Der Planet der bunten Allerweltsaffen

© Alf Glocker

Es war einmal ein wunder-wunder-wunder, oder noch schönerer Planet – gleich hinter dem 13. Mond, im Omega Centauri- Antisystem (das liegt hinter dem 3. Ereignishorizont, wo man es überhaupt gar nie nicht finden darf, äh: kann). Dort gab es die Blauaffen, die sich selbst als „Bären“ bezeichneten, die Türkisaffen, vor denen wiederum die Quartalsaffen (leicht rötlich) keine Angst hatten, die Arabisquitt-Affen, die normalerweise graubraun waren und unter der Fuchtel der Türkisaffen standen, die gelben Lackaffen, die Nachtmar-Affen, die so dunkel aus der Wäsche glotzten, daß man sie selbst bei hellem Mondlicht noch für unsichtbar hielt und die Gar-Affen, die so wahnsinnig viel auf dem Kasten im Wohnzimmer und kaum hungernde Kinder hatten, daß sie von allen anderen Buntaffen zusammen teuflisch gehasst wurden. Alle zusammen bewegten sich auf eine kritische Grenze zu!

Was will uns die Bezeichnung „Kritische Grenze“ sagen? Nun, uns geht das ja zwar nichts an, weil wir hier auf der Erde sooo viel vernünftiger als Deppen hinter 13 Monden sind…aber bitte: Hier ist die Auflösung: Der Planet der Allerweltsaffen trug bereits 8 Milliarden Äffchen, Unteraffen und Oberaffen, äffisch Verliebte (die vom Affengott beschützt wurden), sowie Afteraffen, Gier-Affen und Superaffen in allen nur vorstellbaren Schattierungen. Ihr Planet konnte jedoch nur ca. 3 Milliarden intelligenter Normalaffen, die vor allem keinem Schwachmaten-Gott huldigten tragen. Aber auch nur, wenn es konstant bei dieser äffisch klugen Anzahl blieb – ansonsten drohten die Austrocknung der Böden und die völlige Abholzung der Regenwälder, was nicht mehr und nicht weniger als eine erforderliche Einstellung der allgemeinen Atemlust-Luft zu bedeuten hatte. Das klingt fatal!

Und das klingt nicht nur so, das war es natürlich auch! Also kamen die Ober- und die allerobersten Regierungsaffen sämtlicher zur Verfügung stehender Hemisphären des bunten Allerweltsplaneten mit den Überaffen der Wirtschaftskreise genau derselben Affengesellschaft ungütlich überein, daß sie nichts von ihrem angehäuften Reichtum abgeben wollten. Dabei dachten sie selbstverständlich auch an die Hungernden, die sie unwohl und absolut übel, mit in ihre Überlegungen einbeziehen mussten. Haha! Deshalb gelangten sie – wie Politiker im ganzen Universum gerne sagen – „gemeinsam“ zu folgenden Beschlüssen… Die Mauer muss weg! (Dieser Ausspruch wurde einstmals von sich, von einem ihrer aller-aller-größten Vor- und Zurück-Bilder, das „Bralli Wind“ hieß, gegeben und nunmehr erneut als modern, wenn auch mit kuriosen anderen Vorzeichen, angesehen werden musste, propagiert). Die Mauern waren diesmal nicht die gleichem wie zu Bralli Winds Zeiten, der mittlerweile vom Winde verweht war, aber es gab noch ganz natürliche, welche, solche, bzw. Normale.

Sie bestanden in der Abgrenzung der Größtmächte unter-einander, die sich sehr von-einander unterschieden und die Unterschiede von daher schleunigst beseitig werden mussten. Das nannten die Oberst-Affen „Affobalisierung“ und sie verlangten die sofortige Zustimmung sämtlicher Affenkreise der bunten Affenwelt. Fast alle Affen fingen sofort zu applaudieren an! Nur die Gar-Affen weigerten sich zunächst ihre extra-isolierende Spezial-Position unter den Affenmassen aufzugeben, obwohl eine unglaubliche Affenfrau unter ihnen, die sogenannten Kriechaffen, Quartalsaffen, Türkisaffen, Lackaffen und Nachtaffen, sowie die Quartalsaffen und natürlich auch die Blau-und anderen Affen, zu sich nach Hause einlud, wo sie Kuchen anstatt kein Brot essen sollten und sich mit so vielen Gar-Affenmädchen verheiraten oder sie ganz einfach über-zeugen konnten und durften wie sie nur wollten. Das war in der Gegend wo Gar-Affen wohnten auch bisher so üblich gewesen und wer dem jetzt (in der Krise, die keine war) widersprach, der wurde zum Quwehrdenker ernannt und mit dem Damoklesschwert erster Absurdität ausgezeichnet!

