2. Kapitel
Joey

Sonnenlicht dringt durch das Fenster und erhält das Zimmer. Meine Wange liegt auf seiner nackten Brust, meine Hand liegt auf seinem Bauch und mein Bein liegt über seine. Ich hab angst mich zu bewegen und ihn damit aufzuwecken. Langsam gleite ich von ihm und lege mich so hin, dass ich ihn ansehen kann. Sein Gesicht ist entspannt und er sieht viel jünger aus. Bryan hat dunkelblonde, fast goldene Haare, seine Augen haben die Farbe von eisblauem Wasser. So hell und so klar. Man hat das Gefühl, man könnte ihm direkt in die Seele sehen. Seine Nase ist gerade, sein Kinn ist kantig und seine Lippen sind schmal aber geschwungen. Er hat einen durchtrainierten Körper. Von den Bauchmuskeln über seine Armmuskeln bis hin zu seinen Füßen. Ohne nachzudenken lege ich meine Hand auf seine Brust, direkt über sein Herz. Von dort wandert sie zu seinen Schlüsselbeinen über seine Rippen zu seinem Bauch. Dort lass ich sie liegen. Meine Hand hebt und senkt sich im Ryhtmus seiner tiefen, gleichmäßigen Atemzüge. Er schnarcht leise. Seine Augenlider flattern und er öffnet die Augen. Unter meiner Hand spüre ich wie seine Bauchmuskeln hart werden. Er dreht seinen Kopf zu mir und lächelt mich an. Oh Gott, wie ich dieses Lächeln liebe. „Guten Morgen, Joey. Gut geschlafen?“, seine Stimme ist noch rau vom Schlaf. Ich lächle zurück und nicke. Er starrt auf meine Hand und sieht mich dann fragend an. „Schau nicht so. Ich wollte dich halt berühren“, sage und spüre wie meine Wangen rot werden. „Ahhhh. Du hattest also das Bedürfnis mich zu berühren.“ Er wackelte verführerisch mit seinen Augenbraun. Ich lachte und rollte mich auf den Bauch. Er stimmte mit ein. So lachten wir beide bis keiner mehr Luft hatte und uns der Bauch weh tat. Bryan ist der einzige Mann der mich zum Lachen bringen kann. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und ging in die Küche um Frühstück zu machen. Den Kaffee vom Vortag schütte ich weg und machte eine frische Kanne. Bryan mochte seinen Kaffee schwarz mit zwei Zuckerstücken. Während der Kaffee kochte, steckte ich Toastscheiben in den Toaster, stellte Butter und Marmelade auf den Tisch und gab jeden von uns noch ein Messer. Dann eile ich in mein Zimmer und ziehe mir ein leichtes Sommerkleid an. Es ist weiß und hat viele kleine Perlen. Ich liebe es. Das Kleid kann ich immer anziehen, es passt zu allem. Bryan hat immer diesen einen Blick wenn er mich in diesem Kleid sieht. Seine Augen werden groß, das eisige in seinen Augen schmilzt und sein Gesicht nimmt einen weichen Ausdruck an. Ich höre wie er einen Sessel vom Tisch zurück zieht. Der Geruch von frischem Kaffee verbreitet sich in der ganzen Wohnung. Ich gehe raus in die Küche, werfe Bryan ein Lächeln zu und hol die Kaffeekanne, die ich auf den Tisch stelle. Die zwei Toastscheiben lege ich auf die Teller und stelle einen vor Bryan und einen stelle ich auf meinen Platz. Er schlingt ihn hinunter und macht sich noch zwei. Nach dem Frühstück höre ich wie Bryan mit der Arbeit telefoniert und für heute Abend absagt. Heute gehört der Tag nur uns zwei. „Hey. Willst du heute Abend ins Kino?“, ruft er vom Vorraum in die Küche. „Klar, aber nur wenn du mich einladest!“, ruf ich zurück. Er kommt in die Küche und schüttelt seinen Kopf. „Oh komm schon. Letztes Mal hab ich bezahlt. Du bist der Mann.