Wer ebenfalls schon einmal auf dieser wunderschönen Insel Urlaub gemacht hat,kennt ziemlich sicher auch einen typischen Vertreter der einheimischen Tierwelt.
Gemeint ist an dieser Stelle nicht das verwilderte Hausschwein,welches im Frühjahr in die freie Natur entlassen wird um es dann,wenn es denn im Herbst vollgestopft mit den Leckereien der Insel instinktiv an dieselbe Stelle zurückkehrt,nach alter Tradition zu schlachten.
Das Umherstreunern dieser oft sehr massigen Gesellen und ihrem Nachwuchs ist vor allem für Zweiradfahrer nicht ganz ungefährlich,da sie oft in Kurven,von denen es ja hier bekanntlich sehr viele gibt,ihre Siesta abhalten und man sie deswegen sehr spät erkennt.
Aber in dieser Geschichte soll es um einen anderen Vertreter der Gattung Vierbeiner gehen.Wer "Asterix auf Korsika"als Vorbereitung auf den Urlaub gelesen und die einzelnen Bildsequenzen eingehend studiert hat,weiß von welchem Tier ich hier berichten will.
Es handelt sich um eine eigene Spezies,wahrscheinlich endemisch,also nur auf der Insel der Schönheit vorkommend, den korsischen Hund.
Ein jeder von ihnen mit einer Vielzahl an unterschiedlichsten Erzeugern gesegnet(Stichwort Promenadenmischung)hat der gemeine korsische Hund vor allem eines,die Ruhe weg.
Diese Tiere begeisterten mich bei meinen mittlerweile mehrfachen Besuchen ein ums andere Mal.
Schwenk zurück zu unserer 3 Wochen Tour.Die Café au lait- wahlweise Pastispause war ein von uns täglich zelebriertes Muß.Auf der Terrasse eines schuckligen Cafés im Hinterland,hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit einen korsischen Hund und seine speziellen Eigenarten aus nächster Nähe miterleben zu dürfen.
Da es an diesem Tag schon sehr warm war,hielten wir uns an einem Tisch im Schatten der Bäume auf.Direkt neben mir lag auf dem Boden ein kleines schwarzes Knäuel,ein Mischling,was sonst,döste und nahm keinerlei Notiz von der lärmenden teutonischen Urlaubergruppe.
Mit der Zeit stieg die Sonne immer höher und schien dem Schlummernden ins Gesicht.Daraufhin öffnete sich langsam ein Auge und der kleine Racker blinzelte kurz in Richtung der Störung.
Er erhob sich im Zeitlupentempo und schob sein Hinterteil um ca.30cm weiter nach hinten um sich sofort wieder hinzulegen und weiter zu dösen.
Während unserer ca.45 minütigen Pause wiederholte sich das Schauspiel noch zwei weitere Male.Insgesamt hatte er in dieser Zeit sicher nicht mehr als einen Meter zurückgelegt.Nur soviel Anstrengung wie nötig,gelebtes ökonomisches Prinzip,keine schlechte Devise,wie ich persönlich finde.
Selbst unsere mit vierfachem Auspuffgeräusch untermalte Abfahrt interessierte ihn nicht im Geringsten.
Seufzend mußte ich in diesem Moment an seine meist deutlich unentspannteren deutschen Brüder und Schwestern nebst ihren oft anstrengenden Besitzern denken.
Auf unserem in Teil 1 schon erwähnten Campingplatz in Galeria gab es gleich drei dieser,ich nenne sie jetzt einfach mal so,"Typen".
Den Anführer der Truppe,ein großes,zotteliges Etwas,welches das Wort Hektik sicher auch nicht kannte,nannten wir,warum auch immer,Heinrich.Wir sprachen es allerdings "französisch"aus,was dann so ähnlich wie "Aaoonriesch"klang.
Heinrich und seine Kumpels fielen uns zum ersten Mal an besagtem Regentag auf,da sie sich zur illustren Gästeschar der Bar gesellten.
Gegen Mittag legte sich der müde Anführer im Nieselregen zur wohlverdienten Siesta in den Eingangsbereich des Platzes auf den nassen Asphalt und zwar haargenau in die Mitte des Zufahrtswegs,so dass kein Auto mehr an ihm vorbeipasste.
Wie es sich für einen korsischen Hund gehört,schlief er auf der Stelle ein und ließ sich durch den Regen aber auch durch ein näher kommendes Auto,selbst als der Fahrer mehrmals laut hupte,nicht bei seinem Nickerchen stören.
Der Besitzer des Wagens,ein Einheimischer,blieb aber völlig gelassen,er kannte seinen Pappenheimer wohl schon.Er stieg aus,hob das nasse Bündel vom Boden auf und legte den nicht einmal mit der Wimper zuckenden Heinrich an der Seite des Weges behutsam ab.
Ich,der die Szene ungläubig verfolgte,konnte nicht sagen,ob das Tier überhaupt etwas von dieser Aktion mitbekommen hatte.
