Ulli war ein lieber Junge, dessen Eltern einen großen Bauernhof besaßen. Ulli spielte fast den ganzen Tag auf dem Hof herum und hatte ein besonders großes Herz für die Vögel, die sogar Nester in der Scheune seines Vater bauten. Einige waren außerdem mittlerweile so zutraulich geworden, dass sie dem Jungen das Futter aus der offenen Hand fraßen.

Eines Tages flatterte ein bunter Vogel hilflos auf dem Hof herum, den Ulli vorher noch nie gesehen hatte.

„Bitte helf mir! Ich bin ein Papagei und habe mich am rechten Flügel verletzt“, sagte das farbige Federviech zu dem Jungen, der völlig verdutzt darüber war, dass dieser sprechen konnte.

„Ich bin Ulli“, sagte er zu dem Vögelchen. „Du siehst so traurig aus. Was ist mit dir passiert?“

„Ich bin Willi, der Papagei. Die Tür meines Käfigs stand offen und dann bin ich einfach nach draußen geflogen, um mich in der weiten Welt einmal so richtig umzuschauen. Leider habe ich schon bald die Orientierung verloren und bin schließlich hier bei dir gelandet. An einer Stromleitung habe ich mir den rechten Flügel veletzt und kann jetzt nicht mehr richtig fliegen. Was soll ich bloß machen?“, sprach dieser und wollte schon weinen.

Ulli war etwas überrascht und hatte jetzt Mitleid mit dem Papagei. Er war aber fest dazu entschlossen, ihm zu helfen.

„Du kannst bei mir bleiben, solange du nicht richtig fliegen kannst. Ich werde dir helfen, bis du wieder gesund geworden bist“, antwortete Ulli.

In den folgenden Wochen verbrachte Ulli die meiste Zeit des Tags mit Willi, dem Papagei, die bald zu unzertrennlichen Freunden wurden. Es dauerte auch nicht lange, da war der Papagei wieder gesund, der jetzt lustig und ausgelassen über den ganzen Bauernhof flatterte.

„Ich möchte am liebsten für immer bleiben. Hier auf dem Hof ist es schön und es gibt so viele andere nette Tiere bei euch, mit denen ich schon Freundschaft geschlossen habe. Was ist Ulli? Darf ich bei dir bleiben? Ich werde auch keine Probleme machen.“

„Meine Eltern habe ich deswegen schon gefragt. Sie haben längst bemerkt, dass wir beide uns gut verstehen und viel Spaß miteinander haben. Hier bei uns brauchst du auch keinen Käfig. Man sollte überdies sowieso keine Tiere einsperren, schon gar nicht Vögel. Schau dir die anderen Tiere hier bei uns an! Sie alle leben auf dem Bauernhof und auf den Wiesen in Freiheit und fühlen sich wohl dabei.“

„Deswegen möchte ich ja auch so gerne bei euch bleiben. Ich will nie wieder in einem Käfig leben müssen. Ich möchte frei sein, wie es sich für einen Vogel gehört.“

„Jawohl! Freiheit für Willi!“, rief Ulli auf einmal, lachte jetzt aus vollem Herzen und der Papagei wippte dabei mit aufgerichteten Kopffedern bejahend rauf und runter.


ENDE

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Kommentare zu "Freiheit für Willi!"

Re: Freiheit für Willi!

Autor: Heiwahoe   Datum: 23.08.2023 13:08 Uhr

Kommentar: Hallo Übelwind!

Zeit meines Lebens war ich ein Einzelgänger und zwar ganz bewusst. Freundschaften lehne ich ab, weil es die in Wirklichkeit nicht geben kann. Der Mensch ist viel zu egoistisch

Ich hasse den Menschen nicht, aber ich liebe ihn auch nicht. Der Grund liegt darin, dass die Kreatur Homo sapiens "determiniert" ist. Alles an ihm ist (vorab) bestimmt, festgelegt, was auch seinen Handlungen und Entscheidungen anbelangt.

Auch die Idee, der Mensch verfüge über eine sog. Willensfreiheit, ist nichts weiter als eine Illusion. Auch die Entscheidungsfreiheit ist eine Illusion, wie auch das ICH nur eine von unserem Gehirn erzeugte Vorstellung ist. So ist der Mensch nicht einmal Herr im eigenen Haus.

Denk mal darüber nach!

Gruß

Heiwahoe

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