It’s crime time V

Geld stinkt nicht.

Mein Name ist Philip Benson, Interpol Agent

Das ist ein Bericht vom Polizei-Revier in der Oxford Street.

Es ist Montag, die Sonne scheint heute über London, eine Seltenheit.
Mal kein Nebel, die Menschen sehen heute viel freundlicher aus, jeder scheint ein Grinsen im Gesicht zu haben.
In –Taylers Bankhaus- war man bisher schwer am Arbeiten, sechs große Geldtaschen, gefüllt mit aussortierten, unbrauchbar gewordenen Geldscheinen wurden gleich von einem gepanzerten Transporter abgeholt um zur Vernichtung gebracht zu werden.
Alle Scheine waren gelistet, nach Nummern und Wertstellung. Der gesamte Wert betrug 12 Millionen englische Pfund.
Alles war verpackt in sechs große Geldtaschen.
Direktor Clarke war schon etwas unruhig, so viel Geld hatte man nicht gern auf einen Haufen.
Er öffnete seine Bürotür und rief den Chef-Kassierer, Mr. Norman zu sich.
Als der eintrat frage Clarke: „Was macht eigentlich dieser Monteur am Schaltkasten vor unserer Bank“?
Mr. Norman sagte: Der hatte sich vorhin bei uns gemeldet, im Schaltkasten gab es einen Kurzschluss, den er beheben muss“!
Im gleichen Augenblick läutete das Telefon auf dem Schreibtisch des Direktors.
Clarke nahm den Hörer ab: „Taylers Bankhaus, ja bitte?
Sein Gesicht hellte sich etwas auf, er lauschte, sagte dann. „Danke für die Meldung“!
Er legte den Hörer zurück. zum Kassierer sagte er: „Das war die Zentrale, der Wagen wird in zehn Minuten hier sein, sie haben wieder einen neuen Mann, sein Name ist Timbock, John Timbock“!
Der Kassierer nahm die einzelner Geldtaschen und trug sie zum Hintereingang, die Tür war stark gepanzert, hier musste der Transporter stoppen.
Er hielt einen kleinen Ordner mit den Übergabe Formularen in der Hand.
Jetzt sah er durch den Spion an der Tür den Wagen, er rollte langsam heran, vor der Tür hielt er an, ein junger Mann stieg aus und kam genau auf die Tür zu. Er läutete!
Mr. Norman drückte auf den Knopf der Sprechanlage und fragte: „Wie ist ihr Name“?
Der junge Mann antwortete. „ Timbock, John Timbock, von der Zentrale“!
Norman öffnete die Tür und ließ den Mann eintreten.
„Hier sind die Taschen und hier die Unterlagen. Sie müssen mir nur noch den Empfang quittieren“! Der junge Mann lachte, “na, das ist einfach“!
Er nahm gleichzeitig zwei Taschen und trug sie zum Wagen, wo der Fahrer bereits von Innen die Schiebetür geöffnet hatte.
Der Mann warf alle 12 Taschen in den Laderaum, bevor er selbst einstieg drehte er sich noch einmal zur Bank um, winkte kurz und verschloss dann von Innen die Tür. Der Wagen fuhr ab.
Direktor Clarke ging zum Telefon, meldete der Zentrale die Geldübergabe und die Abfahrt des Wagens.
Hier war man überrascht, der Wagen steht noch in der Garage und die Übergabe sollte erst in einer Stunde erfolgen.
Ab jetzt wurde die Polizei eingeschaltet!
Inspektor –Reyth- vom Revier Oxford Street, rollte mit zwei Beamte zur Bank-Zentrale. Hier erfuhr er, dass heute 12 Millionen Pfund vom Bankhaus Taylers abgeholt werden sollten. Der Wagen, der dieses Geld abholen sollte, steht aber noch im unteren Parkdeck und hatte erst in 30 Minuten den Fahrbefehl.
Da es sich um –eigentlich unbrauchbares –Geld handelte, war eine Polizei Begleitung nicht vorgesehen.
Reyth fuhr nun mit seinen Beamten zum Bankhaus von Taylers.
Hier saß Direktor Clarke völlig aufgelöst in seinem Büro und stöhnte immer wieder “Oh mein Gott, wie konnte so etwas nur passieren“?
