Es kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor, bis wir die Hauptstraße verließen und in einen Waldweg einbogen. Der Weg gabelte sich. Einem kleinen Schild zufolge, ging es links zu einer Schauspielgruppe. Wir bogen rechts ab. Fünf Minuten später hielten wir vor einem leicht schäbigem Bungalow. Sven schloss die Haustür auf. Liam schob mich hinter ihm herein. Wir befanden uns in einem geräumigem Raum, sowohl Küche als auch Wohnzimmer. Links von mir – neben einem kleinen Sofa - war eine Tür. Sie stand eine Handbreit offen. Wahrscheinlich das Schlafzimmer und das Bad. Neben der Couch war eine Lampe und davor ein kleiner Tisch. Links hinten war eine schwarze Küchenzeile. In der Mitte des Raums stand ein großer Tisch mit sechs Stühlen. Rechts hinten war noch eine Tür. Ryan kam herein, packte meinen Oberarm und zog mich auf diese Tür zu. Er lockerte meine Fesseln, schubste mich hinein und schloss dann ab. Ich war allein in einem kleinen Gästezimmer. In aller Ruhe sah ich mich um. Bis auf ein schmales Bett und einem Nachttischschrank war das Zimmer leer. Links neben dem Bett stand eine Tür offen. Es war ein enges Bad. WC und Waschbecken. Ein kleines Handtuch, zwei Rollen Klopapier und eine Handseife. Mehr nicht. Ich verließ das Bad und setzte mich auf das Bett. Dann fiel mein Blick auf das Fenster. Ich sprang auf und rannte hin. Es war verschlossen. Wenn doch nur diese Fesseln nicht wären. Dann könnte ich den Riegel vorschieben und fliehen. Ein zweiter Gedanke unterbrach meinen ersten. Nein. Könnte ich nicht. Selbst wenn ich draußen wäre, wo sollte ich hin? Hier war doch weit und breit nur Wald. Wir sind seit die ganze Fahrt über nur durch Wälder gefahren. Nirgends hatte ich ein Dorf gesehen. Meine Hoffnung sank. Mutlos ließ ich mich auf das Bett fallen. Ich schlief rasch ein.
Am nächsten Tag wurde ich von der Sonne geweckt. Grell schien sie ins Zimmer. Dennoch blieb ich liegen. Als mir zu langweilig wurde, stand ich schließlich doch auf und guckte aus dem Fenster. Vor dem Bungalow stand der weiße Van. Der Weg, den wir gestern gefahren hatten, wand sich ein paar Meter an meinem Fenster vorbei bis tief in den Wald. Selbst wenn hier jemand vorbei kam, würde er nie erwarten, dass hier Schmuggler mit einem gekidnapptem Teenager wohnten. Die Zimmertür ging auf. Sven kam herein, ergriff meine Schulter und zog mich ins Wohnzimmer/Küche. Liam und Ryan saßen am Tisch. Sven löste meine Fesseln und drückte mich auf einen Stuhl. Dann setzte auch er sich an den Tisch. „Hast du Hunger?“, fragte Ryan. Ich nickte. Er schob mir einen Teller mit zwei trockenen Brötchen hin. Gierig begann ich zu essen. Währenddessen fing Ryan an zu erklären: „Hör zu. Wir kennen einen reichen Händler im Ausland. Wir bringen ihm monatlich ein bisschen Sekt. Er bezahlt gut.“ Ich war so dankbar für das Frühstück, dass ich ihm meine volle Aufmerksamkeit schenkte. „Das Beste ist, dass der Sekt in Art und Form variieren darf.“, fuhr Liam fort. „Es ist ihm egal. Hauptsache wir erfüllen die Quote.“ Und Sven schloss ab: „Und du wirst uns dabei helfen. Du wirst nicht so schnell verdächtigt. Wir geben dir eine spezielle Tasche. Sie wird mithilfe von Maschendraht aufgehalten, sodass es aussieht als wäre sie bereits voll.“ Ich wollte protestieren, aber Ryan fuhr dazwischen: „Mach es freiwillig oder wir zwingen dich dazu. Du weißt , wir bekommen unseren Willen.