“ „Nur wenn wir vorher essen gehen“, entgegnet er. Ich sage ja und beende den Abwasch. Bryan nimmt mich an der Hand und zieht mich nach. Wir gehen raus und über die Straße zum Park. Dort setzt er sich auf eine Bank und zieht mich hinunter. Ich sehe in fragend an, doch er zuckt nur mit den Schultern. Wir beobachten die Passanten, wie sie an uns vorbei gehen, viele davon in ihren Anzügen und mit einer Ledertasche. Die Tauben picken die Brotkrümel auf, die eine alte Dame zu ihnen wirft. Ich schließe meine Augen und lass mich einfach treiben. Den Geruch von frisch gemähtem Gras und das Geräusch von singenden Vögeln nehme ich wahr. Bryans Schulter berührt meine und ich spüre wie sie sich gleichmäßig heben und senken im Ryhtmus seiner Atmung. Seine Hand berührt leicht mein nacktes Knie. Langsam öffnete ich meine Augen. Am Anfang erschien alles grünlich bis sich meine Augen an die Sonne gewöhnt hatten. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Bryan mich beobachtete. Ich lächelte und er verstand, dass ich ihn erwischt hatte. Leise lachend blickte er weg. Wir saßen noch bis zu Mittag auf der Bank und genasen die Zweisamkeit. „Na komm, lass uns was kleines zu Mittag essen“, sagt Bryan und bricht damit die Stille. Seine Stimme ist tief, rau aber hat auch manchmal einen sanften Ton. Bryan zauberte aus nichts etwas zu essen.
Nach dem Essen gehe ich in mein Zimmer, ziehe mich bis auf meine Unterwäsche aus und lege mich in mein Bett. Ich bin müde. Ich höre wie Bryan den Fernseher einschaltet. Langsam drifte ich in einen traumlosen Schlaf.
Eine sanfte Berührung meines Armes weckt mich. Ich öffne langsam meine Augen und sehe Bryan über mir stehen. „Hey, Schlafmütze. Es ist Zeit, dass du dich fertig machst. Wir gehen ins Restaurant um die Ecke. Der Tisch ist für 18 Uhr bestellt. Also beeil dich“, sagt Bryan und geht aus meinem Zimmer. Ich drehe mich auf die andere Seite und schaue auf den Wecker. Es ist 17:15 Uhr. Na toll, ich hab den ganzen Nachmittag verschlafen. Aber jetzt fühle ich mich besser. Ich zieh dasselbe Kleid an, das ich heute schon anhatte. Ich kombiniere es mit goldenen Ohrringen und einer goldenen Kette. Im Badezimmer trag ich leichtes Make – up auf und mach mir einen Pferdeschwanz. Bryan kommt rein und musterte mich von oben bis unten. Er zwinkert mir zu und beginnt sich zu rasieren. Sein drei Tage Bart finde ich sexy. Ich beobachte ihn während er sich rasiert. Als er fertig ist wirft er mir ein wissendes Lächeln zu und geht in sein Zimmer. Zwischen Bryan und mir besteht immer ein leichtes Flirten, aber er flirtet mit jedem. Also mach ich mir keine Hoffnungen, dass er mich endlich mal richtig sieht. Er sieht mich, doch nicht so wie ich es möchte. Ich folge ihn ins Zimmer und erstarre. Seine nackte Rückseite ist alles was ich in diesem Moment sehe. Ich schlage mir die Hand vor dem Mund. Bryans Rücken ist muskulös und das Tattoo von einem Adler breitet sich über seine Schulter aus. Sein Hintern ist straff und so sexy. Ich hatte das Bedürfnis ihn dort anzufassen. Ein Seufzer verließ ungewollt meinen Mund. In diesem Moment drehte sich Bryan um und ich sah seine vollkommene Vorderseite. Ich fing bei seinen Füßen an, wanderte über seine starken Beine hinauf zu seiner Brust. Als letztes sah ich sein Gesicht. Seine Augen waren weit geöffnet und sein Mund hängte ihm offen. „Joey?“, fragte er geschockt. Ich stammelte irgendwas, warf einen letzten Blick über seinen Körper und verließ sein Zimmer. Wie erstarrt blieb ich in der Küche stehen. Ein hysterisches Lachen verließ meinen Körper. Oh mein Gott, ich hatte gerade Bryan, meinen besten Freund, nackt gesehen. Ich hoffe das ändert sich nichts zwischen uns. Seine Hand berührte leicht meine Schulter und ich drehte mich um. Er lächelte sein sexy Lächeln. „Joey, hast du was gesehen, dass dir gefallen hat?