Der Inspektor erfuhr von Mr. Norman, dass es einen Kurzschluss im Verteiler Kasten vor der Bank gegeben habe, denn ein Monteur hatte ihn selbst darauf hingewiesen und er –Norman- stand neben Mr. Clarke, als der Anruf von der Zentrale kam, der die Ankunft des Transporters ankündigte, auch mit dem Hinweis, dass heute ein neuer Mann – ein Mr. John Timbock- das Geld übernehmen wird.
Somit hatte ja alles seine Richtigkeit gehabt, Mr. Timbock hatte mit seiner Unterschrift die Übergabe bestätigt.
Reyth grinste, so einfach ist es also, 12 Millionen Pfund aus einer Bank zu rauben.
Beschreiben Sie uns doch diesen Mr Timbock!
Damit war wenig anzufangen.
Wir werden abwarten müssen, wann und wo dieses unansehnliche Geld auftaucht und in welchen Mengen.
Inzwischen waren die beiden „Geldabholer“ im Osten Londons angekommen, sie besaßen hier einen Schrottplatz für alte Autos.
Überall waren ausgeschlachtete Teile aufgetürmt und es herrschte eine chaotische Ordnung.
Sie fuhren auf den Platz, schlossen hinter sich das Tor und rollten langsam bis zu einem kleineren Gebäude, hier stellten sie den Wagen ab, stiegen aus und grinsten sich an. :Na, das war doch eine einfache Sache, Bruderherz, was meinst Du“? Der Andere nickte: „Ja, einfach war es, aber jetzt haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns, aber eine schöne Arbeit“!
Die beiden Brüder –Tom und Jerry - (sie hießen wirklich so) schleppten die Geldtaschen ins Haus, mit einem Messer schlitzten sie die erste Tasche auf, ja tatsächlich, alles alte schmutzige Scheine.
Tom nahm einen heraus und versuchte, ihn mit einen feuchten Lappen zu säubern, tatsächlich es gelang, zwar war der Schein nicht ganz sauber, sah aber viel besser aus als vorher.
So machten sich beide an die Arbeit und putzten drei Stunden lang Geldscheine. Es war möglich die Scheine etwas zu reinigen, Tom beheizte ein Bügeleisen und versuchte die Scheine zu glätten, auch das gelang und es dauerte nicht lange und sie hatten 30.000 § in großen Noten gereinigt und geglättet.
Tom sagte: „Jerry, das ist der schönste Job meines Lebens und auch der bestbezahlte“!
Die Brüder steckten sich jeder ein Bündel Geldnoten in die Taschen, setzten sich in ihren alten Chevi und fuhren raus nach Brentwood, ein kleines Nest östlich von London.
An einer Tankstelle tankten sie ihren Wagen auf und kauften noch eine Flasche Whisky. Tom legte eine 100 Pfund Note auf den Tresen, der Keeper wechselte das Geld und wünschte noch eine gute Reise.
„Mensch Jerry, das Leben kann so schön sein“!
Jerry nickte und sagte: „Ab jetzt werden wir es uns so richtig gut gehen lassen“!
Sie fuhren noch ein paar kleinere Umwege, bevor sie wieder auf ihren Schrottplatz fuhren.
Danach machten sie sich wieder an die Arbeit.
Geldscheine, die sie nicht mehr reinigen konnten wurden verbrannt und dass waren doch eine ganze Menge. Sie putzten uns bügelten zwei Wochen, danach lagen 7,9 Millionen Pfund –saubere Scheine- vor ihnen.
Inspektor Reyth und seine Beamten waren in diesen Fall noch nicht weiter gekommen, Reyth war überzeugt dass es sich nur um Insiderwissen handeln konnte, aber wer könnte hier seine schmutzigen Finger noch drin haben?
Der Monteur, der an dem Tag am Verteilerkasten arbeitete, war seiner Meinung nach dieser Mr. John Timbock.
Dann war da noch der Fahrer des Transporters, aber wer hat da noch mitgespielt?
Dann kam ihnen „Inspektor Zufall“ zu Hilfe. In einer kleineren Londoner Bankfiliale, brachte eine junge Frau, in einer kleinen Pappschachtel, eine Menge, zum Teil halbverbrannter Geldscheine und sagte, sie habe aus Versehen das Geld in den Ofen geworfen und zu spät bemerkt, dass es ihr angespartes Geld war. Sie wollte fragen, ob man es ihr hier umtauschen könnte?