“ Resigniert schloss ich meinen Mund wieder und nickte ergeben. Als Belohnung schob mir Sven eine Flasche Wasser hin. Dankbar trank ich einen großen Schluck. Die Brötchen waren bereits alle. Dann sagte Liam zu mir: „ Ich muss dich allerdings warnen. Solltest du versuchen auf irgendeine Weise zu fliehen, solltest du also die Polizei rufen, mit irgendjemandem Kontakt aufnehmen oder auffallen, dann wirst du die Konsequenzen zu spüren bekommen.“ In seinen dunklen Augen blitzte es gefährlich. Wieder nickte ich. Ryan erhob sich. „Okay. Sven du bleibst hier. Liam kommt mit mir.“ Sven nickte, Liam erhob sich. „Und ich?“, fragte ich zaghaft. „Du kommst mit.“ Ich folgte den beiden nach draußen. Ich war nicht einmal gefesselt und trotzdem gefangen. Wir stiegen ins Auto und fuhren den Weg zurück, an der Gabelung links, an dem Schild mit der Aufschrift 'Schauspiel, Theater und mehr' vorbei, auf die Hauptstraße. Sie wand sich nur kurz durch den Wald. Nach einer scharfen Kurve lichtete er sich und unmittelbar vor uns tauchte eine Kleinstadt auf. Verblüfft stellte ich fest, dass ich es schaffen konnte. Ich musste nur das Fenster in meinem Zimmer irgendwie öffnen. Wir hielten vor einem Supermarkt. Ich stieg aus. Liam und Ryan folgten mir aus einiger Entfernung. Ich wusste, dass sie mich genau beobachteten. Es war ein merkwürdiges Gefühl, nach allem was passiert war „einkaufen“ zu gehen. Die Menschen liefen hier hin und her, rein und raus, und bemerkten mich nicht einmal. Alles schien so normal, so friedlich. Aber es war nichts normal. Ich überquerte den Parkplatz und steuerte auf den Eingang zu. Rechts von mir befand sich eine Telefonzelle. Die Versuchung war groß. Wenn ich mich beeilte, könnte ich schnell rein hüpfen. Ich brauchte nur drei Ziffern zu wählen. Oder ich könnte einen der Passanten ansprechen. Ich warf einen Blick zurück. Zwischen den ganzen Menschen sah ich weder Ryan, noch Liam. Und doch hatte ich zu große Angst vor den Konsequenzen. Bestimmt hatten sie Ungehorsam eingeplant und würden blitzschnell reagieren. Ich betrat den Supermarkt. Er war riesig. Suchend schlenderte ich die Regale entlang. Ganz hinten rechts fand ich die Getränke. In einem besonders großem Regal standen jede menge Sektflaschen. Unauffällig sah ich mich um. Der einzigste in der Nähe war Liam. Also schnappte ich mir so viele Flaschen wie möglich und ließ sie in meiner Tasche verschwinden. Als die Tasche voll war, begab ich mich Richtung Kasse. Ich wusste, dass Ryan und Liam auch stahlen. Ich wusste nur nicht wie. Es war mir auch egal, denn mir kam eine wunderbare Idee. Ich nahm mir eine Packung Flüssigseife und stellte mich in die Schlange. Liam sah misstrauisch zu, griff jedoch nicht ein. Ich fand in meiner Hosentasche zum Glück noch etwas Kleingeld um die Seife zu bezahlen. Es wäre zu auffällig gewesen mit voller Tasche und ohne zu bezahlen, an der Kasse vorbei zu spazieren. Hinter der Kasse saß eine hübsche Brünette. Ich schätzte sie auf ca. 30 Jahre. Sie überprüfte mein Geld, nickte und reichte mir die Seife. Ich bedankte mich und kehrte ihr den Rücken um zu gehen, als sie mich plötzlich zurückrief. Meine Hände wurden schweißnass. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Ryan mir vernichtende Blicke zuwarf. „Sie haben die Quittung vergessen.