Warum der Maulwurf Samtpelz lesen lernen wollte…


Der Maulwurf Samtpelz lebte und wohnte im Märchenwald. Er war ein friedlicher und fleißiger Gesell, und er war bei allen Tieren beliebt.
Die Geschehnisse und die Ereignisse, die im Märchenwald passierten
erfuhr er immer von Frau Elster.
Nun begab es sich, dass die Elster sich an einer Grippe ansteckte.
Sie lag mit hohem Fieber in ihrem Bett, und der Herr Grünspecht
betreute sie.
Samtpelz war nun nicht mehr über die Geschehnisse im Märchenwald
informiert.
Diese Unwissenheit schlug ihm auf seinen Magen. Seine Nachbarin, die
Wühlmaus Anna brachte ihm seine Lieblingsspeise, gekochte Mehlwürmer in Ameisensoße, garniert mit Birnenscheiben, doch er ließ
seine Lieblingsspeise unberührt stehen.
Der Maulwurf konnte nicht lesen und deshalb hatte es für ihn keinen Sinn, die Märchenwaldzeitung zu bestellen.
Die Wühlmaus Anna machte Samtpelz den Vorschlag, er könne doch
in die Waldschule gehen und dort lernte man Lesen.
Der Maulwurf ging zur Waldschule der Tiere. Dort angekommen begegnete er der Haubenlerche, die in der Schule als Lehrerin arbeitete.
Samtpelz trug freundlich sein Vorhaben vor.
Die Haubenlerche sagte: „ Als erstes reinigen sie erstmal ihre schwarzen
Hände und dann säubern sie ihren Mund, an dem befinden sich ja Erdkrumen.“
Die Haubenlerche zwitscherte weiter und meinte, einen solch ungepflegten Kerl, wie sie, wird unser Direktor Onkel Uhu nicht aufnehmen.
Dem guten Maulwurf kamen die Tränen gelaufen, und er begab sich
schweren Herzens auf den Nachhauseweg. Unterwegs begegnete er
Meister Rotpelz, dem Fuchs.
Der Fuchs fragte Samtpelz, warum er denn so traurig sei. Der Maulwurf
erzählte dem Fuchs von der schnoddrigen Haubenlerche. Rotpelz sagte: „ Ich kann dir helfen, denn beim Direktor Uhu habe ich noch etwas gut.“
Der Fuchs suchte den Uhu auf und der gab seine Einwilligung für des
Maulwurfs Schulbesuch.
An einem Freitag, gegen acht Uhr, ging der Maulwurf in die Waldschule.
In der Waldschule waren schon alle Waldtiere. Die Lehrerin begrüßte den Maulwurf dermaßen überfreundlich, dass alle Tiere staunten. Samtpelz bekam in der letzten Bankreihe einen Fensterplatz, von dort aus konnte er die Kirchturmuhr sehen. Die Tiere hielten sich alle von ihm fern, und kein Tier redete mit ihm.

Der Maulwurf ging immer traurig nach Hause, denn der Schulbesuch
bereitete ihm keinen Spaß.
Die Wühlmaus sagte zum Maulwurf: „ Du musst in der Schule alles ertragen, wenn du lesen lernen möchtest.“
Die Waldtiere ärgerten Samtpelz ständig. Einmal versteckten sie seinen Schulranzen, dann entfernten sie das Tintenfass aus seiner Bank.
in seine Jackentaschen steckten sie Nacktschnecken, oder sie rissen Seiten aus seinem Rechenheft, und machten noch andere Streiche.
Das einzige Tier, was sich nicht an den Streichen beteiligte ,war die Tannenmeise Pinkpink. Eines Tages traf sie den Wolf Isegrim und sie erzählte ihm von den Streichen der Waldtiere.
Der Wolf sagte zur Tannenmeise: „ Da muss Abhilfe geschaffen werden,
ich werde mich der Sache annehmen.“
Am nächsten Tag lief Isegrim zur Waldschule und wartete bis zum Schulschluss. Als die Waldtiere den Wolf sahen rannten sie in alle Himmelsrichtungen davon. Der Wolf hatte aber Glück, denn er erwischte den Anführer der bösartigen Waldtiere.
Der Anführer war der heimtückische Waschbär Kurt. Der Waschbär
wimmerte: „ Lieber Wolf lass mich bitte los, was soll ich denn getan haben?“ Isegrim sagte: „ Jetzt verstellst du dich sogar! Du und deine Freunde, ihr habt den Maulwurf immer geärgert.“
Kurt sagte: „ Das werden wir nie wieder tun.“ Der Wolf meinte, das will
ich auch hoffen, sonst werdet ihr meine Rache spüren.
Der Wolf Isegrim ließ den Waschbär los und dieser rannte wie ein
geölter Blitz davon.
Von Stund an waren alle Waldtiere zu Samtpelz freundlich. Sie halfen
ihm sogar bei seinen Schularbeiten. In kurzer Zeit lernte Samtpelz
lesen. Der Maulwurf bestellte die Waldzeitung, die Jakob, der Eichelhäher täglich brachte.
Nachdem die Elster wieder gesund war, besuchte sie ihren Freund,
den Maulwurf. Der Maulwurf war mächtig stolz, dass er nun lesen konnte.
Er las der Elster einige Annoncen aus der Waldzeitung vor, worauf
sie meinte:“ Sie haben ja das Zeug für einem Professor!“
Zum vierten Advent wählten alle Waldtiere den Maulwurf zum „Ehrenbürger des Märchenwaldes.“
Dieses war ein besonderes Privileg, denn von nun an mussten alle
Tiere auf den Maulwurf hören, und sich auch unterordnen.
Seine Freunde, die Elster und die Wühlmaus Anna vergaß der Maulwurf
nicht, für sie hatte er immer schöne Geschenke bereit.


© Jürgen


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Kommentare zu "Warum der Maulwurf Samtpelz lesen lernen wollte..."

Re: Warum der Maulwurf Samtpelz lesen lernen wollte...

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 28.01.2021 20:42 Uhr

Kommentar: Lieber Jürgen,
ich habe beim Lesen geschmunzelt. Warum können sich die Tiere vertragen und die Menschen nicht? Deine kurze Geschichte hat auch das Zeug zu einer Kindergeschichte.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Warum der Maulwurf Samtpelz lesen lernen wollte...

Autor: Michael Dierl   Datum: 29.01.2021 19:54 Uhr

Kommentar: Wirklich eine ganz tolle geschrieben kleine, außerordentlich, nette Geschichte. Ich mußte sehr oft schmunzeln drüber. Saugern gelesen! Das ist das was mich als Kind immer schon begeister hat. Diese Geschichte ließe sich sehr schön illustrieren und ist, so denke ich fast schon, therapeutisch wertvoll. Danke für's Schreiben!

LG Michael

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