Einer der Angestellten schaute sich die verbrannten Scheine näher an, er konnte zum Teil auch noch die aufgedruckten Nummern der einzelnen Scheine erkennen.
Zur jungen Frau sagte er: „Tja, wir müssen das alles zur Bankzentrale schicken, die werden das Prüfen, wenn Sie Glück haben, bekommen Sie das Geld ersetzt. Lassen Sie bitte Ihre Adresse hier, dann werden wir Sie benachrichtigen“!
In der Zentrale machte sich ein Mitarbeiter daran, die Nummern der einzelnen Scheine zu erkennen, und aufzulisten.
Es dauerte nicht lange bis er feststellte, dass es sich um genau die Scheine handelte, die vor etwa drei Wochen, beim Bankraub in Taylers Bankhaus, so trickreich gestohlen worden waren.
Inspektor Reyth wurde informiert und der machte sich auf den Weg zu der jungen Frau, die Adresse hatte er von der Bank.
Sie wohnte in einer etwas ärmlichen Gegend im Osten Londons, ganz in der Nähe eines Schrottplatzes.
Sie glaubte zuerst, Inspektor Reyth wäre ein Mitarbeiter der Bank, aber er erklärte ihr, er brauchte Angaben, wo genau sie diese angebrannten Geldscheine gefunden hätte, denn man habe festgestellt, dass es nicht ihr eigenes Geld habe sein können.
Mrs. Mandrolo –so hieß die junge Frau- war zuerst sehr aufgebracht, denn sie ahnte, dass sie von dem Geld nichts mehr zurückbekommen würde.
Reyth erklärte ihr die Sachlage und stellte ihr in Aussicht, dass sie sogar einen Finderlohn erhalten könnte.
Sie zeigte ihm, vom Balkon ihrer Wohnung, wo sie das Geld gefunden hatte, das meiste lag gleich hinter dem Zaun des Schrottplatzes.
Nachdem er sich von der jungen Frau verabschiedet hatte, ging er die wenigen Schritte bis zum Schrottplatz. Das Tor stand offen und so ging er hinein, sah sich überall um, blieb auch bei den Autoteilen stehen, er sah aber sofort, hier war kein großes Geld zu verdienen, es waren ausgebaute Türen verschiedener Typen, die unordentlich gestapelt waren, sowie Motorenteile, na ja, eben alles Schrott.
Plötzlich kam ein junger Mann auf ihn zu: „Na Mister, suchen sie etwas“?
Die Frage klang harmlos, aber in den Augen des Mannes, die unruhig hin und her wanderten, lag etwas Lauerndes.
Reyth sah ihn an, er sagte: „Nein, eigentlich nicht, ich bin von der Virginia - Feuerversicherung und habe nur eine Frage, ist es richtig, dass es hier vor kurzem einmal gebrannt hat“?
Der Mann sah ihn überrascht an: “Äh, nein, nicht das ich wüsste, wie kommen Sie denn darauf“?
Reyth sagte: „Es ist so, gerade hier in den alten Vierteln Londons, sind die Kamine nicht immer im sicherem Zustand und wir überprüfen in unregelmäßigen Abständen diese alten Kamine. Heute ist ihrer dran, würden Sie mich bitte ins Haus lassen, es dauert nicht lange und ich bin wieder verschwunden“!
Der Mann war zu überrascht, er murmelte etwas und ging dann vor, öffnete die Tür des Hauses und rief: „He Tom, hier ist jemand der sich unseren Kamin ansehen möchte“!
„Unseren Kamin ansehen“? „Wir verkaufen doch nicht unseren Kamin“!
Tom kam aus einem Nebenraum ins Zimmer.
„Was ist mit unserem Kamin“?
Reyth erklärte ihm, was er auch zu Jerry gesagt hatte und dass er nur einen Blick in den Kamin werfen müsse, um zu erkennen, ob er noch in Ordnung ist.
„O.k., wenn es schnell geht, dann stecken Sie mal Ihren Kopf da hinein“!