“, sagte die Frau freundlich. Ich hätte beinahe losgelacht vor Erleichterung. Auch Ryan und Liam wirkten erleichtert. Lächelnd nahm ich die Quittung. Bevor ich jedoch zur Tür hinaus ging, entfernte ich alle möglichen Sticker und Papierchen von den Flaschen und warf sie in den Müll. Dann verließ ich den Supermarkt. Alles blieb still. Kein Alarm. Wir stiegen in den Van und fuhren zurück. Im Bungalow bekam ich noch ein Brötchen und eine Flasche Wasser. Ich hatte meinen Job wirklich gut gemacht. Als ich fertig gegessen hatte, banden sie mir wieder die Hände auf den Rücken und schlossen mich in meinem Zimmer ein. Ich sah aus dem Fenster. Es dämmerte bereits. Nachdenklich legte ich mich ins Bett. Warum die Fesseln? Vorhin brauchte ich doch auch keine?! Wenn ich die doch nur irgendwie los werden könnte. Ich brauchte was scharfes. Ein Messer, oder so. Aber wo bekam ich das her? Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Supermarkt. Wenn wir das nächste mal dahin gingen, würde ich mir einfach ein kleines Messer einstecken. Ich musste nur aufpassen, dass keiner von den dreien etwas merkte. Und damit schlief ich ein. Der nächste Vormittag verlief ähnlich wie der vorherige. Ich wachte auf, bekam zu Essen und fuhr diesmal aber mit Sven und Liam zu einem anderen Supermarkt. Dieser war zwar kleiner, aber geräumiger als der erste. Ich hatte keine Schwierigkeiten, das Regal mit den Sektflaschen zu finden. Allerdings musste ich viel vorsichtiger sein, weil alle fünf Minuten irgendjemand ankam. Als Sven sich neben mich stellte und das Regal nachdenklich musterte, tat ich so als hätte ich ihn noch nie gesehen. Unauffällig sah ich mich um. Während ich soviel Flaschen wie möglich stahl, schlenderte Sven wieder davon. Auf dem Weg zur Kasse sah ich es dann. Dort im Regal lag ein einfaches, kleines Taschenmesser. Da ich weder Sven, noch Liam sah, streckte ich beim vorbeigehen die Hand aus und ließ es in meine linke, vordere Hosentasche gleiten. Dann zog mich mein Swaetshirt etwas herunter. Ich zwängte mich durch die Kasse und tat so, als hätte ich nichts dabei. Wieder entfernte ich alle möglichen Sticker und Papierchen von den Flaschen (und vom Taschenmesser) und warf sie in den Müll bevor ich hinaus ging. Aus der Rückfahrt war ich so selig wie seit Tagen nicht mehr. Das versteckte ich aber so gut wir möglich. Als wir wieder zurück waren, zog mich Liam ins Wohnzimmer. Ryan saß am Tisch und blätterte in einer Zeitung. „Sven fährt nochmal kurz weg. Ich hol mir was zu essen.“, sagte Liam zu ihm. Er ging zu einem kleinen Kühlschrank und wühlte darin herum. Ich stand unschlüssig im Raum. Ryan's bohrender Blick traf meinen. Ich konnte nicht verhindern, dass ich leicht schuldbewusst den Kopf senkte. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen. „Liam?“, rief er leise, „Komm mal her.“ Meine Hände fingen an zu zittern. Noch immer starrte ich auf meine Schuhe. Ich hörte wie ein Stuhl zurück geschoben wurde. Innerhalb ein paar Sekunden hatte Ryan mich überwältigt. Er presste mich gegen die Wand und hielt meine Handgelenke gewaltsam hinter meinem Rücken verschränkt. Liam warf uns einen irritierten Blick zu. „Durchsuch sie.“, befahl Ryan. Immer noch verwirrt begann mich Liam von unten nach oben abzutasten. Das Herz klopfte mir bis zum Hals. Schließlich blieben seine suchenden Finger an meiner Hosentasche hängen. 'Verdammt!', dachte ich verzweifelt, als er das Taschenmesser herauszog und es überrascht musterte. Ryan wirbelte mich herum. „Was genau hattest du damit vor?“, hauchte er drohend. Ich hielt es für besser, nicht zu lügen. „I-Ich wollte damit die Fesseln durchschneiden. U-Und durch das Fenster,...