Daraufhin gingen diese Quwehrdenker aber auf die Straße! Sie zogen sich auffällige Westen an, oder auch nicht – und sie vermehrten sich ohne Sexualität von Woche zu Woche, von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde. Das machte die allerobersten der oberen Oberaffen sehr stutzig und sie beschlossen dem fruchtbaren Treiben ein unrühmliches Ende zu setzen! Sie trafen sich, unter dem Deckmäntelchen dort Vorträge halten wollen, in der gelben Lackaffenstadt Hawun und berieten – unweit einer Fabrik für biologische Kampfstoffe – was denn nunmehr zu tun sei oder sein könne…und sie kamen insgesamt überein, daß ein Virus die Lösung der Lösungen sei, die Ultima Affen-Ratio: Das Beste was man sich einfallen lassen kann, nicht darf, aber soll. Und sie freuten sich äffisch als ein geeigneter Erreger endlich gefunden war. Gill Bäts hatte ihn unter dem Mikroskop entdeckt. Und als einer der Allerobersten Oberaffen das Mikroskop anhob, da wurde er freigesetzt!

Nun galt es schnell zu handeln! In der größten Not, kurz vor dem offiziellen Ausbruch der zu erwarten gewesenen Affen-Pandemie schoss einer der ganz Großen Affen, seines Zeichens Größtunternehmer, ein gewisser Malon Esk 60 „Kommunikationssatelliten“ in eine Umlaufbahn des Affenplaneten, hinter dem 13. Mond, im Antisystem Omega Centauri, gleich nach dem 3. Ereignishorizont, die eine wunder-wunder-wunderschöne Lichterkette am Sternenhimmel bildete. Leider war grade gutes Wetter und alle bekamen es mit. Aber das änderte jetzt auch nichts mehr an allen wunder-wunder-wunderbaren Tatsachen mit denen die Affen-Oberaffen-Schicht die Situation in den Griff zu kriegen gedachte. Wie aber sollte dieses „Indengriffkriegen“ im Einzelnen aussehen? Die Erklärung hierfür wurde von einem Oberaffen-Philodoofen verfasst der sich Schlaus Quak nannte. Sein Buch trug den Titel „The Reat Gretess“ und dieses Weisbuch ließ keinen Widerspruch gelten, denn es war ausgesprochen logisch und weise verfasst, was ja aus dem Namen „Weisbuch“ bereits genügend hervorging! Öffentlich ließ man jedoch verlauten: Alles wird gut!

Daß alles für alle immer gut wird glaubten auch alle, bis auf die Quwehrdenker der Gar-Affen, die einiges Überflüssige zu bedenken gaben. Auf sie hörte allerdings keiner mehr, denn Beschlossenes war eben beschlossen und jeder innerhalb der Oberaffenkreise zeigte sich ausgesprochen zufrieden damit! Besagte Beschlüsse ergaben folgende Agenda: Gar-Affen braucht kein Affe. Sie demonstrieren immer nur für ihre Rechte und sie verlangen stets mehr Lohn und eine vorzügliche Altersversorgung! Für die auszuführenden Arbeiten in der Zukunft würden die anderen Affen genügen, da sie entweder durch religiöse Verblendung oder einfache Staatsraison problemlos zu steuern sind. Für alle Fälle hatte Malon Esk auch noch einen Chip erfunden, der ihnen das nötige Wissen für all ihre Aufgaben vermitteln würde. Was jetzt noch gebraucht wurde war eine (grauenhaft darzustellende) Pandemie, für die man entsprechende Vorbereitungen zu treffen hatte: Man senkte den Lohn des Krankenauspersonals derart, daß die Reduzierung der Intensivbetten höchstnotwendig erschien. Dann kam die Impfpflicht! Sie sollte alles zum Guten wenden…