“, fragte er und blickte mir dabei in die Augen. Ich überdrehte meine Augen und sagte: „Das weißt du doch. All die Mädels die sich dir an den Hals werfen, wissen worauf sie sich einlassen.“ Ich boxte im spielerisch auf die Schulter und holte meine Jacke. „Können wir dann los?“, rief ich Bryan über die Schulter als ich zur Tür ging. Er nickte und wir gingen zu seinem Wagen. Ich bin glücklich, dass es nichts zwischen uns änderte. Draußen war es schon dämmrig und die Straßenlaternen waren an. In unserem Lieblings Restaurant angekommen, bestellten wir. Ich bestellte mir einen Salat und als Dessert ein Tiramisu. Bryan nahm das Steak mit Kartoffeln und als Dessert ein Eis. Wir lachten viel und er flirtete mit der Kellnerin. Er bezahlte und öffnete mir die Autotür. Auf dem Weg zum Kino stellte ich meinen Radiosender ein. Bryan schüttelte seinen Kopf. Draußen war es dunkel geworden. Manchmal kamen uns ein paar Autos entgegen aber ansonsten war der Verkehr ruhig. Am Kino angekommen, geht Bryan zum Ticketschalter und ich gehe Popcorn und Getränke holen. Wir treffen uns vor dem Saal. Er sieht auf mich runter und lächelt. Seine Augen funkeln Verdächtig. Ich weiß nämlich nicht was für einen Film wir uns ansehen. Er legt den Arm um meinen Ellbogen und zieht mich in den Saal. Wir setzen uns hin und sehen uns die Werbung an. Der Saal wird dunkel und der Film beginnt. Die ersten Szenen spielen sich in einem Park ab. Eine Frau und ein Mann küssen sich, scheinen verliebt zu sein. Die nächsten Szenen spielen in ihrem Haus. Also ein Liebesfilm. Ich sehe zu Bryan rüber. Er sieht mich an und nimmt meine Hand in seine. Ein paar Minuten später nahm der Film eine Wendung. Plötzlich war ein Serienkiller hinter der Familie her. Ich drücke Bryans Hand jedes Mal wenn unverhofft eine schreckliche Szene kommt. Einmal schrie ich sogar. Als der Film zu Ende war schwor ich mir, dass ich nie wieder mit Bryan ins Kino gehe. Jedes Mal falle ich darauf rein und hoffe wir sehen uns einen normalen Film an. Ich hasse Horror, Thriller und alles was mit Mord oder anderen grauslichen Szenen zu tun hat. In der Halle spüre ich zwei Hände auf meiner Schulter und seinen Atem in meinem Nacken. „Ich liebe es, wenn du dich an mir festklammerst“, flüstert Bryan in mein Ohr. „Ich hab mich nur an dich geklammert, weil ich eine heiden Angst vor solchen Filmen habe, du Blödmann“, sage ich und drehe mich um. Er lachte leise und legte mir den Arm um die Schulter und zieht mich an seine Brust. Ich lache mit ihm. Solche Momente machen das Leben etwas leichter. Sie geben mir das Gefühl vergessen zu können. Doch ich weiß, dass ich jede Nacht zurück in die Vergangenheit reise in meinen Träumen und wieder durchlebe ich die dunkelsten Tage meines Lebens. Nur Bryan vermag etwas Licht in mein Leben zu bringen.


© Marion Felber


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Kommentare zu "Momente, die bleiben/ Kapitel 2 Joey"

Re: Momente, die bleiben/ Kapitel 2 Joey

Autor: noé   Datum: 12.03.2014 21:28 Uhr

Kommentar: Sehr gut!
noé

Re: Momente, die bleiben/ Kapitel 2 Joey

Autor: Lucy   Datum: 16.03.2014 22:50 Uhr

Kommentar: Wirklich gut. Wann deckst du ihr Geheimniss auf? ;)

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