“ Meine Stimme versagte. Ich rechnete mit dem schlimmsten, aber zu meiner Überraschung brachen Liam und Ryan in schallendes Hohngelächter aus. Ehe ich mich versah, hatten sie mich grob gefesselt und schubsten mich in mein Zimmer. Das Messer warfen sie mir vor die Füße. Immer noch feixend schlossen sie mich ein. Ich verstand die Welt nicht mehr. Verblüfft starrte ich auf das Messer, dann auf die Tür und wieder zurück.Schließlich ging ich neben dem Taschenmesser in die Hocke. Da meine Hände auf den Rücken gebunden waren, brauchte ich ein paar Anläufe, bis ich das Messer schließlich in den Händen hielt. Jetzt musste ich nur noch versuchen das Seil durch zuschneiden. Aber ich schaffte es nicht. Ich versuchte es immer wieder. Konzentriert drehte und wendete ich das Messer in meinen Händen, aber sie waren so gefesselt, dass die Klinge das Seil nicht berühren konnte. Plötzlich klopfte jemand an mein Fenster. Zutiefst erschrocken zuckte ich zusammen. Vor dem Fenster stand ein hübscher Junge. Er konnte nicht viel älter als ich sein. Ich schätzte ihn auf 18 Jahre. Er hatte rabenschwarzes Haar und moosgrüne Augen. Ich war so überrascht, dass ich mit offenem Mund auf das Fenster zuging und ihn nur mit großen Augen anstarrte. Er lächelte freundlich. Auf seiner Nase entdeckte ich ein paar Sommersprossen. Aber nur ganz wenige. Ich sah in seine wunderschönen Augen. In meinem Bauch kribbelte es und mir wurde ganz leicht ums Herz. Er zeigte auf den Nachttischschrank, dann auf mich und dann wieder auf den Nachttischschrank. Mit dem Mund formte er ein paar Wörter und ich verstand. Ich rannte zu dem Nachttischschrank, zog die Schublade auf und klemmte das Messer dazwischen. Jetzt konnte ich das Seil durchschneiden. Es war sehr fest. Es dauerte eine Weile bis ich mich befreit hatte. Doch ich schaffte es. Endlich. Überglücklich rannte ich zurück zum Fenster. Der Junge stand immer noch lächelnd davor. Ich grinste zurück. Ich griff an den Fenstergriff, drückte ihn herunter und zog am Fenster. Aber es ging nicht auf. Ich rüttelte verzweifelt, aber egal wie viel Kraft ich aufbrachte, das Fenster ging nicht auf. Der Junge guckte mich fragend an. Und plötzlich ging mir ein Licht auf. Das Fenster war von außen verschlossen! Deshalb hatten Ryan und Liam so gelacht. Wäre ich allein, hätte ich keine Chance. Aber sie konnten ja nicht ahnen, dass ich Hilfe hatte! Mithilfe von Mimik und Gestik versuchte ich dem Jungen klar zu machen, dass nur er das Fenster öffnen konnte. Schließlich verstand er. Er untersuchte das Fenster und schob den Riegel vor. Es machte Klack! und das Fenster war offen. Schnell kletterte ich hinaus und stand nun vor ihm. Ich hätte heulen können vor Glück. „Wie heißt du?“, fragte ich dankbar. „Jason. Und du?“ - „Mia.“ Er hatte mich gerettet. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. Als erstes starrte er mich nur verblüfft an, doch dann lächelte er warmherzig. Endlich war ich frei. Erleichtert sah ich mich um. Der Wind ließ die Bäume rauschen und es war warm und sonnig. Der Van stand wieder vor dem Bungalow. Sven war zurück. Ich musste hier weg, bevor einer von ihnen meine Abwesenheit bemerkte. Schließlich stand ich immer noch vor dem Fenster. Jason tippte mir auf die Schulter. Ich wand mich zu ihm. „Ich höre Schritte.“, sagte er. Mein Herz setzte aus. Auch ich hörte Schritte. Und Stimmen. „Wir müssen hier weg!“, flüsterte ich hitzig. Ich wollte gerade wegrennen als Jason mich sanft festhielt. „Warte.“, sagte er. Liam, Ryan und Sven kamen um die Ecke. Als sie mich erkannten blieben sie stehen.