Außerdem ermöglichte sie zweierlei: Die präzise Steuerung der Geimpften, bis hin zu ihrer Auslöschung, die Steigerung der Einkünfte der Pharmakonzerne und die Bloßstellung von diversen „Staatsfeinden“ als Sündenböcke der Nationen. Demonstrationen konnten jetzt zudem, ganz wie von selbst logisch erscheinend, verboten werden, damit sich niemand ansteckt – die Regierungen blieben damit stabil und das größte Unheil, die wahnsinnige Überbevölkerung konnte in Angriff genommen werden. Die zunächst nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung, erst einmal die Gar-Affen die bisher für die weltweite Versorgung mit Konsumgütern gesorgt hatten, aus dem Verkehr zu ziehen begann. Die Lackaffen kauften sämtliche Betriebe der Gar-Affen auf und die Arabisquit-Affen bevölkerten nach und nach die Länder der halben Affenwelt (von der der Lackaffen abgesehen, die generell niemanden bei sich aufnahmen, der nicht unbedingt vorläufig gebraucht wurde). Niemand Artfremdes war dort gerne gesehen. Etwaige Unstimmigkeiten konnten in der übrigen Welt noch durch die Arabisquit-Affen halbwegs glimpflich mit dem Taschenmesser geregelt werden. Die Impfstoffe wurden als generelles Regulativ eingesetzt.

Woraus sie bestanden wurde einerseits von den Regierungen tunlichst verschwiegen und wenn es jemand in Erfahrung brachte und frecherweise Zusammenhänge herzustellen wagte, dann wurde er diffamiert und verfolgt! So sollte es bis in alle Ewigkeit weitergehen – aber was kam dabei heraus? Nichts als das absolute Glück! Es war nicht das geplante Glück, aber Glück war es durchaus, denn nichts wurde wie man es gewollt hatte (denn 1. kommt es anders und 2. als man denkt). Durch ewiges Nachspritzen starben die freien Gar-Affen so langsam aus. Der Neid, den ihr bescheidener Wohlstand erregt hatte war einfach zu groß gewesen. Aber manche von ihnen erwiesen sich beizeiten als schlau genug ihre Gene in die Lebenskreisläufe der Nachtaffen, der Blauaffen, der Lackaffen, der Türkisaffen der Arabisquit-Affen und der Quartalsaffen einzuschmuggeln. Das fiel nicht auf, denn ihr Erbmaterial war sehr schwach, zeigte aber auch keine Wirkung im Hinblick auf einen erfahr-und sichtbaren Fortschritt mehr.

Und so wurde es still hinter dem 3. Ereignishorizont, auf dem wunder-wunder-wunderschönen Planeten, gleich nach dem 13. Mond, im Omega-Centauri-Antisystem, wo man gegen die Errungenschaften der Evolution auf höchster kultureller Bildungsebene gefrevelt hatte (denn der höchste Wert einer Zivilisation besteht eben nicht aus Geld und Gut, sondern vor allem aus guten Eigenschaften). Wie man sich hätte ausrechnen können übernahmen zuerst die Arabisquit-Affen die Herrschaft über die halbe Welt, um dann von den gelben Lackaffen in allem abgelöst zu werden. Da konnte ihnen ihr strenger Glaube an den Schwachmaten-Gott auch nicht mehr helfen. Schlaus Quap war längst tot als die letzten Mischungsergebnisse der allgemeinen Reduzierungsbemühungen, gechipt, überarbeitet, sterilisiert und ignoriert, verendeten. Dann trat ein großer Frieden in diesem Bereich des Universums ein – und es änderte sich (durch wunder-wunder-wunderschöne Traditionen) solange nichts mehr auf dem bunten Allerwelts-Affenplaneten, wo nun erstmals wirklich alle gleich waren, nichts mehr. Das ging gut und immer besser, bis sich endlich die Sonne, um die der Planet kreiste aufblähte und alles in einem einzigen, gewaltigen Liebesakt in sich aufsog. An dieser Stelle ist „heute“ ein schwarzes Loch!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der Planet der bunten Allerweltsaffen"

Re: Der Planet der bunten Allerweltsaffen

Autor:   Datum: 07.12.2021 11:02 Uhr

Kommentar: Lieber Alf, da hast du einiges auf den Affenplaneten projiziert - großartig !

Lg Herbert

Re: Der Planet der bunten Allerweltsaffen

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 07.12.2021 11:04 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
mit Bewunderung und Schmunzeln gelesen.
Hochwertige Schachfiguren.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Der Planet der bunten Allerweltsaffen

Autor: Alf Glocker   Datum: 07.12.2021 12:20 Uhr

Kommentar: Vielen Dank lieber Wolfgang!

Die Schachfiguren sind 50 Jahre alt...einige von ihnen waren zerbrochen. Ich musste sie reparieren und wieder neu aufmöbeln...

Liebe Grüße
Alf

Re: Der Planet der bunten Allerweltsaffen

Autor: Alf Glocker   Datum: 07.12.2021 12:22 Uhr

Kommentar: Fast vergessen/übersehen (den Kommentar) - Vielen Dank lieber Herbert!

LG Alf

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