Einen Tag später,nachdem der Dauerregen beendet war und die korsische Sonne den Platz wieder getrocknet hatte,schliefen meine Freunde und ich des Nächstens wieder wie gewohnt in Viererformation auf unseren Isomatten vor dem Zelt.
Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich auf,sah mich um und zählte mit schlaftrunkenen Äuglein insgesamt sieben Schläfer in Reihe,wo eigentlich nur derer vier sein durften.
Der neben mir schlafende Abdul sah mir irgendwie verändert aus und roch auch deutlich strenger als gewohnt.
Ich fragte nur leise:"Abdul?"
Der vermeintliche Kumpel hob den wuschligen Kopf und antwortete mit einem fröhlichen "Wuff".Heinrich und seine Jungs hatten sich einfach zwischen uns zur Ruhe gelegt und schnarchten selig vor sich hin.
Mit einem Schmunzeln im Gesicht legte ich mich wieder schlafen.
Morgens,als wir alle wach wurden,waren die drei nächtlichen Besucher wieder verschwunden.Geglaubt hat mir die Geschichte bis heute keiner meiner Freunde.
In den drei Wochen haben wir viele schöne und interessante Sachen erlebt,von einer möchte ich noch gerne berichten.
Auch diese begab sich auf eben jenem Campingplatz.
Man trifft auf Reisen,vor allem mit dem Motorrad,öfters auf Menschen,die in einer ähnlich Richtung "ticken" wie man selbst.
Manni aus dem südlichsten Bundesland von allen,aus Bayern,war einer davon.
Alleine mit seiner alten Yamaha XT 500 unterwegs,hatte er sein Minizelt unweit von unserem "5-Mann-Monsterdom"zwischen einer stattlichen Anzahl von dichtstehenden Bäumen aufgebaut.Schatten pur war ihm wohl wichtig.
An jenem Tag verließ uns unser südsüddeutscher Kollege nachmittags mit der XT in Richtung Stadtzentrum um dort mit einem einheimischen Freund dessen Geburtstag zu feiern.
Ganz alkoholfrei war die Party wohl nicht,wie sich später noch herausstellen sollte.
Wie an jedem Abend saßen meine Freunde und ich auch dieses Mal zusammen vor dem Zelt,ergingen uns in benzingeschwängerten Heldengeschichten und ließen uns leckeren korsischen Rotwein schmecken.
Gegen Mitternacht vernahmen wir das langsam näher kommende,vertraute Bollern von Mannis'Eintopf(Anm.:Motorrad mit nur einem Zylinder)
Nur spärlich beleuchtet durch den Mond,lag unser Lager fast vollständig im Dunkeln und auch Mannis'Zelt war nur schemenhaft zu erkennen.Dieser stand nun mit laufendem Motor nebst schwerem Zungenschlag vor uns und bat darum den Weg zu seiner Schlafstätte gezeigt zu bekommen.Erstaunt verfolgten wir,wie er hernach relativ sicher an uns vorbei zirkelte und im Slalom um die Bäume sein Ziel ansteuerte.
Respekt dachten wir noch,als er parallel zu seinem Zelt anhielt.Im Moment des Stillstandes aber hatte er wohl vergessen die Kupplung zu ziehen und der Eintopf ging mit einem kurzen "Plopp"aus.
Manni kippte wie ein gefällter Baum auf die Seite und begrub sein Nylon-Schlafzimmer unter sich.
Wie man sich unschwer vorstellen kann,blieb von diesem nicht mehr viel übrig.Unverletzt und trotzdem bester Laune gesellte sich der Unglücksrabe danach aber noch auf das ein oder andere geistige Getränk zu uns und vergrösserte in dieser Nacht die im Freien nächtigende Gruppe auf die Zahl fünf.
Diese grandiose erste Begegnung mit der "schönsten"Insel im Mittelmeer und seinen interessanten menschlichen und tierischen Bewohnern hat mich und meine Freunde dazu gebracht,diese in den folgenden Jahren immer wieder zu besuchen.
In unseren Augen leider,hat die Beliebheit als Urlaubsziel in den zurückliegenden Jahren aber dramatisch zugenommen und die Monate Juli und August sind als Reisezeit nicht zu empfehlen.
Vom eigentlich beschaulichen Leben der Korsen ist in dieser Zeit wenig zu spüren.
Auch die alten Herren,die vor dem Haus sitzend das bunte Treiben beobachten,sowie die skurrilen,zotteligen Vierbeiner sucht man zu dieser Zeit vergebens.
Wo auch immer,werden diese beiden typischen korsischen Vertreter der Langsamkeit eines aber trotzdem sicher tun...ihre tägliche Siesta abhalten.


© Troubadix


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Beschreibung des Autors zu "Drei Wochen Korsika Teil 2(CG 11)"

Teil der Campinggeschichten(CG) des Autors

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