Sie sahen mich als erstes überrascht und entsetzt an. Dann wurden sie wütend. Entschlossen kamen sie näher. Ich konnte mich nicht rühren. Jason stand da, als wartete er gespannt darauf was als nächstes passierte. Als erstes rettete er mich, und nun lieferte er mich aus. Enttäuschung und Angst rangen in mir. „Darf ich mitspielen?“, fragte Jason. Was ist das denn für eine dumme Frage? Doch plötzlich verstand ich was er meinte. Er hielt das alles für ein Spiel. Besser gesagt für ein Schauspiel. Mir kam die Gabelung mit dem Schild in den Sinn. Schauspielgruppe. Jason musste Schauspieler sein. Er war falsch abgebogen. Auch die anderen verstanden. Ich wandte mich an Jason. „Du denkst- “ „Halt den Mund!!“, zischte Ryan scharf. Sein Ton war so schneidend, dass ich augenblicklich verstumme. Jason's Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Ryan überlegte. Blitzschnell trat er vor mich und rammte mir sein Knie in den Bauch. Der Schmerz war überwältigend. Ich ging in die Hocke und presste mir die Hände auf den Unterleid. Warum, verdammt, immer der Bauch?! Ich gab mir selbst die Antwort: Weil genau das am meisten weh tut. Ryan und Sven kamen hinter mich und packten mich. Liam kam vor mich. Er lächelte überlegen. Dann traf auch sein Knie mit aller Wucht meinen Bauch. Doch bevor ich überhaupt Luft holen konnte, hatte er erneut ausgeholt und rammte mir auch sein anderes Knie in den Bauch. Ich klappte zusammen. Meine Beine hielten mich nicht mehr. Mistkerl! Mein Magen zwickte höllisch. Ich schmeckte Galle. Nur mit Mühe konnte ich einen Brechreiz unterdrücken. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ryan und Sven schubsten mich auf den Boden. Ich konnte nicht aufstehen. Keuchend lag ich am Boden und versuchte meine beißenden Bauchschmerzen auszublenden. Jason starrte entgeistert auf mich hinunter. „Was ist, Junge? Macht dir das Spiel keinen Spaß mehr?“ spottete Liam. Er und Sven gingen bedrohlich auf ihn zu. Entsetzt wich er einen Schritt zurück. Ich kämpfte mich auf die Knie. „Nein!“, keuchte ich, „Lasst ihn! Er wusste es nicht besser.“ Ryan sah mich unbarmherzig an. Sie würden Jason weh tun. „Jason!“, rief ich, „Lauf! Das sind Sch- “ Wieder schnitt mir Ryan das Wort ab, indem er mir brutal ins Gesicht schlug. Mir wurde kurz schwarz vor Augen, dann ich landete auf dem Bauch und robbte ein Stück weg. Trotz grausamer Schmerzen sprang ich blitzschnell auf und wollte losrennen, aber Ryan hatte mich bereits wieder zu Boden geworfen. „Jason! Lauf!“ Ryan drehte mich gewaltsam auf den Bauch und fesselte mich wieder roh. Ich drehte den Kopf und hielt Ausschau nach Jason. Ryan zog mich hoch. Sven hielt Jason fest. Liam ging auf sie zu. Nein! Jason! Noch nie zuvor hatte ich einen so hilfsbereiten und netten Kerl kennengelernt. Er hatte mich gerettet. Ich kannte ihn zwar kaum, aber ich konnte nicht mit ansehen wie sie ihm weh taten. Doch es war zu spät. Liam stellte sich vor Jason und riss sein Bein hoch. Jason klappte zusammen. Sven hielt ihn fest. Es brach mir das Herz. Mir wurde klar, dass ich ihn liebte. „Nein! Hört auf!