Die beiden Brüder grinsten und beobachteten, wie Reyth sich hinkniete, in den Kamin schaute, mit den Händen in den Aschresten fühlte, sich anschließend wieder aufrichtete und den Kopf schüttelte: „Also, dieser alte Kamin ist wirklich schon sehr marode, Sie sollten mal einen Kaminkehrer zu Rate ziehen, der kann Ihnen Genaueres sagen und auch vor Brandschaden wertvolle Tipps geben“!
Reyth sah sich um: “Wo kann ich mir hier mal kurz die Hände waschen“?
Jerry zeigte auf die Nebentür, „da finden Sie ein Waschbecken“!
Als Reyth wieder hereinkam sagte er: „ Sie haben auf Ihrem Platz allerhand Schrott herum zu liegen, kann man denn davon Leben“?
Tom knurrte: Sie sehen ja wie es hier aussieht, nicht gerade wie bei den Windsors“!
Reyth lachte, dann reichte er beiden die Hand und verabschiedete sich.
Es setzte sich in seinen Wagen und überlegte…wie kann es sein, dass diese beiden Typen, jeder von ihnen, eine schwere goldene Rolex am Handgelenk hatten?
An einigen, wenigen Ascheresten im Kamin, hatte er Ähnlichkeiten mit den verbrannten Geldscheinen der jungen Frau erkannt.
Diese beiden Burschen waren sehr verdächtig.
Während er noch überlegte sah er, wie ein älterer Mann den Schrottplatz betrat und zielstrebig auf das kleine Gebäude zu ging….wer war das?
Der Mann kam Reyth bekannt vor, er konnte sich aber nicht erinnern woher.
Nach etwa dreißig Minuten verließ der Mann den Platz und ging zu einem am Straßenrand geparkten Wagen, stieg ein und fuhr los.
Reyth fuhr ihm nach.
Er staunte nicht schlecht, als es sah, dass der Wagen vor dem Bankhaus von Taylers hielt…hoppla, jetzt erkannte er ihn, es war der Chef Kassierer Norman.
Was hatte der mit den beiden Typen vom Schrottplatz zu tun?
Reyth fuhr in sein Büro und ließ sich Informationen über die beiden Besitzer des Schrottplatzes kommen.
Er war nicht sehr überrascht, als er einen Hinweis fand, dass Mr. Norman der Onkel der Beiden war.
Nun rief er den Direktor der Taylers Bank an und bat ihn, am nächsten Tag, zusammen mit Mr. Norman, zum Revier in die Oxford Street zu kommen, sie sollten gegen 10.00 Uhr dort sein.
Pünktlich erschienen die beiden Herren auf dem Revier.
Mr. Clarke war sehr nervös, dauernd wischte er sich mit seinem großen Taschentuch über das Gesicht.
Mr. Norman dagegen strahlte eine gewisse Ruhe aus.
Inspektor Reyth bat die Herren sich zu setzen, dann sah er den Direktor- Mr. Clarke – an…“sagen Sie bitte, wie lange ist Mr. Norman schon als Chef-Kassieren in Ihrer Bank tätig“?
Clarke blickte Norman an…“nun, wie lange sind Sie schon bei uns“?
Norman sagte, nachdem er sich aufrecht setzte…“Es werden jetzt 12 Jahre sein“!
Reyth nickte, sah in seine Unterlagen und fragte plötzlich…“ Wie oft besuchen Sie eigentlich den Schrottplatz Ihrer Neffen und wann haben Sie den Beiden den Tipp mit dem unbrauchbaren Geld gegeben“?
Norman saß immer noch ganz steif, dann knickte er zusammen und begann zu weinen…“ Ja, es stimmt, der Tipp war von mir, sie sollten endlich auch einmal etwas vom großen Geld haben, Geld stinkt nicht mehr, wenn man sich dafür etwas Wertvolles kaufen kann.“!
Der Fall war aufgeklärt, völlig unspektakulär, ohne Blutvergießen.

Warum ich Sie darüber informiert habe“?
Manchmal ist es gut zu wissen, dass nicht jeder Fall, mit Schießereien und rasanten Verfolgungsfahrten, mit Mord und Totschlag, oder mit Erpressung, Kindesmissbrauch, Vergewaltigung oder anderer Untaten verknüpft ist.

Ihr Philip Benson, Interpol Agent


© GünterWeschke


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Beschreibung des Autors zu "Geld stinkt nicht"

Ein völlig unspektakulärer Kriminalfall

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