechnungen waren doch nicht ganz richtig. Unser Proband verstärkt die Anomalien der Gehirnströme, heute wurde sogar mehrmals das Zucken des Mundwinkels aufgezeichnet. Ich glaube bald ist es soweit.

Subjekt 19 Tag 21: Der Proband murmelt. Wir haben eine Tonbandaufzeichnung hinzugezogen.

Subjekt 19 Tag 23: Eine Erkältung hat mich heute vom Erscheinen abgehalten. Der Proband spricht laut Aussagen meiner Forschungskollegen mittlerweile mit einer hochfrequenten, unangenehmen Stimme. In den letzten 12 Stunden hat sich das Sprechen zu einer Art Schreien entwickelt. Weiterhin wird er von Krämpfen durchschüttelt.

Subjekt 19 Tag 24: Der Proband ist verstorben, als ich vorbeikam. Mehrere meiner Assistenten und Forschungskollegen sind heute nicht aufgetaucht.

Nachtrag: Die Assistenten und Kollegen haben sich umgebracht. Ich muss mir die Tonbandaufzeichnung noch einmal anhören.

Das ist die letzte Aufzeichnung, die zu finden war. Wo sich genau dieses Labor befand, weiß man nicht, die Aufzeichnungen wurden ohne Absender vor einer Bibliothek abgegeben. Die Echtheit der Schriftstücke ist nicht gesichert, aber wenn es dieses Labor wirklich gegeben haben sollte, dann nicht als offizielles Projekt oder die restlichen Aufzeichnungen wurden vernichtet. Bisher haben sich keine Wissenschaftler getraut sich die Aufnahme anzuhören, allerdings sollte das Gerät und die enthaltene Kassette noch funktionieren. Man fand ebenfalls heraus, dass bei der Tonbandaufzeichnung nur wenige Sekunden bespielt waren.


© Daniel Spieker


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