“, kreischte ich. Aber Liam holte erneut aus. Ich sank auf die Knie. „Okay, Ryan!“, sagte ich schmerzerfüllt,“ Was willst du? Was willst du von mir, damit ihr ihn gehen lasst?“ Ryan gebot Liam mit einer simplen Geste Inne zu halten und lächelte mich selbstgefällig an. „Dich.“, sagte er kalt. „Ich will, dass du alles tust was ich dir sage.“ Ich kapitulierte. Frustriert nickte ich. Ryan kam hinter mich und löste meine Fesseln. „Gib mir deine Hand!“, befahl er. Ich gehorchte. Er packte mein Handgelenk und band eine Art Armband darum. Es sah aus wie geflochtener Eisendraht. Ryan zog das Band straff und fixierte es. „Dieses Armband ist ein Elektroschocker, nur sehr schwer zu entfernen und ortbar. “, erklärte Ryan mir mit einem kühlen Grinsen. Entgeistert starrte ich auf das Band. Damit waren alle meine Hoffnungen vernichtet. „Und dein Freund bekommt auch so eins.“, lachte Liam. Sven hielt Jason immer noch fest. Mit gequältem Gesichtsausdruck sah ich zu, wie Liam auch Jason dieses Armband verpasste. Ryan lachte mich aus und zog mich auf die Füße. In meinem Kopf drehte sich alles und mein Magen brannte unangenehm. Dann wurden Jason und ich wieder in den Bungalow bugsiert und auf jeweils einen Stuhl gedrückt. Ryan wandte sich wieder an mich: „Mia, du wirst mit Jason hier auf die Schule gehen. Nachmittags wirst du deinen Job tun. Wir dürfen nicht auffallen und du weißt warum. Deshalb werdet ihr ab jetzt so tun als ob ihr Geschwister wärt und hier wohnt. Du kennst die Regeln. Zeig Jason wie man sich unauffällig benimmt und erkläre ihm die Regeln. Sollte sich einer von euch auch nur im entferntesten nicht daran halten, weißt du was euch blüht.“ Ängstlich beäugte ich das Armband. Liam lächelte. „Ich glaube sie hat verstanden.“, grinste er. Daraufhin zerrte Sven Jason zu meinem Zimmer und sperrte ihn dort ein. 'Und ich?',ging es mir durch den Kopf. Wenn Jason ab jetzt in meinem Zimmer wohnt, wo komm ich dann hin? Fragend sah ich zu Ryan. Er kam zu mir und führte mich durch ihr Schlafzimmer. Dort standen drei gemütliche Betten und zwei große Schränke. Wir durchquerten das Schlafzimmer und gelangten in einen sehr kleinen Flur. Rechts führte eine Tür in ein großes Bad mit Badewanne, Toilette, Waschbecken und Dusche. Rechts führte eine Tür zu einem anderen Gästezimmer. Es sah genauso aus wie mein Altes. Das Fenster war gekippt, was mich allerdings nicht interessierte. Flucht war zu einem unerreichbaren Ziel geworden. Ryan schloss nicht einmal die Tür ab. Ich setzte mich aufs Bett und schlief ein.


© Lucy


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Beschreibung des Autors zu "Es fing so harmlos an (3)"

Existiert Liebe auf den ersten Blick?

Für einen Menschen den du liebst, aufrichtig liebst, würdest du Grenzen überschreiten und Hindernisse überwinden, die du für dich selbst niemals in Kauf genommen hättest.

Liebe ist wenn man bis zum Ende geht. Und darüber hinaus.




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